*Aktualisiert am 23. März in den Abschnitten Kontaktpersonen und Covid-19-Tests*

Aktuelle Fallzahlen

Der erste Mensch aus dem Landkreis Waldshut ist an einer Corona-Infektion gestorben. Es handelte sich laut Angaben des Landratsamtes um einen älteren Patienten, der in einem Krankenhaus außerhalb des Kreisgebiets behandelt worden war. Im Landkreis Waldshut sind Stand Freitag, 14 Uhr, 28 Menschen mit Covid-19 infiziert. Im Spital Hochrhein in Waldshut werden noch keine Corona-Patienten stationär versorgt. Dazu erklärte in der Medienkonferenz, zu der das Landratsamt am Freitagvormittag eingeladen hatte, Sabine Schimkat, Leiterin des Dezernats 4, zu dem auch das Gesundheitsamt zählt: „Die Patienten befinden sich alle in häuslicher Quarantäne.“ Dies in mittlerweile 15 Gemeinden im Kreisgebiet, wobei keine Informationen zur genaueren Verortung gegeben werden.

Angespannter ist die Situation im Kreis Lörrach, wo Stand 20. März, 16.15 Uhr, bereits 81 bestätigte Corona-Infektionen gemeldet wurden, 18 mehr als am Vortag. Hier werden bereits zehn Patienten im Krankenhaus behandelt. 990 Personen seien im Landkreis Lörrach mittlerweile negativ getestet worden.

Schwierige Suche nach Kontaktpersonen

Dezernatsleiterin Schimkat 4 sprach von Arbeit „bis an die Grenze der Belastbarkeit“ im Gesundheitsamt. Als besonders umfangreich habe sich die Kontaktsuche der positiv getesteten Fälle erwiesen. Je nach sozialem Leben seien in bei einem einzigen Fall 200 bis 300 Menschen zu ermitteln gewesen, die kontaktiert und in Quarantäne geschickt werden mussten. Quarantäne, das bedeute absolute Abschottung, auch gegenüber anderen Familienmitgliedern, gegebenenfalls in einer gemeinsamen Wohnung, erklärte Schimkat. Das Gesundheitsamt Waldshut verfahre bei der Kontaktpersonenermittlung streng nach den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.

Tests auf Covid-19

Über die vergleichsweise niedrige Testrate im Kreis Waldshut sagte Sabine Schimkat: „Wir bemühen uns den Fokus auf relevante Fälle zu richten.“ Sie sprach von einem „pragmatischen und handhabbaren“ Umgang mit den Abstrichen – vor allem in Hinblick auf die Kapazitäten der Labore. Hinsichtlich der Personen, die getestet werden, sagte Schimkat: „Um das angesichts steigender Fallzahlen überhaupt noch leisten zu können, gilt als Kontaktperson eines Infizierten nur noch, wer mit dem Infizierten mindestens 15 Minuten im Gespräch und wirklich in direktem Kontakt war.“ Die reine Anwesenheit im selben Raum reiche nicht mehr aus. „40 Tests können am Tag ausgewertet werden“, so bezifferte Schimkat die aktuellen Möglichkeiten des Gesundheitsamts. An drei Tagen in der Woche sei die mobile Diagnostik im Einsatz und führe über etwa drei Stunden Covid-19-Abstriche durch. Wie viele, das ist laut Schimkat unterschiedlich: Am Montag seien es fast 40 und damit die Maximalmenge gewesen, am vergangenen Mittwoch 17 Abstriche. Etwa 350 Tests seien bislang vom Gesundheitsamt beauftragt worden.

Dr. Stefan Kortüm, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme des Spitals Hochrhein in Waldshut, erklärte dazu: „Die Labore sind extrem ausgelastet und wir sind ungeheuer dankbar, wenn wir die Testkapazitäten freihalten für echte Verdachtsfälle. Wir müssen richtig entscheiden, welcher Patient wie behandelt werden muss.“ Landrat Kistler bekräftigte: „Nicht die Tests helfen, sondern nur das richtige Verhalten der Menschen.“

Möglichkeiten im Spital Hochrhein

Einige Abklärungsfälle habe es gegeben, schilderte Dr. Stefan Kortüm, positive Testergebnisse lägen aber noch nicht vor. Aktuell gebe es keine Corona-Patienten in der Klinik, doch die Vorbereitung im Krankenhaus fordere viel Einsatz. „Wir rechnen durch Corona mit einem verstärkten Patientenaufkommen, müssen aber auch unsere Handlungsfähigkeit erhalten“, erläuterte Kortüm. Strikte Regeln wie beispielsweise das grundsätzliche Besuchsverbote dienten dem Schutz von Patienten und Mitarbeitern, welcher besonders wichtig sei. „Nur so bleiben wir handlungsfähig.“ Seit Wochen liefen bereits die Vorbereitungen auf Corona in der Klinik: Je nach Situation ließen sich kurzfristig bis zu 60 zusätzliche Isolierplätze schaffen, so Kortüm. Bis zu 200 Isolierplätze seien möglich, allerdings sei der Regelbetrieb damit erheblich eingeschränkt, gab Kortüm zu bedenken. Derzeit seien im Spital sieben Beatmungsplätze vorhanden, vier weitere ließen sich kurzfristig einrichten. „Je nach Situation sind unsere Möglichkeiten damit aber nicht erschöpft“, versicherte der Chefarzt. „Unsere Mitarbeiter sind betroffen von den Geschehnissen in der Welt und in Europa, aber sie sind voller Entschlossenheit und höchst motiviert.“

Situation in den Kliniken des Landkreises Lörrach

In den Kliniken des Landkreises Lörrach hat das Coronavirus bereits Spuren hinterlassen: Vier Klinikmitarbeiter sind an Covid-19 erkrankt. „Wir befinden uns in einer sehr dramatischen Lage“, so Bernhard Hoch, medizinischer Geschäftsführer, am Freitag. Die Beatmungsplätze seien im Kreiskrankenhaus Lörrach um die Hälfte auf 15 aufgestockt worden, erklärte Hans-Heinrich Osterhues, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Dort finde eine 24-Stunden-Betreuung im Schichtbetrieb statt. „Das ist für uns die erste Aufbaustufe“, so Osterhues. Es gebe weitere Maßnahmen Behandlungskapazitäten zu schaffen.

Das könnte Sie auch interessieren

Räumliche Ausweitung

Caren-Denise Sigg, Leiterin des Koodinierungsstabs in Waldshut, informierte über die Vorbereitungen, die derzeit getroffen werden: „Wir arbeiten hausintern unter Hochdruck daran, dass wir bei einem weiteren Anstieg der Fälle reagieren können.“ Sie erklärte, dass die räumliche Ausweitung der Versorgungsmöglichkeiten derzeit intensiv vorangetrieben werde. „Es gibt unterschiedliche Überlegungen“, sagte sie auf die Frage, welche Standorte und Einrichtungen für die Unterbringung weiterer Infizierter in Frage kämen. Ziel seien die Ausweitung der Möglichkeiten stationäre Aufnahmen sowie die Einrichtung von Quarantänezentren im gesamten Kreisgebiet. „Wir sind mit zwei aktiven Kliniken in enger Abstimmung“, so Sigg. Dies seien die Lungenklinik in St. Blasien und das Krankenhaus in Stühlingen. Auch die Nutzung weiterer bestehender medizinischer Einrichtungen zum Zwecke der Isolation sei ein Thema und es würden Gespräche geführt. Details könnten jedoch noch nicht genannt werden.

Ambulante Behandlungszentren geplant

Um bei einer deutlichen Zunahme der Erkrankungen mit schwerem Verlauf handlungsfähig zu sein, sollen laut Sigg ambulante Behandlungszentren, so genannte Fieberambulanzen, eingerichtet werden. Auf die Frage wann, sagte Sigg: „So schnell wie möglich.“ Hinsichtlich der Standorte befinde man sich „in enger Abstimmung.“