Gudrun Deinzer

Herr Schobesberger, Sie wollen „Blonder Engel“ genannt werden, sobald es um Ihren Beruf geht. Warum?

Das kommt von meinem Pseudonym-Fetischismus. Mein bürgerlicher Name hat mit der Kunstfigur relativ wenig zu tun. Und da ich als Kunstfigur an die Öffentlichkeit gehe, brauche ich dafür den bürgerlichen Namen nicht.

Haben Sie als Felix Schobesberger mit dem Engel irgendetwas zu tun?

Da erkläre ich am besten die Geschichte, wie es zu dem schönen Pseudonym gekommen ist. Ich habe damals, 2007, ein Lied geschrieben, in dem der Refrain lautet „und er wird kommen, ein Engel wunderbar, mit grüner Brille und langem, blondem Haar“. Das ist bei den Leuten hängengeblieben, ab da war das auf meinen Plakaten.

Wieviel hat der Engel mit dem Menschen zu tun, der da auf der Bühne steht?

Das geht ins Tiefenpsychologische. Ich schreibe praktisch alles, was ich aufführe in Text und Ton selber, also bin ich im besten Sinne ein Singer/Songwriter. Natürlich entspringen diese Lieder meiner Lebenswirklichkeit, ich breche sie dann nur gerne durch den Filter meiner Kunstfigur. Es gibt also viele Überschneidungspunkte zwischen der Privatperson und der Kunstfigur. Am besten ist es vielleicht so zu erklären: Es gibt gewisse Sachen, die privat sind und das auch bleiben sollen.

Waren Sie erstaunt, als Sie merkten, dass Ihnen das Bühnenwesen liegt?

Erstaunt nicht, denn ich bin der Ansicht, dass derjenige, der sich auf eine Bühne stellt, auch glaubt, dass das funktioniert. Natürlich gibt es Umstände, bei denen man nervös wird, speziell am Anfang. Man muss die Bühne erobern, sie zu seinem Habitat machen, und das ist ein Prozess, der dauert Jahre. Ich würde auch nicht sagen, dass der bei mir abgeschlossen ist. Prinzipiell fühle ich mich sehr wohl in diesem meinem zweiten Wohnzimmer, obwohl eine gewisse Grundnervosität wichtig ist für die nötige Spannung.

Macht es einen Unterschied in Linz beim „Heimspiel“ aufzutreten oder raus zu gehen, nach Deutschland – gibt das andere, neue Impulse?

Natürlich. Ich habe mich – auch in meinem Studium schon – sehr viel mit Sprache beschäftigt. In Deutschland finde ich den berühmten Weißwurst-Äquator, diese Hochdeutsch-Niederdeutsch-Grenze, unheimlich interessant. Es ist für mich spannend, die zu durchbrechen. Da lerne ich bei jedem Auftritt viel. Mit einer anderen Sprache kommt eine andere Art von Humor. Es ist eh kein Publikum gleich und wenn man auf verschiedenen Bühnen steht, wo die Leute jeweils eine andere Mentalität haben, ist das spannend. Das ist auch das Lässige an dem Beruf, dass man „The Best of Many Worlds“ hat.

Bei Ihnen ist die Programmzusammensetzung immer unterschiedlich. Machen Sie das ganz spontan?

Dazu würde ich gerne Ja sagen, es wäre allerdings gelogen. Es gibt einen Grundstock an Liedern, die sind eine Zeit lang gleich. Dann habe ich Stücke, die kokettieren mit unterschiedlichem Lokalkolorit. Manche Songs, die mich nicht mehr zu spielen freuen, wie man bei uns sagt, schicke ich eine Zeit lang in Schonfrist. Und ein ganz großer Teil meiner Bühnenperformance ist, dass ich mit dem Publikum arbeite. Ich improvisiere sehr gerne, etwa indem ich aus zugerufenen Begriffen Stegreifsongs mache. Das entwickelt eine spezielle Dynamik und macht jeden Abend einzigartig.