Bonndorf – Als „Schwarzwälder durch und durch“ fühlt sich Kokou Zilevou, betont er mit strahlendem Lächeln, das ansteckend ist. Den 28. September 1995 wird er nie vergessen, da kam der damals 27-Jährige aus Ghana nach Bonndorf. In der „Northern Region“ an der Grenze zu Togo herrschte Bürgerkrieg, in Deutschland fand er vor 30 Jahren Asyl. Seit 29 Jahren ist Bonndorf sein Zuhause und hier fühlt er sich wohl.
Bei seinem guten Freund Salva im Eiscafé „Salvatore“ kehrt er nach der Arbeit gern kurz ein. Beste Erinnerungen hat Zilevou an Uli und Ingrid Spielberger, die immer für ihn da waren. „Sie haben geholfen mit Papieren und bei der Wohnungssuche. Die erste Wohnung fand er bei Familie Tscholl, das Haus stand dort, wo heute ein Supermarkt ist. Er war es gewohnt, sich mit seiner Arbeit selbst zu versorgen, doch die Vorschriften machten dies am Anfang schwer. Seinen ersten Job hatte bei der Firma Kern, Transporte und Entsorgung. Dort durfte er nur einen Monat arbeiten. Nach einem Ein-Euro-Job bei der Stadt Bonndorf fand er eine Anstellung in Titisee am Kiosk und an der Kasse im Restaurant. Seine Sprachkenntnisse – Englisch, Deutsch und Französisch – halfen ihm sehr. Inzwischen hat er sich einige Brocken Dialekt angeeignet. 16 Jahre war er bei der Druckerei Herbstritt in Degernau. Der Arbeitsweg wurde 2017 kürzer. Seither arbeitet er bei Dunkermotoren, wo er in der Produktion Motoren prüft und zusammenbaut. Die Arbeit und das Betriebsklima dort schätzt er sehr.
Seine Freude war groß, als er in diesem Jahr mit mehr als 100 Familienangehörigen und Freunden in der evangelischen Kirche die Taufe seiner jüngsten Tochter Dzifa Lauryn („friedliches Herz“) feierte. Auch Ingrid Spielberger war dabei, auf Besuch in der alten Heimat. Kokou Zilevou besucht nicht nur regelmäßig den Gottesdienst. In der evangelischen Kirchengemeinde hilft er immer mit, wenn es etwas zu tun gibt. Bei der Herbstaktion „Baggern und buddeln“ etwa betreute er die Kinder.
In Ghana hat er begeistert Fußball gespielt – auf der Straße. Beim TuS Bonndorf ist er seit 2006 Mitglied. Er betreut als Torwarttrainer alle Jugendmannschaften, mit Lizenz. Begeistert erzählt er von den 22 Mädchen der B-Jugend, einige sind erst jüngst dazugestoßen. „Die hatten zum Teil noch nie an einen Ball getreten“, berichtet er fröhlich von den großen Fortschritten. Unter den Spielerinnen ist auch seine älteste Tochter Regina, er zeigt ein Bild von ihr mit großen Torwart-Handschuhen. Die Heimspiele des TuS verpasst er fast nie. Es sei denn, er kann ein Spiel des SC Freiburg anschauen. Zum Thema Rassismus sagt er mit einem Lächeln: „Einmal in 30 Jahren wurde ich wegen meiner Hautfarbe von einem Angetrunkenen angepöbelt.“ Er hat es ignoriert und ist seines Weges gegangen. So kam es letztlich noch nie zu einem wirklichen Vorfall.