Frau Burger, wie kam Ihr Wunsch für eine Ausbildung zur Winzerin zustande?

Ich wurde in eine Winzerfamilie hineingeboren und bin von Kindesbeinen an mit dem Weinbau aufgewachsen. Meine Familie bewirtschaftet rund ein Hektar Rebfläche in Erzingen, baut allerdings den Wein nicht selbst aus. Aber mein Großvater hat noch selbst Suser (Federweißer) hergestellt. Nach und nach habe ich im Laufe der Jahre die Arbeiten im Weinberg kennengelernt. Die Technik hat mich besonders interessiert. Auf dem Traktor als Kind mitzufahren, war schon abenteuerlich.

Was reizt Sie an diesem Beruf?

Die Arbeiten im Weinbau sind sehr vielfältig. Man ist viel in der freien Natur, was mir sehr entgegenkommt, denn ich arbeite gerne an der frischen Luft, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist. Dazu kommen die Arbeiten im Weinkeller bis hin zur Vermarktung des fertigen Produktes, dem Wein. Das sind sehr unterschiedliche und spannende Bereiche. Das Schönste aber ist, man sieht am Ende, was man geleistet hat.

Franziska Burger unterhält sich mit Mitarbeiterin Eva Baumgartner über ihre Wahl zur Erzinger Weinprinzessin 2024/25, das Winzerfest und ...
Franziska Burger unterhält sich mit Mitarbeiterin Eva Baumgartner über ihre Wahl zur Erzinger Weinprinzessin 2024/25, das Winzerfest und ihre Ausbildung zur Winzerin. | Bild: Eva Baumgartner

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Ausbildung?

Man kann das im Groben etwa so aufteilen: Zu 40 Prozent ist es die Arbeit in den Weinbergen, weitere 40 Prozent nehmen die Arbeitsgänge im Keller in Anspruch und etwa 20 Prozent macht das Thema Vermarktung aus, dazu gehören zum Beispiel das Abhalten von Weinproben, Weinmessen et cetera. Hinzu kommt die schulische Ausbildung in Freiburg, sie umfasst zehn Wochen im Jahr.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag im Laufe der Jahreszeiten aus?

Jetzt im Winter werden die Rebstöcke geschnitten, alte Rebstöcke werden herausgerissen, das nimmt rund vier bis fünf Wochen in Anspruch. Die durchgegärten Weißweine werden abgefüllt und die Sektherstellung nimmt ebenso einige Zeit in Anspruch.

Im Frühling werden neue Rebstöcke gepflanzt, die schwachen Fruchtriebe werden ausgebrochen, das nennt man Selektionieren, nur die stärksten Triebe bleiben stehen.

Im Sommer sind es im Wesentlichen Laubarbeiten, die Fruchtruten werden in den Drahtrahmen geheftet, damit Maschinen wie die Arbeitsraupen zum Mulchen des Bodens durch die Gassen fahren können.

Die Hochzeit ist der Herbst mit der Handlese und den folgenden Arbeitsgängen. Dann kommen meist zehn bis zwölf Arbeitsstunden täglich zusammen.

Wie sind Ihre Erfahrungen jetzt im dritten Lehrjahr, was haben Sie gelernt?

Viele Handgriffe und Arbeitsgänge gehen mir viel einfacher von der Hand, und ich kann viele Arbeiten schon selbstständig ausführen, auch mit der anspruchsvollen Arbeit im Keller kenne ich mich mittlerweile aus. Die ist gar nicht so einfach und erfordert viel Wissen. Dabei hat mir das überaus angenehme und gute Arbeitsklima in meinem Betrieb sehr geholfen. Mit Julian Moser steht mir ein sehr guter Lehrmeister zur Seite.

Sie sind Erzinger Weinprinzessin. Wie haben Sie das Winzerfest erlebt?

Als Weinprinzessin war das ein besonderes Winzerfest für mich. Die Jahre zuvor habe ich als Musikerin des Erzinger Musikverein am Umzug teilgenommen und am Fest mitgeholfen. Als kleines Mädchen durfte ich auf dem Prinzessinnenwagen mitfahren. In diesem Jahr ist mein Kindheitstraum, einmal selbst eine Prinzessin zu sein, wahrgeworden.

Ich habe die andere Seite des Winzerfestes kennengelernt und war schon etwas nervös vor so vielen Leuten aufzutreten, da ich mich eher als einen zurückhaltenden und schüchternen Menschen betrachte. Vor allem die Ansprache zu halten, war eine Herausforderung. Aber ich habe zuvor geübt und ich wusste genau, was ich sagen wollte.

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Welche Weine bevorzugen Sie?

Eigentlich genieße ich gehaltvolle, trockene Rot- und Weißweine gleichermaßen. Im Sommer sind es eher die leichten, trockenen Weißweine, im Winter schöne gehaltvolle Rotweine. Aber am wichtigsten ist es, die Philosophie des Winzers auf der Zunge zu erschmecken. Das habe ich während meiner Ausbildung gelernt, und ich glaube, ich habe mittlerweile eine gute Sensorik entwickelt.

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Was haben Sie nach Beendigung Ihrer Ausbildung vor?

Ich werde einige Jahre voraussichtlich hier als Winzerin arbeiten und dann mal sehen. Aber die Welt steht mir mit meinem Beruf offen, möglichweise gehe ich vielleicht nach Neuseeland, um dort im Weinbau zu arbeiten. Da dort meine Tante lebt, ziehe ich Neuseeland durchaus in Betracht.