Der Nebel macht, was er will. Mal ist er hier, dann ist er dort, mal kommt er still, dann geht er wieder fort. Doch manchmal kommt er auch, um zu bleiben. Ausgerechnet an dem Tag, als der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner sich auf dem Hoheneck in Oberwihl, das der Regionalverband Hochrhein Bodensee als „Vorranggebiet für regional bedeutsame Windenergieanlagen“ einstuft, ein Bild machen wollte.

Mit dabei: eine Gruppe von Oberwihler Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreter der unabhängigen Bürgergruppe aus Oberwihl. Treffpunkt am Parkplatz am Hoheneck. Erster Akt Begrüßung im Nebel, zweiter Akt Gang im Nebel Richtung Hottingen entlang der Straße, dritter Akt vergeblicher Versuch, Licht in die Angelegenheit zu bringen.

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Zum Glück war die Bürgergruppe gut vorbereitet und hatte eine Karte dabei, die trotz der Suppe Anhaltspunkte lieferte. Vierter Akt wieder zurück entlang der Straße im Nebel, dann links ab über ein gefrorenes Feld, Sprung über die Wühre und wieder über ein Feld bis zu einer senkrecht reingehämmerten Holzlatte, die den Abstand von 450 Meter zu den nächstgelegenen Häusern markiert. Das alles fortwährend im Nebel. Weshalb die Latte nur diejenigen fanden, die deren Standort vom Reinhämmern kannten. Alle anderen wären ahnungslos vorbeimarschiert.

Eigentlich sind hier die Schweizer Alpen zu sehen

Kalt war es auch, und dann fiel noch Schnee. Für heitere Aussichten sorgte der Hinweis eines Mitgehers, dass das Hoheneck von Wengen in den Schweizer Alpen zu sehen sei. Sofern natürlich kein Nebel die Aussicht trübt. Wie es eben an dem Donnerstag der Fall war. Es konnte also niemand behaupten, dass er oder sie den Durchblick hat, egal, welcher parteipolitischer Ansicht man oder frau ist.

Schwarz, grün oder rot, blau oder gelb: Im Nebel sind alle Menschen gleich – gleich unsichtbar, gleich durchfroren, gleich benebelt. Jedenfalls waren die Ohren der Personen, die keine Wollmützen aufhatten, rot wie Erdbeeren. Die Sache, so der Eindruck, war es wert, auszuharren, denn wenn man nichts macht, passiert nichts.

Felix Schreiner schien den Ernst der Lage zu erkennen, indem er feststellte: „Weinbau würde ich hier nicht empfehlen.“ Wieso nicht? Wein vom Hoheneck, Spätlese mit naturtrüb-verschwommenem Charakter, Prädikat erstklassig nebulös, ein Hotzenwälder Kulturgut für die Harten. Zum Wohl.

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