Obwohl der Regionalverband Hochrhein-Bodensee den zweiten Anhörungsentwurf im Vergleich zu demjenigen von 2018 abgespeckt hat, gibt es weiterhin Widerstand aus dem Görwihler Gemeinderat sowie aus den direkt betroffenen Ortschaften Niederwihl und Tiefenstein. Gemeinderätin Andrea Schrieder stellte in der Ratssitzung am Montag klar: „Wir Niederwihler leben mit Sprengungen.“ Und, mit Blick auf ein geplantes neues Abbaugebiet in nördlicher Fortsetzung des Steinbruchs: „Beim Abbaugebiet Nord zeigen wir die rote Karte.“ Ihr Vorschlag: „Entweder kappen, dass es von der Bevölkerung wegkommt, oder nach Süden verlagern.“
Deutlich wurde auch der in Rotzingen lebende und somit nicht mittelbar betroffene Gemeinderat Herbert Nägele. Dem Regionalverband als Urheber des zweiten Planentwurfs warf er „Salamitaktik“ vor. „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“, sagte Nägele, „sie schießen über das Ziel hinaus und nehmen nicht weitere mögliche Abbaugebiete unter die Lupe“. Nägele weiter: „Es gibt im Albtal genügend andere Abbauflächen, ohne dass die Bevölkerung tangiert wird, und wo es denselben guten Granit gibt.“ Worauf Verbandsdirektor Karl Heinz Hoffmann – er befand sich in Begleitung von Michael Freitag und Felix Reichert – antwortete: „Wir haben den politischen Beschluss: keine Neuaufschlüsse, sondern Erweiterung.“
Hoffmann stellte außerdem klar: Die Fortschreibung des Teilregionalplanes Oberflächennahe Rohstoffe sei nicht mit einer Abbaugenehmigung gleichzusetzen. „Wir genehmigen keinen Abbau, wir schaffen nur die Voraussetzungen, damitGenehmigungen erteilt werden können“, sagte er. Die Reaktion von Herbert Nägele: „Sie wissen doch, dass der Standort Tiefenstein endlich ist.“ Norbert Lüttin erinnerte an die 2019 verfasste Stellungnahme der Gemeinde Görwihl: „Wir haben eine Verbesserung erreicht, aber wir haben auch angeregt, das Abbaugebiet nördlich von Tiefenstein auf Albbrucker Gemarkung – die Außenstelle des Steinbruchs – ins Auge zu fassen.“ Schließlich Roland Mutter: „Fakt ist, dass durch den massiven Abbau die Bürger leiden und die Immobilien an Wert verlieren. Wo geht der Granit hin – Schweiz, EU?“ Antwort von Karl Heinz Hoffmann: „Der Rohstoffverbrauch findet regional statt. Und jeder Unternehmer kann seine Ware verkaufen, wohin er will.“
Besuchen machen ihrem Ärger Luft
Auch die Besucher ergriffen das Wort und machten ihrem Ärger Luft, unter anderem Franz Maise: „Wenn ich sehe, was auf Niederwihl und Tiefenstein zukommt, kriege ich das kalte Grauen. Es wird immer mehr gesprengt, es hat sich nichts verbessert. Mit Gewalt geht es weiter.“ Und: „Es ist fraglich, ob der Steinbruch vom Landratsamt Waldshut protegiert wird.“ Bürgermeister Carsten Quednow stellte eine erneute Stellungnahme der Gemeinde Görwihl in Aussicht. Sollte es dafür einen Beschluss des Gemeinderates brauchen, hat der Regionalverband eine Fristverlängerung bis 16. November 2020 signalisiert. Diese gilt jedoch nicht für die Bevölkerung: Sie muss ihre Stellungnahmen bis 6. November beim Regionalverband abgeben.