Die SBB plant zur Zeit, die Bahnlinie auf Lottstetter Gemarkung doppelspurig auszubauen. Bis zum Jahr 2030 soll diese in Betrieb gehen. Allerdings sind viele Details noch nicht geklärt und vor dem Beginn des Planfeststellungsverfahrens informierte die Gemeinde Lottstetten über den aktuellen Stand.
Hierzu waren rund 200 interessierte Bürger in die Gemeindehalle gekommen. Bürgermeister Andreas Morasch hatte Adriano Diolaiuti von der Planungsfirma Rapp, Guido Kohnen von der gleichnamigen Beratungsfirma und Dario Mock, Anwalt für Verwaltungsrecht in die Gemeindehalle mitgebracht, um fundierte Antworten zu den drängenden Fragen zu liefern.
Das plant die SBB
„Diese Baustelle ist mit Investitionskosten in Höhe von rund 120 Millionen Franken ein Jahrhundertprojekt, zumindest für Lottstetten“, sagte der Bürgermeister zu Beginn der Versammlung und skizzierte kurz die Planungen. Demnach ist vorgesehen, den Halbstundentakt sowohl in Richtung Schaffhausen als auch in Richtung Zürich einzuführen und auch die Kapazität für den Güterverkehr zu erhöhen.
Das Problem dabei sind die Zugbegegnungen auf der überwiegend einspurigen Strecke. Und diese finden nun mal auf Gemarkung Lottstetten statt. „Es bringt nur wenig, die Strecke zwischen Rafz und Lottstetten doppelspurig auszubauen, weil sich dort keine Züge begegnen“, stellte Adriano Diolaiuti fest.

Der Fahrplan lässt keinen Spielraum
Der Fahrplan sei weitgehend festgezurrt und richte sich nach den schweizweiten Verbindungen, daher sei es nicht möglich, auf der Strecke Zürich – Schaffhausen die Abfahrtzeiten zu verändern. Demnach sei der Hauptbahnhof Zürich der Flaschenhals, dessen Durchfluss nur dann funktioniert, wenn die Züge zu bestimmten Zeiten einfahren.
Das bedeutet der Ausbau für Lottstetten
Wenn nun aber die Baumaßnahmen in Lottstetten durchgeführt werden, führt dies zwangsläufig zu Lärmschutzmaßnahmen, die in Form von Lärmschutzwänden daherkommen. „Andere Lösungen schließen die SBB aus“, erklärte Guido Kohnen.
Lärmschutzwände in Höhe von bis zu fünf Metern haben jedoch Auswirkungen auf das Ortsbild, zumal große Teile der Bahnstrecke durch Lottstetten auf einem ohnehin recht hohen Damm verlaufen. Eine Lärmschutzwand wirkt wie eine Trennmauer durch das Dorf. Daher ist vorgesehen, den oberen Teil der Wände transparent zu gestalten und diesen Effekt zu dämpfen.
Allerdings besteht auch die Möglichkeit, Hausfassaden und Fenster vom Lärm betroffener Gebäude entsprechend zu dämmen oder auszutauschen.
Bürgermeister befürchtet Belastung durch Arbeiten
Die größte Belastung sieht der Bürgermeister jedoch in der Baumaßnahme selbst. Meterhohe Stützmauern bedeuten enorme Erdbewegungen und das wiederum heißt für die Anwohner eine sehr hohe Betroffenheit. Andreas Morasch plädierte für eine Vollsperrung der Bahnlinie, um die Bauarbeiten schneller durchführen zu können.
„Umstieg auf den Schienenersatz zwischen Jestetten und Rafz ist zwar eine Belastung für Pendler, aber vier Jahre fast ausschließlich Nachtbaustellen im Dorf zu haben, wiegt deutlich schwerer“, stellte der Bürgermeister fest.
Es bleibt jetzt abzuwarten, welche pragmatischen und technischen Lösungen noch zu erzielen sind. Für den Bürgermeister ist es wichtig, auf Augenhöhe mit der SBB zu verhandeln.
Das treibt die Bürger um
In der abschließenden Diskussionsrunde waren unterschiedliche Ansätze zu hören. Während ein großer Teil der Anwohner eine deutliche Zunahme des nächtlichen Güterverkehrs befürchtet, sehen andere keine Probleme durch die Züge, wohl aber Einschränkungen während der Bauzeit. Wieder andere möchten den Status quo erhalten und sprechen sich grundsätzlich gegen eine Zunahme des Zugverkehrs aus.