Irgendetwas scheint in diesem Jahr nicht zu stimmen, was Ostern anbelangt. Eigentlich hätte Ostern bereits am 24. März sein sollen – dem Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Tatsächlich wird die Auferstehung Christi nun aber erst am 21. April gefeiert – man spricht bei diesem Phänomen vom Osterparadoxon.
Das Osterfest findet stets am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond statt, erläutere der katholische Pfarrer Fabian Schneider pragmatisch auf eine Anfrage. Da die genauen Daten von Jesu Tod und seiner Auferstehung nicht bekannt sind, dafür aber der Zeitraum, in dem sie lagen, und damit Christen nicht mehr an verschiedenen Terminen Ostern feiern, legte die Kirche früh verbindliche Regeln zur Berechnung des Ostertermins fest.

Dies war auf dem Konzil von Nicäa 325 nach Christus festgelegt worden. Wer nun aufmerksam in den Kalender geschaut hat, der müsste das Osterfest am Sonntag, 24. März, erwartet haben. Der kalendarische Frühlingsanfang war am Dienstag, 20. März, ihm folgte der Frühlingsvollmond am Mittwoch, 21. März, und der darauf folgende Sonntag wäre eigentlich Ostern gewesen. Der Kalender legt den Ostersonntag dieses Jahr aber auf den 21. April fest und folgt somit dem Vollmond des 19. April, eigentlich der zweite Frühlingsvollmond. Offiziell heißt es, dass das Osterparadoxon dadurch entstehe, dass der kalendarische Vollmond gelegentlich vom astronomischen abweiche. Letzterer sei präziser und lasse sich Jahre im Voraus vorausberechnen und festlegen.
Pfarrerin Ina Geib von der evangelischen Kirchengemeinde Bonndorf sagt dazu: Die Thematik sei bekannt. Eine Osterparadoxie, so wie 2019, trete nur gelegentlich in Erscheinung. „Meinen Kindern sag ich ganz einfach: Ostern feiern wir stets nach dem Frühlingsvollmond.“ Mit dieser ebenso überzeugenden wie pragmatischen Aussage können nicht nur ihre Kinder, sondern alle etwas anfangen, die Ostern nicht am Datum sondern aus Freude und Erinnerung an die Auferstehung Jesu festmachen. Eine dritte Gruppe, darf vermutet werden, dürfte sich hauptsächlich über die freien Tage freuen und sich darüber hinaus wenig weitere tiefschürfende Gedanken machen.
Der Fasnachtstermin
Wie es zu einer frühen oder einer späten Fasnacht kommt, ist hingegen kein Geheimnis: Es hängt in erster Linie von der Terminierung des Osterfestes ab. Denn die dem Gedächtnis der Auferstehung Jesu vorangeschaltete 40 tägige Fasten- oder Passionszeit beschert alljährlich den Aschermittwoch als den ersten Tag der Fastenzeit. Aber aufgepasst: Wer genau nachrechnet, der stellt fest, dass es bis Ostern 46 Tage sind. Dies könnte nun mit dem unterschiedlich definierten Ende der Fastenzeit, einmal bis Palmsonntag oder aber Gründonnerstag zusammenhängen. Auch die Praxis, die Sonntage als Fasttage auszuklammern, wie anno 1091 auf der Kirchensynode zu Benevent festgelegt worden war, könnte für die verwirrende Zählweise verantwortlich sein. Die Basler Fasnacht, der „Morgestraich“ zeigt, dass sich die Basler neuen Strömungen oder synodalen Weisung zum Trotz an der alten Fastnachtsterminierung orientierten und bis heute ihre Fasnacht sechs Tage später und damit 40 Tage vor Ostern feiern.