Ingo Bauer, zusammen mit seiner Frau Sibylle Vesenmayer in der Geschäftsführung von Vesenmayer Reisen Bonndorf tätig, blickt trotzdem positiv in die Zukunft. Im März standen bei Vesenmayer Reisen ursprünglich fünf Busfahrten ins österreichische Skigebiet Ischgl im Kalender – alle Fahrten seien storniert worden, erläuterte Ingo Bauer auf Anfrage. Bis zu 80 Personen je Märzwochenende, die mit Vesenmayer Reisen nach Ischgl wollten, traf die Absage des Bonndorfer Reiseunternehmens. Gesundheit gehe jedoch vor, so Ingo Bauer. Ingo Bauer hatte mit Blick auf das spätere Geschehen in Österreich völlig richtig und vorausschauend gehandelt.
Dass im Paznauntal/Ischgl im österreichischen Südwesten irgendetwas nicht stimmt, schwante isländischen Behörden bereits Ende Februar. Sie erklärten das Skiparadies am 5. März zum Risikogebiet. Übrigens erst am 14. März riefen Rudolf Anschober, österreichischer Bundesminister für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, sowie Karl Nehammer, österreichischer Bundesminister für Inneres, diejenigen, die sich seit 28. Februar in den vom Coronavirus betroffenen Regionen Paznauntal, St. Anton am Arlberg und Heiligenblut aufgehalten hatten, auf, sich in häusliche Selbstisolation zu begeben. Seit 13. März stuft auch das deutsche Robert Koch-Institut Tirol als Risikogebiet ein.
Doch Ischgl ist nicht das einzige Reiseziel, das für Vesenmayer Reisen wegfällt. Vorerst bis zirka Ende Mai wurden alle großen Saisonwochen- und Abschlussfahrten, wie England, Spanien, Frankreich und Italien, auch von den Schulen abgesagt. Hinzu kommen Absagen für Senioren-, Vereins- und VHS-Fahrten, Busangebote zu Messebesuchen – der Busunternehmer spricht von einem derzeitigen 100-prozentigen Einbruch des Reisegeschäfts. Nicht zu vergessen der ausgedünnte ÖPNV-Linienverkehr – „wir sind definitiv in einem betrieblichen Kampfmodus“, so Ingo Bauer.
Ingo Bauer bleibt im Gespräch trotz dieser düster erscheinenden derzeitigen Bilanz ruhig. Das Bonndorfer Busunternehmen habe in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet, habe eine gute betriebswirtschaftliche Substanz, sei technisch modern aufgestellt. In einem halben Jahr bis Jahr werde man hoffentlich wieder durchstarten können, schätzt Ingo Bauer. Von einer betrieblichen Verkleinerung aufgrund der derzeitigen Situation möchte Ingo Bauer nichts wissen. Betriebsintern werden Maßnahmen ergriffen. In normalen Zeiten fahren fünf Hauptfahrer und noch bis zu fünf Aushilfsfahrer für Vesenmayer Reisen.
Kurzarbeit werde es vorerst nicht geben, eingefahren werden allerdings durchaus Minusstunden, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf null gefahren werden sollen. Von den drei Reisebussen der Vesenmayer-Flotte mit zehn Fahrzeugen werden vorerst zwei abgemeldet, um Kosten zu sparen. Auch wenn die kommenden Monate mit betrieblichen Mitteln aufgefangen werden sollen, hofft Ingo Bauer doch für die Branche auf weitere finanzielle Hilfe der Landespolitik und dem ÖPNV.
Im Reiseverkehr erwirtschaftet Vesenmayer Reisen nach eigenen Angaben 30 bis 40 Prozent des Jahresumsatzes, im ÖPNV 60 bis 70 Prozent, dazu kommt noch der Taxibereich. Gegründet wurde das Unternehmen Vesenmayer 1928 und wird von Sibylle Vesenmayer und Ingo Bauer seit 14 Jahren in der dritten Generation als Familienbetrieb geführt. Aushilfsweise werden sie auch von den beiden 23- und 26-jährigen Söhne unterstützt.