Grenzach-Wyhlen – Die zweite Wasserstoffproduktionsanlage am Kraftwerk Wyhlen wird gebaut. Am Dienstag kamen die Geschäftsleitung von Naturenergie, die wissenschaftlichen Begleiter und Vertreter der Gemeinde zum Spatenstich zusammen. In wenigen Tagen werden die Erdarbeiten für die neue Anlage auf dem Gelände des Wasserkraftwerkes Wyhlen beginnen.

Das neue Gebäude wird etwas kleiner als die bestehende Anlage, denn mittlerweile kann der Platzbedarf für die Elektrolyseure und das Leitungsnetz besser berechnet werden. Die erforderliche Elektroenergie kommt als Ökostrom aus dem benachbarten Wasserkraftwerk. Die dem neuen Produktionsgebäude zugeordnete Lager- und Transportanlage wird vier Standplätze haben. Auch wird eine neue Zufahrtsstraße angelegt, um die benachbarte Wohnsiedlung nicht mehr zu durchfahren. Jährlich können hier zirka 700¦Tonnen Wasserstoff gewonnen werden, diese Menge entspricht etwa dem Energiegehalt von 2500¦Tonnen Erdöl.

„Die Planungs- und Genehmigungsverfahren haben länger gedauert als der eigentliche Bau“, sagte Jörg Reichert, Vorstandsvorsitzender der Naturenergie Hochrhein AG. Dafür sei aber nun das gesamte Projekt ebenso detailliert geplant wie auch alle möglichen Auswirkungen auf die Umgebung untersucht und geprüft worden. Seit rund zweieinhalb Jahren wurden die erforderlichen Vorarbeiten geleistet. Innerhalb der aufstrebenden deutschen Wasserstoffindustrie solle dies ein Leuchtturmprojekt werden.

Nach den ersten, mitunter auch zögerlichen Versuchen, melde sich inzwischen die Wirtschaft mit ihrem Bedarf lautstark zu Wort, deshalb komme es darauf an, möglichst schnell Produktionsanlagen zu entwickeln und aufzubauen, die sicher und schnell große Mengen Wasserstoff als Energieträger erzeugen. Insgesamt benötigt Deutschland allein für die erste Stufe der Energieumstellung in der Industrie rund zehn Gigawatt Wasserstoff. Da falle die kleine Wyhlener Anlage mit fünf Megawatt nicht stark ins Gewicht, aber sie werde eine wichtige Etappe bei der Entwicklung sein. Der Standort Wyhlen lieferte bereits mit dem hier eingerichteten Reallabor entscheidende Kenntnisse zur Herstellung großer Mengen Wasserstoff, dies wird die bestehende Anlage auch weiterhin leisten. Professor Wolfram Münch, Leiter Forschung und Entwicklung bei EnBW, verwies darauf, dass gegenwärtig derartige Anlagen immer noch einzeln konstruiert werden müssen, dafür sei keine Variante abrufbar. Doch weil eben mit Wasserstoff weitaus mehr Energie als mit anderen Methoden bereitzustellen ist, seien diese Entwicklungen unabdingbar. Mit jeder neuen Anlage würden wertvolle Erfahrungen gesammelt für die Wasserstoffproduktion nach Bedarf.

Bürgermeister Tobias Benz lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Unternehmen. Er sei vor fünf, sechs Jahren von Kollegen gefragt worden, was denn der aufwendige Bau einer solchen Anlage der Gemeinde bringe, doch mittlerweile sei der Nutzen offensichtlich. Gerade für Wasserstoff sei die lokale Produktion sehr bedeutsam.

Erneut wies Benz darauf hin, dass der Hochrhein unbedingt in die zentrale deutsche Wasserstoffstrategie mit ihrem speziellen Versorgungsnetz aufgenommen werden müsse. Ansonsten stünden die Zukunftschancen für die hiesige Chemieindustrie nicht gut.