Südschwarzwald – „Weihnachten ist jedes Jahr, und jedes Jahr werden Geschenke gekauft“, sagt Sebastian Schneider, Geschäftsinhaber der Parfümerie Schneider in St. Blasien. Er und weitere Einzelhändler der Region berichten, was sie vom diesjährigen Weihnachtsgeschäft erwarten – und mit welchen Befürchtungen sie in diese Zeit blicken.

Den größten Umsatz mache die Parfümerie Schneider vor Weihnachten. „Rund 30 Prozent des Jahresumsatzes kommen ab Mitte November rein“, sagt Schneider. Das war nicht immer so. Früher seien viele Kunden erst drei Tage vor Heiligabend aufgetaucht, um schnell noch Geschenke zu besorgen. Dass die Weihnachtseinkäufe jetzt früher stattfinden, hätten die weitverbreiteten „Black Friday Deals“ bewirkt, so Schneider weiter: „Es ist inzwischen angelerntes Kaufverhalten, da es Rabatte gibt.“ Auch die St. Blasier Parfümerie macht mit und bietet Ende November Sonderangebote. Er versuche, sich vom Onlinehandel abzuheben und konzentriere sich auf Produkte, die nicht überall verfügbar sind, sagt der Geschäftsinhaber. Er lege Wert auf persönliche Beratung. „Die Leute können bei uns Produkte testen, am Parfüm riechen und sich beraten lassen – das gibt uns eine klare Berechtigung neben dem Onlinehandel“, findet Schneider.

Jutta Martin, Inhaberin des Spielwarengeschäfts Kech in Bonndorf, hat ein gutes Gefühl mit Blick auf die Weihnachtszeit – mit einem Haken: „Weihnachten wird sich für uns wahrscheinlich rentieren, weil es in Bonndorf nicht mehr viele Geschäfte gibt und die Kunden weniger Ausweichmöglichkeiten haben.“ Stammkunden seien den Läden in Bonndorf treu, aber: „Onlinehandel ist der Tod des Einzelhandels“, sagt die Spielzeughändlerin, sie kritisiert: „Manche Kunden sehen sich bei uns Artikel an und schauen dann im Internet, wo sie ihn günstiger finden.“ Onlineshops sollten stärker besteuert werden, findet sie: „Die können Ware bis zu 20 Prozent günstiger verkaufen, da sie weniger Ausgaben haben als ein Ladengeschäft.“ Langfristig rechnet Martin mit weiteren Ladenschließungen in Bonndorf.

„Seit Corona ist der Verkauf nicht mehr so wie früher“, ist Joachim Gfrörer vom Sporthaus Gfrörer in Menzenschwand der Auffassung. Als Skifahren endlich wieder erlaubt war, lag kaum Schnee, erinnert er sich. Das spiegele sich im Warenbestand des Sportfachgeschäfts wider. Seine Hoffnung legt der Geschäftsinhaber auf den bevorstehenden Winter und auf viele Flocken – „laufen die Lifte, läuft auch der Verkauf“, sagt Gfrörer. Das Sporthaus setze auf Stammkunden, diese seien ihm treu. Konkurrenz im Internet sieht Gfrörer eher gelassen. „Die meisten Kunden kaufen ihre Ski bei uns und setzen auf professionelle Beratung vor Ort.“ Aktuell wird im Sporthaus Gfrörer umgeräumt, im Dezember stehen Verkaufsaktionen an.

Auch Oliver Maier, Juwelier in Bonndorf, berichtet, dass an Weihnachten der größte Umsatz stattfindet. Zwar hofft er auf einen vernünftigen Gewinn, doch die aktuelle politische Situation sowie finanzielle Belastungen privater Haushalte würden wenig Grund für Optimismus schenken: „Seit Corona merken wir, dass es schwieriger wird.“ Wegen steigender Kosten im Lebensunterhalt würden viele auf Luxusgüter wie Schmuck verzichten.

Marion Bakker, Geschäftsinhaberin des Deko-Geschäfts „My Blackforest“ in St. Blasien, vermutet, dass trotz der Weihnachtszeit verhaltener eingekauft wird. Im schwindenden Konsum sieht sie einen Trend. Die Menschen würden ihr Geld sparen und auf Sachen verzichten, die sie nicht unbedingt brauchen. „Klar ist es schön, wenn man seine Wohnung ab und zu mal umdekoriert, aber notwendig ist es nicht“, denkt sich Bakker in ihre Kundschaft hinein. Bei „My Blackforest“ betreibt Bakker selbst auch einen Onlineshop – doch auch dort sei das Kaufverhalten zurückgegangen. „Vergangenes Jahr gab es Mitte November mehr Bestellungen“, sagt sie. Mit Blick auf die großen Onlinehändler sagt Bakker: „Wenn jeder online einkauft, haben stationäre Geschäfte keine Chance mehr.“