Die Einleitung von Schlamm aus einem Weiher in die Alb bei Tiefenstein hat gravierende Auswirkungen. „Die Gewässersohle ist über mehrere hundert Meter komplett mit einer dicken Sedimentschicht überdeckt“, erklärt Susanna Heim, die Sprecherin des Landratsamts Waldshut, auf Anfrage.
Der für Flora und Fauna entstandene Schaden könne aber noch nicht exakt beziffert werden. Heim: „Wir müssen die Ergebnisse des laufenden strafrechtlichen Verfahrens abwarten.“
Mehrere hundert Tonnen Schlamm gelangen in die Alb
Das Material stammt laut Landratsamt aus einem der Wasserkraftnutzung dienenden Weiher am aufgestauten Schildbach, einem rechtsseitigen Zufluss der Alb. Dieser soll bereits vor längerer Zeit im Sommer entleert worden sein, so die Polizei, der der Vorfall am 10. September mitgeteilt worden war. Ein Polizeisprecher nannte die Menge von mehreren hundert Tonnen, die abgelassen worden seien.

Am Grund des Weihers habe sich im Lauf der Zeit mineralisches Sediment und abgestorbenes organisches Material abgelagert, erklärt das Landratsamt als zuständige Naturschutzbehörde. Der Sauerstoffgehalt am Grund von Weihern sei in der Regel gering, was die Bildung von Faulschlamm zur Folge habe.
Der Schlamm ist für Flusslebewesen auf zweierlei Weise tödlich
Gelange Faulschlamm in ein anderes Gewässer, führe das dort zu einem vorübergehenden Sauerstoffentzug, der wiederum die Folge haben könne, dass Organismen geschädigt oder getötet werden, so das Landratsamt.
Über diese unmittelbare toxische Wirkung hinaus werde die Gewässersohle von dem ausgetragenen Material überdeckt – inklusive der dort lebenden Organismen.
Luftbilder der Polizei zeigen, dass der Flussgrund über 200 Meter mit Schlamm überdeckt ist
Genau dies scheint nach der Entleerung des Weihers geschehen zu sein. Luftbilder der Polizei zeigen, dass streckenweise der gesamte Flussgrund der Alb mit Faulschlamm und Schwemmsand überdeckt ist.
Dem Augenschein nach reicht die todbringende Fracht bis mindestens unterhalb der Tiefensteiner Brücke. Von der Mündung des Schildbachs bis hierher sind es 220 Meter.

In diesem Abschnitt sind wahrscheinlich sämtliche Fische und Kleinlebewesen verendet. Nach ersten Einschätzungen waren laut Polizei auch besonders geschützten Fischarten wie Groppe und Bachneunauge betroffen.
Der Tatverdacht richtet sich gegen drei Männer
Der Tatverdacht richtet sich laut Polizei gegen drei Männer im Alter von 44, 56 und 64 Jahren. Wie das Landratsamt mitteilt, gab es am Standort bereits in 2001 einen ähnlichen Vorfall, der durch den damaligen Eigentümer zu verantworten war. Betreiber von Stauweihern und Wasserkraftanlagen hätten sicherzustellen, dass die geltenden wasserrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden.
An der Wehra kam es 2002 zu einem ähnlichen Vorfall
Dennoch gelangt beim Ablassen von Staugewässern immer wieder Sediment und giftiger Faulschlamm in Fließgewässer. So war es auch im Sommer 2002 in der Wehra der Fall, einem Rheinzufluss 17 Kilometer westlich der Alb. Damals war im großem Umfang schlammbeladenes Wasser aus dem Staubecken eines Pumpspeicherwerks in das Flüsschen gelangt.
In der zähflüssigen Fracht des Wassers erstickten damals die meisten Fische unterhalb der Einleitung in die Wehra. Große Sandbänke erinnern noch heute an der Wehramündung an das Geschehen. 2021 kam es an der Wehra ein weiteres Mal zur massenhaften Eintragung von Sediment – allerdings ohne größere Schäden.
Für den aktuellen Vorgang an der Alb werden Zeugen gesucht. Sie können sich telefonisch beim Polizeirevier Bad Säckingen (07761 934-0) oder bei der Fachdienststelle Gewerbe und Umwelt des Polizeipräsidiums Freiburg (0761 21689-0) melden.