Jeden Dienstag, wenn pünktlich um 16 Uhr die Klettgauer Sozialarbeiterin Viola Steger den Jugendtreff Cosmo öffnet, dann warten bereits einige Jugendliche vor dem roten Holzhäuschen. Darunter ist der 13-jährige Matthias, der nach dem Nachmittagsunterricht gar nicht erst nach Hause geht, sondern das Cosmo aufsucht, das in direkter Nachbarschaft zur Realschule liegt. Kurz darauf trudeln weitere Jungen und Mädchen ein.
So sieht es im Cosmo aus
Seit November des vergangenen Jahres ist das Cosmo jeden Dienstag von 16 bis 19.30 Uhr geöffnet. Es gibt Getränke zum Selbstkostenpreis. Die Jugendlichen können aber auch selbst Getränke oder Snacks mitbringen. Ein Billardtisch, ein Tischkicker, ein Dart-Spiel in einem Raum, gleich daneben ein Raum mit Sofaecke und Couchtisch, hier stehen Gesellschaftsspiele zur Verfügung, derzeit stehen Spiele wie Uno und Halligalli ganz hoch im Kurs.

Auf der Theke stehen die Softgetränke, direkt angrenzend befindet sich eine kleine Teeküche. Die Wände sind mit bunten Bildern und Graffitis bemalt, an der Westseite mit ihren vielen Fenstern öffnet sich der Blick auf den Platz der Inline Hockeyaner, den Pumptrack sowie auf die Leichtathletikanlage. In den Sommermonaten dürfte rund um das Cosmo einiges los.
An diesem Dienstagnachmittag hält sich anfangs die Zahl der Besucher in Grenzen, meist sind Matthias und Joel die Ersten, die eintrudeln. Sie sind Klassenkameraden, 13 und 14 Jahre alt und besuchen die achte Klasse der Realschule. Befreundet sind sie nicht unbedingt, aber „wir kommen miteinander klar, es geht so“, beschreiben die beiden ganz sachlich ihre Beziehung.
Sie fühlen sich offensichtlich im Cosmo wohl, setzen sich sogleich zu Viola Steger an den Tisch und es entwickelt sich eine muntere Unterhaltung. Derweil trifft ein weiterer Junge ein, der mit großem Hallo und laut mit fröhlichem „ja, kommst du auch mal wieder“ begrüßt wird.
An einem anderen Dienstagnachmittag geht es schon etwas lebendiger zu, draußen scheint die Sonne, im Cosmo sind knapp zehn Jungen versammelt, die meisten haben im „Billardzimmer“ zu tun, dort wird laut geredet und diskutiert. Der elfjährige David aus Rechberg hat sich in der Sitzecke ein ruhigeres Plätzchen gesucht und ist mit seinem Handy beschäftigt. Dann trifft Joel ein und lässt sich, ganz aus der Puste, auf das Sofa fallen.
Viola Steger kommt aus der kleinen Teeküche und ist sofort von den Billardspielern umzingelt, die sich vor der Theke versammeln und sich ein Spezi für 1,50 Euro geben lassen. Es ist offensichtlich, dass die Jugendlichen das Cosmo als ihren ureigenen Raum empfinden, in dem sie sich völlig frei und unverstellt bewegen und verhalten können. Lebhaft geht es immer zu und ab, manchmal auch sehr, aber bis dato immer friedlich, das bestätigt Viola Steger und betont, dass sie noch nie eingreifen musste.
Ohnehin hält sie sich im Hintergrund, ihre Aufgabe ist es, die Jugendlichen zu begleiten und zu unterstützen. Bespaßen müssen sich die Jungen und Mädchen selbst. Und wie es scheint, haben die Cosmo-Jugendlichen genau deshalb Vertrauen zu ihr gefasst. Joel bringt es in einfachen Worten auf den Punkt: „Die ist gut, sie ist freundlich und nett.“
Viola Steger hat sich die offene Jugendarbeit in Klettgau zum Ziel gesetzt. Die 48-jährige Diplompädagogin arbeitet seit 2018 als Sozialarbeiterin an den Grundschulen in Erzingen und Grießen, und hat jetzt ihre Arbeit umstrukturiert, zu 30 Prozent organisiert und leitet sie den Jugendtreff und zu 50 Prozent arbeitet sie an der Grundschule in Grießen.
Jeder Tag ist ein Überraschungspaket
„Seit rund zehn Jahren wurde in Klettgau keine offene Jugendarbeit mehr angeboten. Es gab sporadische Angebote und teilweise das Juks-Jugendferienprogramm“, erzählt Steger. Noch ist die offene Jugendarbeit im Cosmo im Aufbau. Und jeder Tag ist für Viola Steger ein Überraschungspaket. „Alles ist noch neu, jede Woche kommen neue Gesichter“, erzählt sie, deshalb könne sie noch nicht genauere Aussagen treffen.
Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde laufe sehr unkompliziert, sie stoße dort auf ein offenes Ohr und auch die Klettgauer Bürger verfolgen die Wiedereröffnung des Cosmo sehr interessiert. Ganz oben auf ihrer Prioritätenliste steht der offene Austausch untereinander. „Im Cosmo können sich die Jugendlichen im geschützten Raum ausprobieren.“ Ihre Aufgabe als Fachkraft sieht sie darin, diese Jugendlichen zu begleiten und zu unterstützen.
„Ich betrachte mich als Anwältin, Sprachrohr und Vermittlerin der Jugendlichen und deren Wünsche. Den Jugendlichen wolle sie den Austausch mit der Gemeinde bieten, ihre Ideen und Zukunftsvisionen im Klettgau anzubringen, sodass sie sich hier wohlfühlen. „Denn da, wo ich mich wohlfühle, da bleibe ich und trage meinen Beitrag an die Gesellschaft bei“, davon ist Viola Steger überzeugt. Noch ist die Zahl der Cosmo-Besucher überschaubar. Das dürfte sich aber, wenn es so weitergeht, bald ändern.