Bonndorf – Michael Amann-Möhringer, Vorsitzender der Betreibergemeinschaft Bonndorf, ist überzeugt: „Ein Schlachthaus gehört zur kommunalen Infrastruktur im ländlichen Raum.“ Es sei die richtige Entscheidung gewesen, das Wellendinger Gebäude 1998/99 umzubauen und zu modernisieren. Bereits vor dem Umbau habe es dort Haus- und Notschlachtungen gegeben, erinnert er sich. Initiiert worden sei die Modernisierung durch den Bonndorfer Stadtverband Badischer Landwirtschaftlicher Hauptverband und der Schlachthausbetreibergemeinschaft.

Das Engagement, das Gebäude auf Vordermann zu bringen, sollte sich auszahlen, denn „2010 mussten wir nur geringfügig die Ausstattung nachbessern, um nach EU-Hygieneverordnung zertifiziert zu werden“. Auch diese Zertifizierung war eine Entscheidung, die wohl dazu beigetragen hat, das Schlachthaus in der Konstantin-Fehrenbach-Straße bedeutend für Landwirte zu halten, weil es das einzige derart zertifizierte Gebäude auf der Gemarkung ist. Denn Fleisch- und Wurstwaren dürfen im Hofladen oder auf einem Markt nur verkauft werden, wenn bei der Schlachtung die EU-Hygieneverordnung eingehalten wurde. Kurze Tiertransportwege, in der Folge mehr Tierwohl, weil weniger Stress – Michael Amann-Möhringer gewinnt den Schlachthäusern einiges Gutes ab. Über Jahrzehnte hinweg sei es der landes- und bundespolitische Wille gewesen, die Schlachterei zu zentralisieren. Nach den Skandalen in den vergangenen Jahren verspüre er, Michael Amann-Möhringer, wie kleine Einheiten wie in Wellendingen etwas Bedeutung zurückgewinnen.

Wie sieht es mit der Zukunft der Schlachthausbetreibergemeinschaft aus? „Wir haben derzeit rund 55 Mitglieder, Tendenz steigend.“ Alles Landwirte oder ehemalige Landwirte, merkt Michael Amann-Möhringer an. Mit Alois Blattert habe man seit 2018 einen Metzger an der Hand, der das Zerlegen und den Feinschnitt übernimmt. Im Ortsteil Gündelwangen gibt es ein weiteres kommunales Schlachthaus. Horst Badran ist Vorsitzender der Schlachthausbetreibergemeinschaft Gündelwangen. Durch das Gebäude sichere die Verwaltung die jahrzehntelange Tradition der Hausschlachtungen. Ursprünglich habe man wie in Wellendingen eine EU-Zertifizierung angestrebt, dies aber wieder verworfen. Horst Badran: „Das Schlachthaus ist ein Teil der Dorfgemeinschaft.“ Viele schauen vorbei, plaudern, wenn es am Ende eines Tages Kesselfleisch zu essen gibt. Die Betreibergemeinschaft habe sich im Dezember 2008 mit sieben Mitgliedern gegründet, derzeit sind es acht. „Wir halten die Mitgliederzahlen so klein wie möglich.“ Dadurch sei der Betrieb überschaubarer. Er selbst übernehme beispielsweise den kompletten Großputz der Anlage, erzählt Horst Badran. Acht bis zehn Landwirte aus dem Raum Bonndorf lassen in Gündelwangen Schweine und Großvieh für den Eigenbedarf schlachten. „Bei Hausschlachtungen darf nur eigen verwertet werden.“ Bei gewerblichen Schlachtungen weiche man auf die Schlachthäuser in Faulenfürst und Wellendingen aus. Die größte Aufgabe, den Fortbestand von Schlachthäusern zu sichern, sieht Horst Badran darin, Metzger zu finden. Der 56-Jährige selbst übernimmt diese Aufgabe in Gündelwangen. Er möchte dies noch so lange wie möglich leisten. Trotzdem: „Metzger sind eine aussterbende Spezies.“ Erfahrung hat er: „Ich war 33 Jahre lang in einem gewerblichen Betrieb in der Schlachtung tätig.“

Schlachthäuser gibt es nicht mehr allzu viele: in Obermettingen (Ühlingen-Birkendorf), in Mettenberg (Grafenhausen) und in Faulenfürst (Schluchsee). Das Schlachthaus im Wutacher Teilort Ewattingen wurde 2020 geschlossen.