Grenzach-Wyhlen – In vielen Städten und Gemeinden wehen seit dem Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 israelische Fahnen vor öffentlichen Gebäuden. So hat auch Tobias Benz, der Bürgermeister von Grenzach-Wyhlen, unmittelbar nach dem 7. Oktober israelische Flaggen als Zeichen der Solidarität hissen lassen.

Eine Fahne am Kreisverkehr in Wyhlen wurde bereits im Oktober mit roter Farbe beschmiert. In der vergangenen Woche hat laut Polizei am Freitagnachmittag eine 28-jährige Frau dort den Flaggenmast aus der Verankerung gerissen. Mast und Flagge wurden dabei beschädigt. Zeugen beobachteten den Vorgang. Die Polizei ermittelt gegen die Frau nun wegen Sachbeschädigung.

Mittlerweile gibt es in Grenzach-Wyhlen aber auch öffentliche Kritik an den Israel-Flaggen. So heißt es beispielsweise in einem Leserbrief: „Mit welchem Recht und in wessen Namen ergreift die Gemeinde im aktuellen Nahostkonflikt Partei für eine der beiden Seiten?“ Diese Zeitung hat bei Bürgermeister Benz nachgefragt, wie die Gemeinde damit umgeht.

„Die Flaggen sind Ausdruck der Solidarität mit dem angegriffenen Land Israel, den Getöteten, aller misshandelten Opfer und ihren Familien“, schreibt Benz. Es gehe ausdrücklich nicht um eine Aussage zugunsten der aktuellen israelischen Regierung, sondern der betroffenen Menschen. „Es geht darum, klar Haltung zu zeigen. Der Angriff der Hamas, ebenso übrigens wie der Angriff Russlands auf die Ukraine, ist auch ein Angriff auf unsere westliche Welt, auf unsere Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“, heißt es in der Antwort weiter. Dem gelte es entgegenzustehen. „Nie wieder ist jetzt“, betont der Bürgermeister. Es gebe für die Israel-Flaggen und die damit verbundene Botschaft viel Zustimmung, aber auch kritische Stimmen, schreibt Benz. So hat der Bürgermeister Mails mit sachlich vorgetragener Kritik, „aber leider auch mit üblen antisemitischen Entgleisungen“ erhalten. Sogar in einem Internet-Portal, in dem Bürger Schäden an öffentlichen Einrichtungen melden können, gab es einen hetzerischen Kommentar. Den hat die Gemeinde genauso wie die Farbattacke und den Vandalismus am Fahnenmast angezeigt.

Teilweise gab es in Grenzach-Wyhlen die Forderung, auch palästinensische Flaggen zu hissen. Das habe die Gemeinde aber bewusst nicht gemacht, schreibt Benz. Bei allem Mitgefühl für die Opfer auf Seite der Palästinenser dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass Israel von der Hamas angegriffen wurde. „Die Hamas hat unter der palästinensischen Fahne abscheuliche Massaker verübt: 1200 Menschen wurden ermordet, Kinder niedergemetzelt, Frauen vergewaltigt und misshandelt, 239 Menschen wurden als Geiseln verschleppt“, betont der Bürgermeister. Das sei das größte Verbrechen an Jüdinnen und Juden seit der Shoa. Diese Differenzierung sei ihm sehr wichtig. „Die Ermordung von Zivilisten, das Niedermetzeln von Kindern und Vergewaltigung ist unter keinen Umständen eine Form des Freiheitskampfes.“

Die Israel-Flaggen werden bald abgehängt. Allerdings nicht wegen der Kritik oder der Angriffe. Anlässlich der Europa- und Kommunalwahlen sei seit Längerem geplant, auf Europa-Fahnen zu wechseln, so Benz. Ukrainische Flaggen, die die Gemeinde vor zwei Jahren nach dem russischen Überfall aufgehängt hatte, wurden bislang keine zerstört. Aber auch hierzu habe es einige kritische Stimmen gegeben. „Diese wurden leider selten sachlich vorgetragen“, schreibt Benz weiter.