Wutach/Bonndorf – Gerade an dem Tag, an dem Bernhard Reichert im Schützenhaus den Besuch des Reporters empfängt, flattert dort Post vom Landratsamt ins Haus, Post mit einem roten Punkt: Die Baugenehmigung ist da. Vor Wochen hatte für dieses Vorhaben schon der Wutacher Gemeinderat sein Okay gegeben.
Im neuen Jahr soll es losgehen: Dann will die Schützengemeinschaft Ewattingen-Bonndorf unter anderem den Zielbereich hinter dem Schützenhaus im Wald bei Ewattingen komplett erneuern. Das ist keineswegs eine Luxusinvestition. „Lange würde die bisherige Konstruktion nicht mehr durchhalten“, berichtet Schützenmeister Reichert. Den Zielbereich könnte man respektlos eine Schießbude nennen, so ähnlich sieht er aus. Er bestehe aus verstärktem Blech und sei ständigem Steinschlag ausgesetzt. Denn er befindet sich direkt vor einer Wand aus Kalkstein, der früher dort abgebaut wurde. Und wie das bei Kalkstein so ist: er bröckelt. Schwere Brocken landen immer wieder auf dem Blechdach. Schon oft habe der Zielbereich notdürftig repariert werden müssen, sagt Reichert.
Zukunftssicher soll das Modell sein, das die Vereinsgemeinschaft jetzt plant: Solider Beton an den Seiten, am Rücken und auf dem Dach soll künftig den herunterfallenden Felsen standhalten. „Deshalb nennen wir das einen Bunker“, sagt der Schützenmeister. Bei der Gelegenheit soll auch die komplette Zug-Anlage erneuert werden, die die Zielscheiben über die Strecke von 50 Metern hin- und hertransportiert. Denn auch die sei recht betagt. Ihre ursprünglichen Pläne mussten die Sportskameraden deutlich abspecken. „Zuerst wollten wir die Anlage für Großkaliber ertüchtigen und daneben noch einen Kurzwaffenstand bauen“, verrät Reichert, „aber das haben wir uns schnell wieder abgeschminkt“. Eine eigene Großkaliber-Anlage wäre verlockend gewesen. Einst hatte der Bonndorfer Schützenverein so eine – und in der Schützengemeinschaft sind aktuell Sportler aktiv, die sich in dieser Kategorie sogar auf Bundesebene messen. Doch müssen sie zum Trainieren derzeit nach Hüfingen, Bräunlingen oder Blumberg ausweichen.
Die Unterschiede zwischen dem Groß- und dem Kleinkaliberschießen (KK), wie es in Ewattingen praktiziert wird, sind erheblich. Die Austrittsenergie einer KK-Patrone beträgt maximal 200 Joule. Bis zu 7000 Joule sind es beim Großkaliber. Bernhard Reichert zeigt auf die Blende auf der Schießbahn, eine Art Fensterrahmen aus Metall. Der verhindert, dass verirrte Kugeln die Anlage verlassen. „Da würde ein Großkaliber-Projektil aber glatt durchschlagen“, sagt Reichert. Die Blenden, fürs Großkaliber wären sogar zwei notwendig, müssten also sehr viel robuster konstruiert werden. Das ginge ebenso ins Geld wie die dann außerdem notwendige Investition in die Seitenwand zur benachbarten Luftgewehrhalle: Auch sie müsste stark ertüchtigt werden, um der schweren Munition standzuhalten. In der Summe würde das Großkaliber-Vorhaben den Verein 260.000 Euro kosten. Nicht zu stemmen.
Schon bei der abgespeckten Version müssen die Schützen sich mühen, unter 100.000 Euro bleiben. Das sei zu schaffen, sagt Bernhard Reichert, mit zahlreichen Eigenleistungen. „Schließlich haben wir Maurer, Elektriker, Maler, Mechaniker und andere Handwerker im Verein.“ Finanziell zugute kommt der Schützengemeinschaft die clevere Konstruktion der früheren Vereine, seit sich Bonndorfer und Ewattinger Schützen 2020 zusammengetan haben. Der Bonndorfer Verein fungiert seither als Förderverein, in ihm versammeln sich die passiven Mitglieder. Das hat zwei Vorteile, erläutert Bernhard Reichert. Der Förderverein muss nichts an den südbadischen Schützenverband abführen. Dafür würde sonst ein erheblicher Teil der Mitgliedsbeiträge draufgehen, kommt so aber der Investition zugute. Zum anderen können die passiven Mitglieder im Förderverein ihre Beiträge komplett von der Steuer absetzen.
Mit Zuschüssen rechnen kann die Schützengemeinschaft von den Gemeinden Bonndorf und Wutach sowie vom badischen Sportbund. Auf dessen Bescheid warten die Schützen jetzt. Erst dann dürfen sie loslegen mit dem Bau. Am 10. Mai feiert die Schützengemeinschaft beim Kreisschützentag in Ewattingen ihr 100-jähriges Bestehen. Bis dahin werde die erneuerte Anlage wohl noch nicht fertig sein, sagt Bernhard Reichert: „So optimistisch bin ich dann doch nicht.“ Ganz aufgegeben haben die Schützen die ursprünglichen Pläne übrigens nicht. Die Zahl der Plätze am Schützenstand wird von sechs auf fünf reduziert – so bleibt Platz für einen Kurzwaffenstand, falls sich der irgendwann doch noch realisieren lässt. Und den Traum vom Großkaliber träumen die Schützen ebenfalls weiter. Die neuen Kugelfänge hinter den Zielscheiben wurden schon mal so geplant, dass sie großen Projektilen standhalten.