Ende Januar 2024 hat die Postagentur im Ühlinger Rathaus geschlossen. Seitdem stehen für die Bürger in der knapp 5500 Einwohner zählenden Gemeinde keine Postdienstleistungen zur Verfügung. Diese können erst wieder in den umliegenden Gemeinden getätigt werden. Zudem müssen Pakete, die nicht zugestellt werden können, in Brenden abgeholt werden, Einschreiben in Weilheim.
Ein Nachfolger für Susanne Haverland ist nicht in Sicht, obwohl die Gemeinde mit Anzeigen, auf Social Media und über Mund-zu-Mund Propaganda für die Nachbesetzung geworben hat. Nach Aussage von Bürgermeister Tobias Gantert haben sich einige Interessenten gemeldet, denen die Gemeinde die Vermietung des Raumes im Erdgeschoss des Rathauses zu „günstigen Konditionen“ in Aussicht gestellt hatte.

Alle hätten sich laut Bürgermeister zwar sehr interessiert gezeigt, bis dato sei aber keine Lösung gefunden worden. Die Gemeinde stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, alles weitere müsse direkt mit der Post zu vereinbart werden.
Die Deutsche Post habe nach Aussage des Rathauschefs mit den örtlichen Gewerbetreibenden gesprochen, nach seinen letzten Informationen von Ende Februar hatten sich zwei Interessenten dort gemeldet, doch ohne Erfolg. Über die Gründe für die Absagen gebe es keine Informationen, auch nicht über den aktuellen Stand bei der Suche nach einem Nachfolger, bemängelt der Rathauschef.
Bürgermeister kritisiert mangelnde Kommunikation
Klar ist, dass die Post dazu verpflichtet ist, in der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf eine Agentur zu betreiben. Findet sie keinen Partner, der es auf eigene Rechnung macht, muss sie es selbst betreiben. Dies sei dem Rathauschef auch zugesagt worden, ob in dieser Richtung bereits Vorbereitungen laufen, sei dem Bürgermeister nicht bekannt. „Ich weiß nicht, ob sich die Post überhaupt aktiv um die Nachfolge kümmert. Zumindest sind diese Aktivitäten, sofern sie stattfinden, für mich nicht wahrnehmbar“, kritisiert Gantert.
Das sagt die Deutsche Post
„Leider waren wir an diesem Standort mit der Einrichtung einer Nachfolgefiliale bisher erfolglos. Daher bleiben wir diesbezüglich weiter aktiv“, teilt Dieter Nawrath, Pressesprecher der DHL Group in München, auf Anfrage des SÜDKURIER mit.
Bei den Filialen, Paketshops und Verkaufspunkten kooperieren Deutsche Post und DHL seit Mitte der 1990er-Jahre mit Partnern aus dem Einzelhandel. Aus verschiedenen Gründen, wie Geschäftsaufgabe oder Kündigungen, könne es bei den Partnerfilialen und DHL Paketshops zu Veränderungen kommen.

Das Unternehmen plane laut Nawrath nun, in Ühlingen eine Poststation einzurichten. „Dieser neuentwickelte Automat ist rund um die Uhr und an sieben Tagen die Woche zugänglich. Er bietet nahezu alle Postdienstleistungen, die Kunden in Filialen am häufigsten nachfragen“, erläutert der Sprecher. Demnach sei an dieser Station der Kauf von Brief- und Paketmarken, der Versand von Briefen und Paketen und der Empfang von DHL-Paketen möglich. „Für diesen Service ist, wie bei der Packstation, eine einmalige Registrierung erforderlich“, beschreibt Nawrath die Bedienung.
Er verweist als Alternative auf den DHL Paketshop in Brenden (Höhenstraße 14), der etwa zehn Minuten von der alten Filiale entfernt sei. „Für Gespräche sind wir offen und Neuigkeiten teilen wir selbstverständlich mit“, reagiert der Sprecher auf die Kritik aus dem Rathaus.