Herr Dröse, jetzt sind Sie vier Jahre im Amt und haben damit Halbzeit Ihrer ersten Amtsperiode. Zeit für einen Rückblick. Sie haben ja nicht die klassische Verwaltungs-Ausbildung absolviert, bevor Sie für das Bürgermeisteramt zu kandidierten. Wie schwierig ist es, als Quereinsteiger, eine Verwaltung zu führen?
Das war für mich überhaupt nicht schwierig. Ich war ja 15 Jahre Feuerwehrkommandant und habe Erfahrungen mit dem gesamten Spektrum der Verwaltung gesammelt. Außerdem war ich ja Gemeinderat und kannte die Abläufe und Zuständigkeiten schon sehr gut. Es gab nur wenige Sachen, die wirklich neu für mich waren. Ich hatte auch sehr gute Unterstützung von Amtskollegen und auch vom Landrat.
„Wir haben das Beste draus gemacht!“
Ihre Wahl 2020 fand unter dem Eindruck und den Einschränkungen der Corona-Pandemie statt. Was hat das für Ihre Arbeit bedeutet? Eine Bürgernähe war ja zunächst einmal nicht so ohne weiteres möglich.
Das stimmt so nicht. Schon im Wahlkampf bin ich von Haustür zu Haustür, um mich vorzustellen. Selbstverständlich mit dem notwendigen Abstand: Ich habe geklingelt und bin dann drei Schritte zurück. Natürlich gab es zu Beginn meiner Amtszeit ein paar Einschränkungen, aber ich bin keiner, der darüber jammert. Durch die ausgefallenen Veranstaltungen konnte ich mir mehr Zeit für andere Projekte nehmen. Es kommt aber immer darauf an, was Sie draus machen. Und ich finde, wir haben das Beste draus gemacht. Und da beziehe ich auch Gemeinderat und Gemeindeverwaltung mit ein.
„Nehme Sorgen aus der Bevölkerung ernst“
Ihr Wahlkampfslogan war „Herrischried gemeinsam voranbringen“. Sehen Sie die gemeinsame Basis durch den erbittert ausgetragenen Streit um die Windkraft im Ort in Gefahr?
Wer sagt denn, dass wir einen Streit haben? Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen zum Thema Windenergie. Es gibt Menschen, die sich Sorgen machen. Als Bürgermeister nehme ich diese Sorgen ernst, ich bin aber selbst kein Experte, der alle Argumente zu bewerten hat. Das Thema wird in einem demokratischen Verfahren, das derzeit beim Regionalverband angesiedelt ist, abgearbeitet. Wir bewegen uns da derzeit auf einer sehr hohen Flughöhe. Nur weil eine Fläche formal für Windkraftanlagen ausgewiesen wird, heißt dies nicht, dass dort wirklich ein Windpark gebaut wird.

Das ist eine sehr formalistische Sichtweise. Die eigentliche Diskussion über Windkraft ist aber ein politische, das zeigt ja auch das angestrebte Bürgerbegehren. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde dies von den Windkraftgegnern als „Aufstand“ bezeichnet. Macht Ihnen das keine Sorgen?
Die Diskussion um die Windenergie ist natürlich teilweise emotionsgeladen. Wenn ich aber beispielsweise an die Sanierung der Landstraße 151 im vergangenen Jahr zurückdenke, war diese Diskussion damals deutlich überhitzter.
Muss sich die Gemeinde Herrischried – und damit auch Sie als Bürgermeister – nicht klarer positionieren?
Der Gemeinderat hat im Rahmen des Flächen-Pooling ja einen klaren Beschluss gefasst und sich damit positioniert. Und als Bürgermeister gilt natürlich auch dieser Beschluss.

Nun fürchtet der Vorstand des Loipenvereins um seine Existenz, wenn die Windräder gebaut werden und fordert ein klares Bekenntnis der Gemeinde zum Verein.
Die Gemeinde plant derzeit den Bau einer neuen Garage für das Loipenspurgerät. Ich denke, das ist ein klares Bekenntnis.
Zur Frage, ob die Herrischrieder Loipen durch Windräder gefährdet sind, kann ich nichts sagen. Ich weiß es nicht, ob die eine Seite recht hat oder die andere. Deshalb nehme ich an dieser Diskussion nicht aktiv teil. Windkraft hat für mich als Bürgermeister aktuell nur eine niedrige Priorität – weil ich nicht Herr des Verfahrens bin, weil es Gemeinderatsbeschlüsse gibt, an die ich mich zu halten habe und weil ich nichts entscheiden kann. Dennoch biete ich allen an, die sich mit dem Thema beschäftigen und sich Sorgen machen, mit mir in Kontakt zu treten.

Dann wechseln wir doch das Thema: Welche Themen sind es denn, die Sie derzeit beschäftigen?
Ganz aktuell haben wir die große Umbaumaßnahme in der Eissporthalle, wir haben den Neubau des abgebrannten Kindergartens in Niedergebisbach, bei dem wir jetzt Gas geben müssen. Wir haben den Breitbandausbau, eine Straßensanierung in Hogschür, auf der Agenda stehen der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Großherrischwand, eine Fahrzeugbeschaffung und in Vorbereitung ist der Feuerwehrbedarfsplan. Ich könnte die Liste noch fortsetzen.
Hotel am Stehlesee bleibt Thema
Im Wahlkampf sprachen Sie von einem möglichen Investor für ein Hotel am Stehlesee. Was ist daraus geworden?
Da führen wir immer wieder Gespräche. Allerdings sind die Zeiten aktuell ungünstig: Der Ukraine-Krieg, die Inflation, hohe Zinsen und gestiegen Baukosten – das sind alles Aspekte, die das Projekt derzeit sehr schwierig machen. Wir hätten einen Betreiber, allerdings fehlt es noch an einem Investor. Das Projekt eines Hotels auf dem Hotzenwald halte ich nach wie vor für wichtig und richtig. Das bestätigen mir auch Experten.
Ein großes Projekt der vergangenen Jahre war der Ausbau der Gemeinschaftsschule Hotzenwald. Ist die Schule auf gutem Weg?
Auf sehr guten Weg. Die Schülerzahlen steigen stetig. Alle Signale stehen auf grün. Wir haben dieses Jahr zwei volle fünfte Klassen und mussten Schüler ablehnen.

Wie ist der Stand beim Breitbandausbau?
Es ist das größte Infrastrukturprojekt, das Herrischried jemals realisiert hat. Wir reden von 15 Millionen Euro. Auch hier bin ich sehr zufrieden, auch wenn die Baustellen eine große Belastung für den gesamten Ort sind. Wir werden demnächst die ersten Nutzer ans Netz bekommen, im kommenden Jahr gehen wir den dritten und letzten Bauabschnitt an, der Hogschür, Obergebisbach und Niedergebisbach umfasst. Anfang bis Mitte 2026 sollten dann alle am Netz sein.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz ihrer ersten vier Jahre als Bürgermeister aus?
Ich stehe wirklich jeden Tag mit Freuden auf und freue mich auf die Arbeit. Das ist wirklich so, weil ich eine super tolle Gemeinde habe. Das Wahlkampfmotto „Herrischried gemeinsam voranbringen“ – da sind ganz viele daran beteiligt. Normale Bürgerinnen und Bürger, die mithelfen wollen, einen super Gemeinderat, eine absolut top Verwaltung – und es ziehen alle an einem Strang. Das ist der Grund, warum wir schon viel erreicht haben.