Bonndorf – Sieben-Tage-Woche, 24-Stunden-Bereitschaftsdienst und keine verlässlichen Ruhepausen – jeder Arbeitnehmer würde bei derartigen Rahmenbedingungen dankend ablehnen. Doch genau so sieht der Alltag der meisten jungen Mütter aus. Verbunden mit dauerhaftem Schlafmangel führt das zu einem hohen Stresslevel. Zumal es im Familienalltag kaum Gelegenheit für die Mamas gibt, etwas für das eigene Wohlbefinden zu tun. Genau das bietet „Mama-Fitness“. Inken Kramer leitet den Gymnastikkurs.

Die Fitnesstrainerin ist selbst Mutter zweier Kinder im Kindergartenalter. „Den Alltag mit Babys und Kleinkindern zu stemmen, ist vor allem eine körperliche Herausforderung“, erklärt die 34-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. „Man schleppt Einkäufe, nebenbei noch den Maxi-Cosi mit einem Kind, das sein Geburtsgewicht längst verdoppelt hat, muss womöglich Treppen steigen“, zählt sie auf. All das sei nach einer Phase, in der Beckenboden und Bauchmuskulatur schwangerschaftsbedingt extrem belastet waren, ganz schön anstrengend. Da sei Unterstützung für den Körper dringend notwendig, erklärt Kramer. „Etwas für sich zu tun, sich zu stärken und damit die Anforderungen des Alltags ein bisschen zu regulieren.“ Freilich dürften auch Papas das Angebot nutzen, erklärt sie auf Nachfrage.

So wichtig der sportliche Nutzen, so bedeutend ist aber auch der soziale Aspekt des Angebots, sowohl für die Mütter als auch die Kinder. Hier lernen sich Frauen aus allen Ortsteilen kennen. „Der Austausch ist enorm wichtig. Zu hören, dass es anderen Müttern gleich geht, wenn man nach einer beinahe schlaflosen Nacht auf dem Zahnfleisch daherkommt und trotzdem im Alltag funktionieren muss“, beobachtet Inken Kramer.

Sport mit und ohne Kinder

Während die Frauen die Anweisungen der Trainerin befolgen, krabbeln oder laufen die Kinder munter aufeinander los, teilen sich Spielzeug oder Kekse. Mit großen Augen verfolgen sie, was ihre Mamas treiben. Manche versuchen, die Bewegungen nachzuahmen. Der Trainerin gefällt das. „Kinder erfahren hier früh, wie wichtig Sport ist und dass er Spaß macht“, sagt Inken Kramer. 16 Frauen sind angemeldet. Sie schätzen die Auszeit. „Das ist endlich mal eine Gelegenheit, etwas für mich selbst zu machen“, sagt Julia Birkle aus Holzschlag. Ihre Drei- und Fünfjährigen sind in der Kita. „Wenn der mal ausfällt, habe ich die Option, sie mitzubringen. Das ist ein weiterer Vorteil.“ Nadja Jehle hat ihre 14 Monate alte Tochter dabei. „Hier kommt man raus und mal wieder mit anderen Müttern zusammen. Außerdem tut Bewegung gut und fürs Kind ist es auch schön.“ Beàta Bléga, Vorsitzende des Familienzentrums, verrät, dass es weitere Sportkurse für junge Mütter geben soll. „Ab Januar versuchen wir Eltern-Kind-Zumba.“ Ab März wird es zudem Rückbildungsgymnastik mit Inken Kramer geben.