Eine massive Zunahme des Bahnverkehrs sorgt seit einigen Wochen bei den Menschen im Jestetter Zipfel für Verwunderung und Unmut. Vor allem die deutliche Zunahme beim Güterverkehr ruft bei den Bürgern schlimme Befürchtungen hervor: Könnte das mit dem geplanten zweispurigen Streckenausbau der sogenannten Gäubahn, der in einigen Jahren beginnen soll, zum Dauerzustand werden? Wir haben beim Streckenbetreiber Schweizer Bundesbahnen (SBB) nachgefragt.

Anwohner beklagen vor allem nächtliche Störung durch Züge

„In der letzten Zeit fahren auffällig viele Güter- und Personenzüge durch den Ort, teilweise im Minutentakt, bis zu 10 Zügen die Stunde. Insbesondere die Güterzüge in der Nacht sind neu und stellen eine erhebliche Lärmbelastung dar.“ So schildert Daniela Dönges, Anwohnerin der Strecke, in einem Schreiben an unsere Zeitung die Situation.

Besonders kritisch bewertet sie den Umstand, dass die Bevölkerung weder vorab noch während dieser veränderten Lage vom Streckenbetreiber SBB über die Hintergründe informiert worden sei. Das nähre mit Blick auf den geplanten zweispurigen Ausbau des Streckenabschnitts bei Lottstetten und Jestetten die Sorge, dass dann insbesondere der Güterverkehr in diesem Bereich zunehmen könnte, so Gönges.

SBB: „Nur eine temporäre Mehrbelastung“

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt Martin Meier, Sprecher der SBB, dass in den vergangenen Wochen eine erhebliche Zunahme an Güterverkehr über die Strecke gefahren sind. „Von Montag bis Freitag wurden bis zu 20 zusätzliche internationale Güterzüge pro Tag und Richtung via Gäubahn Singen umgeleitet.“ Am Samstag und Sonntag seien es etwa jeweils halb so viele Züge gewesen. Aufgrund der Einspurigkeit der Strecke, seien „rund zwei Drittel der Umleitungszüge in der Nacht“ über die Ausweichstrecke verkehrt.

Grund für diese Mehrbelastung sei die Teilsperrung der Rheintalbahn aufgrund der Bauarbeiten der Deutschen Bahn im Bereich Rastatt. Am dortigen Tunnel wurde in den vergangenen Wochen die südliche Anbindung an das Streckennetz Karlsruhe-Offenburg vorgenommen.

„Es ist eine temporäre Mehrbelastung, denn die Umleitungsverkehre sind zeitlich begrenzt“, betont Meier gegenüber unserer Zeitung. Nach Planung soll nach Abschluss des Bauvorhabens ab Samstag, 31. August, die Rheintalstrecke wieder zu 70 Prozent befahrbar sein, so Meier weiter: „Es kann noch zu einzelnen Umleitungszügen via Gäubahn führen.“ Dies sei laut Plan voraussichtlich bis zum 9. September der Fall.

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In den nächsten Jahren wird Strecke immer wieder zur Umleitung

Aufgrund der für die nächsten Jahre geplanten weiteren Ausbaumaßnahmen der Deutschen Bahn auf der Rheintalstrecke sei unterdessen absehbar, dass solche temporären Mehrbelastungen für die Anrainer der Gäubahn immer wieder vorkommen könnten, wenn die Strecke als Umleitung nach Singen genutzt werde. „Doch durch die heutige Einspurigkeit der Gäubahn bleiben die Umleitungskapazitäten auch in den nächsten Jahren im heutigen Rahmen bestehen“, so Meier.

Beim Ausbau der Doppelspur zwischen Jestetten und Lottstetten gehe es derweil vor allem um die Möglichkeit, einen „integralen Halbstunden-Takt der S-Bahn“ einrichten zu können, so Meier. In der Projektzielsetzung heißt es außerdem: „Der Doppelspurausbau schafft zudem im Güterverkehr die nötigen Kapazitäten.“

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