Sarah und Bastian Schenck
Für Sarah Schenck und ihren Mann Bastian ist die Situation extrem angespannt. „Wir haben fast keine Zeit mehr fürs Familienleben“, sagt die Ärztin. In ihrer Allgemeinmedizinischen Praxis herrscht momentan Hochbetrieb, in der Firma ihres Mannes, der Fleischwarenfabrik Adler, allerdings auch.
„Ich fange morgens um sieben Uhr in der Praxis an, gehe über Mittag kurz nach Hause und nachmittags wieder in die Praxis. Mein Mann ist vormittags zu Hause, arbeitet so viel wie möglich im Homeoffice. Nach dem Mittagessen geht er in die Firma, und kommt kaum vor 22 Uhr nach Hause. Unsere frühere Babysitterin, eine Studentin, betreut unsere Kinder, während wir beide arbeiten“, beschreibt die Ärztin ihren derzeitigen Alltag.
Freilich versucht auch Sarah Schenck, Telefonate oder manch anderes von zu Hause aus zu erledigen, denn die Kinder brauchen gerade jetzt die Eltern. Umgekehrt möchten auch sie in dieser unruhigen Zeit für ihre Kinder da sein. „Bei all dem Stress treibt mich vor allem die Sorge um, dass ich den Virus nach Hause bringe“, sagt Sarah Schenck.
Für ihre beiden Töchter (zehn und neun Jahre alt) sowie den Sohn (vier) ist es zudem schwer, zu verstehen, dass sie sich nicht mehr mit Freunden und Nachbarskindern treffen können. Doch alle arrangieren sich mit der Situation. „Sie gehen mit unserer Babysitterin Fahrradfahren, telefonieren mit ihren Freundinnen oder funken mit den Nachbarn.“ Außerdem müssen die beiden Töchter ihr tägliches Pensum für die Schule abarbeiten.
Die – durchaus mögliche – Notbetreuung für ihre Kinder wollen Schencks dennoch nicht in Anspruch nehmen. Zu Hause sind diese momentan einfach am besten aufgehoben.
Diana Binninger
Diana Binninger, stellvertretende Marktleiterin des Schmidt‘s Marktes, muss andere Lösungen für die Betreuung ihres fünfjährigen Sohnes finden. Ihr Arbeitgeber zeigt sich kulant, sie darf ihren Sohn mit zur Arbeit bringen, wenn sich gar keine Betreuung findet.

„Ich möchte das aber nicht überstrapazieren. Außerdem verwöhnt ihn hier jeder mit Süßigkeiten, ich fürchte bald, dass Ben noch einen Zuckerschock bekommt“, sagt die Frau humorvoll, ehe sie wieder ernst wird. „Wir brauchen hier grad jede Hand.“
Ihr Partner ist selbstständiger Zimmermann, eine Notbetreuung steht den Eltern also nicht zu. Wenn ihr Partner Büroarbeiten erledigt, kümmert er sich um Ben. Auf Baustellen kann er ihn allerdings nicht mitnehmen. Ansonsten behilft sie sich im Wechsel mit ihrer Freundin.
„Die Großeltern haben natürlich angeboten, Ben zu betreuen. Aber ich würde mir nie verzeihen, wenn meine Eltern oder die meines Partners über mich oder meinen Sohn angesteckt würden“, sagt Diana Binninger. Immerhin ist sie in ihrem Beruf einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt.
Susanne Scheuble
Nicht ganz so prekär ist die Situation für Susanne Scheuble. Die Arzthelferin arbeitet Teilzeit, zwölf Stunden wöchentlich beim Kinderarzt.

Obschon es auch für sie alles andere als einfach ist, gelingt es ihr und ihrem Mann, die Betreuung für ihre drei Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren für diese Zeiten zu organisieren.
Auf die Großeltern greifen auch sie nicht zurück, wollen diese auf keinen Fall gefährden. Die Kinder murren freilich hin und wieder, dass sie jetzt nicht mehr zu Freunden oder ihren Vereinsaktivitäten dürfen.
Den Kontakt zu den Großeltern, Cousinen und Cousin missen sie ebenfalls. Als nun auch noch die Erstkommunion auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, flossen bei der neunjährigen Leoni sogar ein paar Tränen.
„Wir gehen so viel wie möglich raus in den Garten“, beschreibt die Mutter den Familienalltag. Das Wetter spielte bisher glücklicherweise mit. Und natürlich müssen ja auch die Aufgaben für die Schule erledigt werden. Während Leoni das mit Begeisterung macht, ist es für den zehnjährigen Emilian eher ein notwendiges Muss.
Alexander Ebi
Kritik an den Regeln für die Notbetreuung äußert derweil Alexander Ebi. „Ich kann nicht verstehen, dass der Hauptverdiener zu Hause bleiben soll, weil die Voraussetzungen für diese Betreuung nicht gegeben sind“, sagt der Ausbildungsleiter der Hectronic GmbH.

Seine Frau arbeitet Teilzeit in der Intensivstation eines Krankenhauses. Dort geht man davon aus, dass sämtliche Mitarbeiter ihre Arbeitszeit erhöhen müssen, wenn die Krankheitswelle erst mal in den Kliniken ankommt. Ebis Arbeitgeber zeigt sich entgegenkommend. Er kann zeitweilig ins Homeoffice wechseln, um die fünfjährige Tochter und den dreijährigen Sohn zu betreuen.
Denn auch Ebis wollen die Großeltern vor Ansteckung schützen. „Wir wohnen in einem Haus und unsere Eltern finden es bescheuert, dass wir ihnen die Enkel vorenthalten. Aber momentan geht es nun mal nicht anders“, sagt der Mann.
Gemeinsamer Wunsch
Alle Paare und Familien gemeinsam hegen die Hoffnung, dass dieser Spuk bald wieder vorüber geht.