„Ich habe es gerne gemacht, fürs Dorf“, sagt Albert Gelbhaar. Er erwarte auch keinen Gewinn davon. Aber rote Zahlen sollte der Betrieb einer Postfiliale auch keine schreiben. Daher haben er und Domeniko Stasolla als Inhaber jetzt die Reißleine gezogen. Sie haben den Betrieb der Post auf den 30. April gekündigt, nach drei Jahren unter ihrer Regie. Sie haben sie nebenher betrieben. Denn ihr Hauptbusiness ist das Autocenter-Lottstetten, ein Kfz-Reparaturunternehmen.
Schon vor drei Jahren, als die Post nach einem neuen Postbetreiber Ausschau hielt, habe sie laut Gelbhaar „krampfhaft“ gesucht und Probleme gehabt, fündig zu werden. Er habe sich dann dazu bereiterklärt, um den drohenden Verlust der Post, die für ihn zur dörflichen Grundversorgung dazugehört, abzuwenden.
Täglich 7,5 Stunden geöffnet
Er habe dafür eigens Räume außerhalb des Werkstattdomizils angemietet und Personal eingestellt. Aktuell sind am Struveweg 11, dem Sitz der Post, drei Mitarbeitende tätig. Und sie haben mit laut Gelbhaar 3500 Kundinnen und Kunden pro Tag auch alle Hände voll zu tun in der von Montag bis Freitag täglich 7,5 Stunden und samstags 3,5 Stunden geöffneten Filiale. „Dabei müsste laut Post die Filiale bei unserer Einwohnerzahl eigentlich nur drei Stunden pro Tag geöffnet sein, was für die Masse an Kundschaft bei uns völlig unrealistisch wäre“, sagt Gelbhaar.
3500 Kunden täglich – bei nur knapp 2600 Einwohnerinnen und Einwohnern von Lottstetten ist das eine hohe Zahl. Aber es sind nicht nur deutsche Kundinnen und Kunden der Post und dem Paketversender DHL. An die Adresse der Postfiliale lassen sich laut Gelbhaar auch viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Paketsendungen schicken. Das sei möglich und bis zu sieben Tagen Einlagerung sogar gratis. So tragen Schweizer zum hohen Kundenaufkommen in der Lottstetter Post mit bei.
Nach drei Jahren immer noch Verluste
Der Postbetreiber sagt: „Dass ich in den beiden ersten Jahren Verluste mache, habe ich noch akzeptiert.“ Aber weil es auch nach drei Jahren nicht besser geworden sei, müsse er jetzt handeln. „Die von der Post gezahlten Vergütungen reichen einfach nicht aus, weder die für die Gebäudemiete noch die fürs Personal.“ Er könne in Lottstetten, direkt an der Schweizer Grenze, seine Leute nicht mit Mindestlohn abspeisen. Er müsse ihnen stattdessen schon fast Schweizer Löhne zahlen. Andernfalls finde er niemanden.
Die Post will sich laut Sprecher Dieter Nawrath nicht „zu konkreten Vertragsangelegenheiten“ äußern, bestätigt aber die Postfilialschließung in Lottstetten zum 30. April und die Kündigung durch Gelbhaar. Laut Nawrath richtet man jetzt den Blick nach vorn. „Wir möchten in Lottstetten gerne wieder eine Postfiliale einrichten, daran arbeiten wir sehr intensiv“, beteuert er. Und gibt zu bedenken: „Die Einrichtung von Postfilialen insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig ausgeprägter Einzelhandels-Infrastruktur ist sehr herausfordernd.“ Die Post müsse immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern rechnen. „Dennoch ziehen wir uns nicht zurück“, unterstreicht der Unternehmenssprecher. Was das konkret bedeutet, wird nicht näher ausgeführt.
Gemäß Lottstettens Bürgermeister Andreas Morasch bemühe sich die Post derzeit um die Anmietung geeigneter Räume in der Gemeinde, um darin die Filiale selbst zu betreiben, also in Eigenregie, mit angestellten Mitarbeitenden. Laut Morasch war die Post zuvor längere Zeit auf der Suche nach einem neuen externen Betreiber in Lottstetten, was aber erfolglos geblieben sei. „Ob die Rahmenbedingungen beziehungsweise die wirtschaftlichen Aspekte nicht lukrativ genug sind, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagt Morasch.
Die Gemeinde Lottstetten sei in die Suche nach Mieträumen für die Post einbezogen, denn, so der Bürgermeister: „Für uns ist der Weiterbetrieb einer Postfiliale, ob mit Betreiber oder direkt von der Post, elementar wichtig.“