Den Nachbarn einmal anders kennenlernen – dazu will das „Asylum“ von Pfelder die Möglichkeit bieten. Acht Tage war der in Berlin lebende Künstler in Hohentengen am Werk, um seine Idee eines transportablen Holzhäuschens umzusetzen, in dem man eine Nacht in Hohentengen oder Kaiserstuhl verbringen kann. Es ist eines der Projekte, die vom 24. Juli bis 5. September an der ersten Hochrhein Triennale zu erleben sein wird.
Den Ort und seine Themen reflektieren, mit künstlerischen Mitteln und interdisziplinär, und dabei im Austausch mit der Bevölkerung stehen: Das ist der Anspruch der Hochrhein Triennale. „Die beiden Kuratoren Franz Krähenbühl und Alain Jenzer kennen meine Arbeit, meinten, das würde passen und haben mich angefragt“, erzählt Pfelder, so der Künstlername des in Berlin lebenden Künstlers. Bekannt ist er für seine Installationen im öffentlichen Raum.
Projekt für zwei Länder
Mehrfach war er seit Herbst 2019 in den beiden Grenzorten, um zu recherchieren, zu schauen und zu erleben, was die Gegend besonders ausmacht. Und er ist begeistert, von der Landschaft, den Leuten, vor allem auch vom kühlen Bad im Rhein nach schweißtreibender Arbeit. „Es ist toll und für mich total schön, diese Ecke hier kennenzulernen. Die Brücke, die nicht nur zwei Länder, auch EU und nicht EU verbindet, das macht es zusätzlich interessant.“ Augenfällig: das mittelalterliche, geschlossene Stadtbild von Kaiserstuhl und ganz anders das ausbreitende, dörfliche Gefüge ohne klare Abgrenzung, mit alten und modernen Gebäuden, von Hohentengen und deren ganz unterschiedliche Infrastruktur. „Es sind beides sehr spannende Orte und ich habe mich nicht entscheiden können, wo ich etwas machen will. Daher entwickelte sich die Idee, etwas umzusetzen, was in beiden Orten geht.“
Acht Tage war Pfelder zusammen mit seinem Freund Bruno Nagel am Werk. Christian Brädler hat ihnen für den Bau des „Asylum“ nicht nur einen Platz in seiner Lagerhalle im Hohentengener Gewerbegebiet zur Verfügung gestellt; auch sein Käferholz fand beim Bau der einfachen, zwei mal 2,50 Meter großen Holzhütte, Verwendung. Ausgestattet ist das Asylum mit einem Stockbett für zwei Personen, Tisch, Hocker, zwei Liegestühlen, Matratze und Laken. Kissen und Decken sind mitzubringen. „Es ist wie ein Asyl. Je nachdem wo es gerade steht, gewährt das jeweilige Land kostenlos Asyl für eine Nacht. Allerdings in Kaiserstuhl nur jemandem aus Hohentengen und umgekehrt.“
Stehen wird das Asylum während der Zeit der Hochrhein Triennale abwechselnd für je eine Woche unter den Kastanien der Pension Hartenstein in Hohentengen und zwischen Spittel und Kirche in Kaiserstuhl, so dass auch sanitäre Anlagen nutzbar sind.
Sehr viel Unterstützung habe er aus beiden Orten erhalten, freut sich Pfelder. „Mit dem Asylum möchte ich die Möglichkeit für Menschen schaffen, etwas Besonderes zu erleben, den Nachbarn auf eine andere Art zu besuchen. Wie der Einzelne das tatsächlich nutzt, ist ihm selbst überlassen.“ Wie und wo man sich zu diesem Erlebnis anmelden kann, wird zu Beginn der Hochrhein Triennale bekannt gegeben.