Juliane Kühnemund

Macht der Klimawandel mit all seinen Folgen unserem Wald den Garaus? Der Bonndorfer Stadtförster Steffen Wolf wollte diese Frage weder mit einem eindeutigen Nein, noch mit einem Ja beantworten. Tatsache aber ist: Die Klimaextreme, insbesondere die starke Trockenheit und die dadurch begünstigte Entwicklung des Borkenkäfers, machen dem Wald enorm zu schaffen.

Tatsache ist zudem, dass die Forstexperten mit viel Aufwand die nächste Invasion der Käfer bekämpfen und nachhaltige Konzepte entwickeln für einen klimaresistenteren Wald.

Trockenheit setzt der Fichte zu

Die extreme Trockenheit des vergangenen Jahres und auch der Vorjahre setzt insbesondere den Fichten zu. Den flachwurzelnden Nadelbäumen fehlt Wasser, sie geraten in Trockenstress. Wärme und Trockenheit begünstigen aber gleichzeitig die Entwicklung der Borkenkäfer, die zudem in den kränkelnden Bäumen einen idealen Brutraum finden.

Statt ein bis zwei Generationen, können sich vier bis fünf Generationen im Jahr entwickeln. Bei einer solchen Massenvermehrung attackieren die Käfer auch gesunde Bäume, ein Absterben ist dann nur noch eine Frage der Zeit.

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Auch Tannen sind gegen Trockenheit und Käferbefall nicht gefeit, und selbst bei Buchen wurden bereits Trockenschäden festgestellt. Sind im Wald bereits „Käferlöcher“ entstanden, haben auch die vermehrt auftretenden Stürme leichtes Spiel und reißen weitere Schneisen in den Baumbestand.

Wie Steffen Wolf erläuterte, gehen die Prognosen davon aus, dass auf den Höhen des Schwarzwaldes bis zum Jahr 2050 ein Klima herrschen wird, wie im Rheintal.

Auch Landwirtschaftsminister schlägt Alarm

Schlechte Voraussetzungen für Fichten und Tannen. Wie Steffen Wolf weiter informierte, schlägt nicht nur das Kreisforstamt Alarm, auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk, der vor kurzem in Ühlingen-Birkendorf zum Thema Forstreform referierte, sieht in den durch die Klimaextreme ausgelösten Waldschäden ein riesiges Problem.

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Was tun? Die Forstbetriebe werden sich umstellen und vermehrt auf klimaresistentere Baumarten setzen müssen. Die Fichte werde wohl nur noch in einer Höhenlage von über 800 Metern eine Chance haben, meint Steffen Wolf. Mit der Trockenheit besser zu Recht kommen Eichen und Douglasien. Die Forstliche Versuchsanstalt habe Forschungsprojekte in Angriff genommen. Unter anderem werden Baumarteneignungskarten, abgestimmt auf die jeweiligen Standorte, erstellt.

Alle Waldbesitzer sind gefordert

Gegen den Borkenkäfer – die erste Generation ist durch den warmen und trockenen Februar bereits in den Startlöchern – wurde ein Managementplan entworfen. Alle Waldbesitzer sind aufgefordert, ihre Bestände zu kontrollieren, Käfernester aufzuspüren und befallene Bäume zu schlagen, rasch aufzuarbeiten und abzufahren.

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Wohin mit dem Holz? Die großen Mengen an Käfer- und Sturmholz haben dazu geführt, dass die Sägereien ausgelastet sind. Die Möglichkeiten, Holz auf Nasslagern zu deponieren, ist begrenzt, aus Wasserschutz- und Naturschutzgründen.

Insektizide nur als letztes Mittel

Der Einsatz von Insektiziden stellt zwar eine Möglichkeit des Holzschutzes auf Lagerplätzen dar, könne aber nur als letztes Mittel gerechtfertigt werden, schreibt der Landesbetrieb ForstBW in einer Broschüre. Dort ist auch die Rede davon, das schwache Holz zu hacken und das Hackmaterial aus Gründen der Nährstoffnachhaltigkeit zurück in den Wald zu verblasen. Letzteres macht Arbeit, kostet Geld, bringt nichts ein.

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Wie sieht es auf dem Holzmarkt aus? Das Überangebot an Holz wirkt sich natürlich auf den Holzpreis aus, dieser ist gefallen und fällt wohl noch weiter, wie der Bonndorfer Stadtförster befürchtet. Lag der Preis für gute Fichte einst bei fast 100 Euro pro Festmeter, werden jetzt – je nach Stärke des Holzes – nur noch 70 bis 80 Euro pro Festmeter bezahlt, Tendenz fallend. Beim Käferholz müssen weitere Abschläge in Kauf genommen werden.

Wie ist die Situation in Bonndorf?

Auch im Stadtwald Bonndorf sind im vergangenen Jahr große Mengen an Sturm- und Käferholz angefallen. Nach den Worten von Stadtförster Steffen Wolf waren es rund 5000 Festmeter Käferholz und 5000 Festmeter Sturmholz und das bei einem Jahreshiebsatz von 16 000 Festmetern Holz. „Dennoch sind wir sehr glimpflich davongekommen“, sagte Steffen Wolf, durch eine sehr frühe Aufarbeitung des Sturmholzes habe dieses noch gut verkauft werden können. Ein stattlicher Gewinn von rund 200 000 Euro war unterm Strich übrig geblieben.

Schon wieder viel zu warm und zu trocken

In der Planung für 2019, die im vergangenen August erstellt wurde, war der Stadtförster erneut von einem Gewinn in ähnlicher Höhe ausgegangen. Hier werde man aber wohl Abstriche machen müssen, mutmaßt der Forstexperte. Das Frühjahr 2019 war schon wieder viel zu warm und zu trocken, der Borkenkäfer schlägt insbesondere in den Beständen auf Kalkstandorten zu.

Mit einem blauen Auge sei man beim Sturm am vergangenen Wochenende davon gekommen. „Die Schäden halten sich im überschaubaren Bereich.“ Steffen Wolf geht aber von weiter sinkenden Holzpreisen aus und – es muss auch in die Aufforstung der Sturm- und Käferflächen investiert werden.

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Der Stadtförster setzt dabei auf Eiche und auch die Douglasie komme mit dem Klimawandel besser zurecht. Die Hoffnung, dass sich das Jahr 2019 doch noch waldfreundlicher entwickeln wird, gibt Steffen Wolf noch nicht auf. Wobei: Man bräuchte jetzt acht Wochen Dauerregen, um die Wasserdefizite aufzuholen, gibt Steffen Wolf die Meinung von Experten wider.

Mischwald als Antwort auf den Klimawandel

  • Die Buche: Die Buche, Sinnbild des deutschen Laubbaumes, hat in den vergangenen Jahren mit Blattverlust zu kämpfen, da sie bedingt durch den Klimawandel besonders viele Bucheckern bildete. Denn bei Buchen wachsen entweder Eckern oder Blätter. Dadurch hatten die Bäume zu wenige Blätter in den Kronen und sahen „gerupft“ aus. Dennoch gibt die Buche keinen Anlass zur Sorge. Unter Fachleuten gilt sie als klimastabil.
  • Die Kiefer: Der Kiefer machen die milden Winter zu schaffen. In besonders warmen Regionen müssen Kiefern, die nicht mehr nachwachsen, künftig durch andere Baumarten ersetzt werden. Hitze und Trockenheit setzen zudem der Fichte besonders zu. Diese bislang häufigste Baumart in Baden-Württemberg wird vielerorts durch Weißtannen ersetzt.
  • Der Mischwald: Die Antwort auf den Klimawandel heißt Mischwald. Mit möglichst verschiedenen Baumarten kann nach Ansicht der Experten auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert werden. Das bringt aber auch einen Wandel im Landschaftsbild mit sich. Beispiel: Um die Auenwälder am Oberrhein für den Klimawandel zu wappnen, will der Landesbetrieb ForstBW den Charakter des durch Tannen geprägten Schwarzwalds verändern und zum Mischwald (Nadel- und Laubbäume) umbauen.
  • Der Waldzustand: Die bundesweite Waldzustandserhebung wird seit 1984 jährlich von den Ländern basierend auf einem systematischen Netz von Stichproben vorgenommen. Durch die regelmäßigen Erhebungen beim Kronenzustand können Veränderungen erkannt und Risiken bewertet werden. Die Informationen sind eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes.