Jestetten Etwa 250 Zuhörer klebten förmlich an den Lippen von Berthold Danner bei seinem Vortrag über Geschichte der katholischen Kirche in Jestetten. Danner hat in einer zweijährigen Arbeit das Kirchenarchiv geordnet, sortiert und verzeichnet. Durch die Archivarbeit entstand das Wissen, um die interessante Geschichte der Kirche St.¦Benedikt in Jestetten. Die Seelsorgeeinheit Jestetten wird aufgelöst und in die große Seelsorgeeinheit An der Wutach integriert. Die Bilder auf der Großleinwand waren bis in die hinteren Bänke gut sichtbar. Ein interessanter, kurzweiliger und sehr informativer Vortrag über mehr als 1000 Jahre Kirchengeschichte in Jestetten.

Die christlichen Strukturen begannen, als die Römer an den Rhein kamen. Auf die Römer folgten die Alemannen. Diese blieben, zumindest der alemannische Dialekt. Im Jahr 871 wurde der Ort Jestetten mit ihrer Kirche das erste Mal erwähnt. Im Staatsarchiv in Zürich befindet sich die Schenkungsurkunde aus dem Jahr 871. In dieser Urkunde schenkt Ludwig der Deutsche, Karolinger und Enkel von Karl des Großen unter anderem Jestetten, Altenburg und Balm mit allen Kirchen an das Kloster Rheinau. Den Unterlagen zufolge war die erste Kirche in Jestetten eine schlichte Holzkirche, an dem Ort, an dem heute auch die vierte Kirche steht. Bereits diese Kirche wurde dem Heiligen Benedikt geweiht, da Benedikt auch Patron des Klosters Rheinau war.

Die zweite Kirche war eine Steinkirche. Später wurde der Turm mit einem einfachen Satteldach sowie die Sakristei angebaut. Auch eine Grafenstube wurde eingerichtet. Die Grafenstube diente der Adelsfamilie, abgesondert vom normalen Volk den Gottesdienst feiern zu können. In Jestetten und dem Klettgau prägten die Grafen von Sulz über 200 Jahre die Region.

Diese zweite Kirche wurde im Jahr 1624 abgerissen. Die dritte Kirche entstand und wurde später in Barock überarbeitet. Der Turm wurde verändert. Im Jahr 1841 wurde der Friedhof, der um die Kirche herumgelegen war, auf den Hügel der Edenburg bei der Lorettokapelle, die im Jahr 1668 erbaut wurde, verlegt. Der Turm war bis anhin durch den Kirchenraum zu betreten, das änderte sich, als im Jahr 1961 die dritte Kirche abgerissen wurde. Das heutige Gotteshaus, die vierte Kirche, hat keinen direkten Zugang zum Turm, der Eingang liegt außerhalb des Gebäudes. Für die heutige Kirche wurde die Ausrichtung des Hauptschiffs geändert. Die barocken Altäre blieben erhalten und sind noch heute zu bewundern. Auch weitere historische Ausstattungen sind erhalten geblieben und wurden von den früheren Kirchen übernommen. So die Grabplatte, das Epitaph, der Familie von Greuth. Das Sakramentshäuschen entstand vor 1545, da seit dem Konzil von Trient die Hostien im Tabernakel des Altars aufbewahrt werden. Auch dieses ist heute noch zu finden. Die Statue des Heiligen Jost, oder Jodokus von 1679 schmückt die Seitenwand. Circa 70¦Pfarrer beheimatete Jestetten seit Gründung, die jüngsten vier Pfarrer waren zusammen 100¦Jahre im Amt. Pfarrer Richard Dressel ist der letzte hier amtierende Pfarrer.

Viele Applaus für den Referenten

Berthold Danner ging auch noch auf das Geläut des Turms ein, das in den vielen Jahren eine Konstante hatte, die große Glocke aus dem Dreiergeläut von 1639 blieb bis heute erhalten. Danner erhielt langanhaltenden Applaus für seinen interessanten und kurzweiligen Vortrag. Im Gespräch mit den Besuchern waren Worte wie „faszinierend, was wir in Jestetten alles haben“ und „super gemacht „ zu vernehmen.