Erika Bertschinger-Eicke, alias Uriella, war das geistige Oberhaupt der Sekte "Fiat Lux" (deutsch: "Es werde Licht"). Jetzt ist sie tot.
"Uriella ist am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr verstorben", bestätigte ein Sekten-Aussteiger, der in einer Fiat-Lux-Wohngemeinschaft aufgewachsen ist und dessen Eltern heute noch Teil der Glaubensgemeinschaft sind, gegenüber dem SÜDKURIER. "Meine Eltern haben mich angerufen und meine Mutter hat während des Telefonats mehrfach geweint." Die Quelle möchte anonym bleiben, ist der Redaktion aber bekannt.
Auch Ibachs Bürgermeister Helmut Kaiser bestätigt: "Icordo hat uns gestern mitgeteilt, dass Uriella verstorben ist." Am Montag bestätigte auch Ehemann Icordo den Tod seiner Frau. In einer Traueranzeige heißt es: „Mit der letzten Träne CHRISTI nehmen auch wir weinend Abschied von unserer innigstgeliebten Uriella.“
Eine Abdankung findet am Freitag, 1. März um 14.30 Uhr in der katholischen Pfarrkirche in Unteribach statt.
90. Geburtstag am vergangenen Mittwoch
Noch am vergangenen Mittwoch war der Medienrummel um Uriella groß. Grund war ihr 90. Geburtstag, der von Ordensmitgliedern am vergangenen Sonntag, ohne ihr Beisein, in einem Gottesdienst gefeiert wurde. Zu Interviews waren weder Uriella noch ihr Ehemann Icordo, alias Eberhard Eicke, bereit.
Doch eine ältere Glaubensschwester, die als eine von vier Pflegekräften für die Sektenchefin zuständig war, soll der Schweizer Boulevardzeitung Blick eine Dankeskarte für die Geburtstagsgrüße überreicht haben, mit den Worten: "Uriella hat die Karte von Hand geschrieben. Auch wenn sie im Bett liegt und nicht einmal mehr den Oberkörper anheben kann, schreibt sie in der Luft auf einer Unterlage, die sie selber hält. So hat sie auch ihr letztes Buch verfasst."
Die Schrift auf der Karte ähnelte der von Uriella sehr, zudem war die Karte mit dem aktuellen Datum versehen. Sekten-Experte Georg O. Schmid (52) analysierte und verglich die Schrift und bestätigte: "Die Schrift entspricht genau den handschriftlichen Dokumenten von Uriella, die uns vorliegen. Um die Handschrift so gut fälschen zu können, müsste man schon fast ein Genie sein."
Neun Jahre lang soll Erika Bertschinger-Eicke hüftabwärts gelähmt und rund um die Uhr auf Pflege angewiesen gewesen sein – von Krebs und der Nervenkrankheit ALS war in Medienberichten mehrfach die Rede. Seither hatte sie auch kein Außenstehender mehr gesehen. Icordo leitet die Belange von Fiat Lux. Todes-Gerüchte um Uriella kursierten seither immer wieder.
Sprachrohr Gottes
Uriella sah sich selbst als Sprachrohr-Gottes und Wunderheilerin, zudem verkündete sie mehrfach den Weltuntergang, wobei die Anhänger von Fiat Lux durch Außerirdische mit Raumschiffen gerettet werden würden. Mit schwarzer Lockenmähne, engelsgleichen, weißen Gewändern und funkelnden Diademen scharte die Sektenchefin zu Hochzeiten in den 1990er-Jahren Hunderte Glaubensanhänger um sich.

Ende der 80er-Jahre hatte der "Orden", wie die als Sekte eingestufte Glaubensgemeinschaft selbst bezeichnet werden möchte, seinen Hauptsitz von Egg bei Zürich nach Ibach im Landkreis Waldshut verlegt. Wohngemeinschaften von Ordensmitgliedern entstanden nicht nur in Ibach, sondern auch im Görwihler Ortsteil Strittmatt. Heute schätzt Ibachs Bürgermeister Helmut Kaiser die verbliebene Mitgliederzahl auf etwa 15 bis 20 Personen.
Im vergangenen Jahr war sich der Sekten-Aussteiger gegenüber unserer Autorin sicher: "Den Tod würden wir mitbekommen – eine pompöse Feier würde sich so eine Persönlichkeit wie Uriella nicht nehmen lassen.“ Wie schillernd die Feier nun tatsächlich ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Bürgermeister Helmut Kaiser sagt: "Auf dem Friedhof der Gemeinde Ibach sind schon mehrere Fiat-Lux-Anhänger begraben. Die Familie wird natürlich entscheiden, ob dort auch Uriella ihre letzte Ruhe finden wird."