„Mit kleinen Maßnahmen kann man schon viel helfen“, sagt Sozialarbeiter Sotiris-Aki Kiokpasoglou. Er ist der Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe des Landkreises Waldshut.
Die Einrichtung hat mehrere Angebote für all jene Menschen, die kein Zuhause haben oder in unzumutbaren räumlichen Verhältnissen leben.
1. Die Wohnhilfe der AGJ: Ein vorübergehendes Zuhause
Die AGJ-Wohnungslosenhilfe bietet die vorübergehende Unterbringung von Menschen ohne Zuhause an. Dafür gibt es das Haus Benedikt in Schmitzingen bei Waldshut. Die 20 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern sind durchgängig belegt. Hier wohnen Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause verloren haben.
Manche sind nur einige Monate hier, manche viele Jahre. Hier bekommen sie ein Dach über dem Kopf, soziale Kontakte und die Möglichkeit, den Weg zurück in eine eigene Wohnung und eine Arbeit zu finden.
So viele Menschen sind wohnungslos
Doch Sotiris-Aki Kiokpasoglou betont, dass die AGJ nicht nur Menschen hilft, die auf der Straße leben. Zu den Betroffenen zählt er auch Menschen, die in unzumutbaren Wohnverhältnissen, sogenannten „Wohnpensionen“ oder Notunterkünften leben.

2. Aufsuchende Arbeit: Hilfe auf der Straße
Die Sozialarbeiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe gehen auch direkt zu den Menschen, die auf der Straße leben. In dieser sogenannten „aufsuchenden Arbeit“ ist Carolin Maier tätig. Sie besucht die Menschen in prekären, unzumutbaren Lebensverhältnissen. Sie informiert über Angebote und vermittelt diese.
„Wir besuchen die Notunterkünfte, gehen aber auch an die Brennpunkte der Straßenszene“, erklärt Sotiris-Aki Kiokpasoglou. Im Kreis Waldshut seien diese Brennpunkte etwa der Bahnhof oder der Viehmarktplatz in Waldshut, aber auch Plätze in Bad Säckingen oder Jestetten.
„Wir haben keine Streetworker im Landkreis, deswegen gehen wir auch auf die Straße zu den Menschen“, sagt Kiokpasoglou, der selbst 15 Jahre lang als Streetworker in der Ortenau tätig war.
3. Die Wärmestube: Vom Mittagessen bis zu neuen Kontakten
Sozialarbeitern Eva-Maria Hornung ist für die Wärmestube und die ambulate Fachberatungsstelle zuständig. Die Wärmestube liegt in der Ziegelfeldstraße in Waldshut, zentral und in Bahnhofsnähe.
Hier bekommen die Menschen – wie der Name schon sagt – Wärme. Und wie der Betroffene Al sagt: „Wir bekommen auch menschliche Wärme.“ Er nutzt das Angebot der Wärmestube und freut sich über das täglich warme Mittagessen. Und dieses wird von Betroffenen selbst gekocht und ausgegeben – für 2,50 Euro.
25 bis 30 Besucher kommen laut Eva-Maria Hornung täglich in die Wärmestube. Das sind wohnungslose Männer, Frauen und Paare, aber auch generell von Armut betroffene Menschen aus Waldshut-Tiengen und der Umgebung. Neben dem Mittagessen gibt es hier auch Wasch- und Duschmöglichkeiten, eine Waschmaschine, eine kleine Kleiderkammer, sowie Kommunikationsmittel wie Zeitungen.
Doch die Wärmestube bietet noch etwas Wesentliches: Sie soll auch gesellschaftliche Ausgrenzung und Isolation überwinden. Hier können soziale Beziehungen wieder aufgebaut werden.
4. Die Fachberatung und Soforthilfe: Kontakt mit den Ämtern
Ob es um den Hartz 4-Antrag geht oder um Fragen zur Gesundheit – in der Fachberatung in den Räumen der Wärmestube wird den Obdachlosen geholfen. „Die Menschen können uns auch als ihre vorübergehende Postadresse angeben oder wir richten ihnen ein Klientenbankkonto ein“, erklärt Sozialarbeiterin Eva-Maria-Hornung.
Im Schnitt nutzen 35 Menschen täglich die Beratungsangebote der AGJ in Waldshut. Die Fachberatungsstelle möchte den Menschen Motivation geben, Hilfe anzunehmen, gibt ihnen Hilfe bei dem Kontakt mit den Ämtern und auch bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Auch vermittle die Beratung in weitergehende Angebote.
5. Beteiligung: Mitreden und Verantwortung tragen
„Wir wollen unseren Alltag so gestalten, dass er von den Betroffenen mitbestimmt wird“, betont Sotiris-Aki Kiokpasoglou. Für ihn sei es ganz wichtig, dass die Betroffenen aktiv mitmachen, bürgerliches Engagement zeigen. Sie können zum einen ehrenamtlich mitarbeiten, etwa im Haus Benedikt oder in der Wärmestube.
So schenkt etwa Dieter Rattke in der Wärmestube den Kaffee aus, Hans ist im Haus Benedikt für die Reinigung zuständig und der 39-jährige Martin kümmert sich um die Wäscherei. Alle Betroffenen sollen konsequent an den Entscheidungsprozessen innerhalb der AGJ-Wohnungslosenhilfe beteiligt werden.
In täglichen Morgen- und wöchentlichen Dienstrunden können alltägliche Probleme, gemeinsame Regeln, neue Ideen und deren Umsetzung besprochen werden. Und auch in der Lobbyarbeit können sie sich „einmischen“. So fahren zum Beispiel viele von ihnen einmal im Monat zur Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg, um dort zu demonstrieren.