Mit der vom SÜDKURIER-Medienhaus organisierten Podiumsdiskussion am Donnerstagabend nahm der Wahlkampf um das Amt des Görwihler Bürgermeisters noch einmal Fahrt auf. Trotz der Abwesenheit von Amtsinhaber Carsten Quednow – er hatte aus zeitlichen Gründen abgesagt – nahmen rund 150 Personen an der munteren Gesprächsrunde mit Mike Biehler (40) und Daniel Stiller (32) teil. Die SÜDKURIER-Redakteure Justus Obermeyer und Markus Vonberg moderierten die Diskussion in der Hotzenwaldhalle.
Die in einigen Punkten unterschiedlichen Auffassungen der beiden Kandidaten verliehen der Veranstaltung die Brisanz, die in dieser Form an der Bewerbervorstellung vor knapp zwei Wochen nicht vorhanden war. Biehler und Stiller lieferten sich zwar keine harten verbalen Auseinandersetzungen, ließen jedoch erkennen, dass ihre Positionen bezüglich der Themen wie Verwaltungsarbeit, Ärzteversorgung, Ausweisung von Bauflächen oder Campingplätzen in der Gemeinde Görwihl deutlich voneinander abweichen.

Kandidaten sehen Wechselstimmung
Das Fehlen von Bürgermeister Carsten Quednow bewerteten sie so: Durch das Fernbleiben müsse er sich unangenehmen Fragen nicht stellen, so Stiller, während Biehler Quednows Akzeptanz in der Gemeinde Görwihl nach 24 Jahren in Frage stellte. Er habe eine „Wechselstimmung“ in der Gemeinde gespürt, sagte er, und es sei ihm wichtig, „dass die Wähler eine Entscheidungsmöglichkeit haben“.
Die Frage, mit welchem Gefühl er gegen seinen ehemaligen Chef antritt – Biehler war von 2011 bis 2016 Kämmerer im Rathaus Görwihl – beantwortete er so: „Ich kandidiere für mich. Es ist eine Kandidatur für meinen Lebenslauf und nicht gegen seinen.“
Während des Wahlkampfes habe er festgestellt, dass viele Themen auf den Tisch kamen, die jahrelang liegen geblieben seien. Eines davon: eine Unterkunft für die Oberwihler Vereine vor Ort. Mike Biehler erklärte, er würde sich nochmals mit den Vereinen zusammensetzen, deren Bedarf feststellen und danach den Gemeinderat involvieren.
Daniel Stiller hingegen stellte klar: „Man ist schon länger dran. Der Bedarf ist immer noch da und wurde nie zufriedengestellt.“ Jetzt gelte es zu verhindern, „dass die Vereine auseinanderbrechen“.
Unterschiedliche Ansichten äußerten sie auch bezüglich der seit bald acht Jahren gesperrten Albtalstraße. Mike Biehler sagte, er glaube nicht an eine Wiedereröffnung, „weil keiner 20 Millionen Euro zahlen will und eine abgespeckte Version will auch niemand unterschreiben“. Aber: „Man darf es nicht hinnehmen, man muss immer wieder vorstellig werden“, so Biehler. Daniel Stiller hingegen fand: „Wir haben ein Recht, diese Straße zu befahren. Man muss die Institutionen nerven.“
Was bedeutet eigentlich „Hotzenwaldmetropole“
Vorstellungen, wie Görwihl das Etikett „Hotzenwaldmetropole“ behaupten kann, gab es etliche. Mike Biehlers Ansatz: Bauflächen vorbereiten, damit sie dem Gewerbe schnell angeboten werden können. Zudem soll Ärzten gute Lebensbedingungen geboten werden, denn „nur wegen der schönen Landschaft kommen sie nicht hierher“, fand Biehler. Die Wiedereinführung der Kurtaxe lehnte er ab, während Daniel Stiller die Kurtaxe als „Zusatzeinnahme, die Görwihl stärken kann“ erachtete.
Eine Schließung des Hallenbades aus wirtschaftlichen Gründen lehnten Biehler und Stiller unisono ab. „Das Hallenbad müssen wir uns leisten“, sagte Biehler. Ähnlich Stiller: „Die Schließung des Hallenbades ist das Letzte.“ Andreas Gerber, Leiter der SÜDKURIER-Redaktion Bad Säckingen, zollte Biehler und Stiller Respekt. Sie hätten den Schneid gehabt, „sich in eine nicht einfache Situation zu begeben“, sagte er zum Abschluss der zweistündigen Veranstaltung.
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