Manchmal macht die zunehmende Digitalisierung Dinge auch einfacher. Das ist zumindest die Hoffnung, wenn im kommenden Jahr die Tiefgarage Kursaal mit einer neuen Technik ausgerüstet wird. Dann wird es künftig keine Schranke mehr geben und auch keine Tickets mehr. Aber Vorsicht: Bezahlt werden muss dennoch. Mit dieser neuen Technik ist Bad Säckingen Vorreiter in der Region. Die Stadt spart damit Personal und Kosten. Der Beschluss fiel einstimmig mit einer Enthaltung.
Der Gemeinderat Bad Säckingen hat in der Sitzung diese Woche diese Umstellung beschlossen. Und so soll das neue System funktionieren:
Autofahrer werden via Anzeigentafel informiert, ob Plätze in der Tiefgarage frei sind. Fährt ein Autofahrer ein, muss er künftig kein Ticket mehr ziehen, und es gibt keine Schranke, die sich öffnet. Stattdessen scannt eine Videokamera das Auto und das Kennzeichen bei der Einfahrt.

Wie wird bezahlt?
Vor dem Verlassen des Parkhauses gibt der Autofahrer am Kassenautomat sein Kennzeichen ein. Die Software gleicht die Nummer mit den erfassten Videos ab, berechnet die Parkdauer und die Parkgebühr. Nach Begleichen der Gebühr am Kassenautomaten kann die schrankenlose Tiefgarage ohne Ticket verlassen werden. Im Übrigen sollen nicht alle Kassenautomaten mit Bargeld ausgestattet werden. Überwiegend solle elektronische Bezahlungsmittel angeboten werden.
Laut Stadtkämmerin Bettina Huber hat die ganze Sache für die Stadt Vorteile. Durch die neue Technik falle das anfällige Schrankensystem weg. Wegen der Schranken sei bislang täglich 24 Stunden eine Rufbereitschaft nötig, um Autofahrern bei Schranken-Defekt die Ausfahrt zu ermöglichen. „Eine erhebliche Verringerung des Betreuungsaufwandes der Anlagen “, resümierte Bettina Huber, der wiederum zu merklicher Reduzierung des Personaleinsatzes führe.
Wer betreibt das System?
Das neue Parkgebührensystem der Kursaal-Tiefgarage wird künftig von einem privaten Dienstleister betrieben. Der Gemeinderat vergab den Auftrag an das günstigste Angebot der Firma Park-Depot GmbH aus München. Die Stadtkämmerin wies darauf hin, dass die Stadt nur einmalig 10.000 Euro Investitionskosten an die Firma zahle zur Einrichtung des Systems. Den weiteren Betrieb übernehme die Park-Depot GmbH. Der Dienstleister wolle sein Angebot über die Bußgelder finanzieren, die durch Nichtzahler anfallen. Denn die Parkgebühren verbleiben bei der Stadt.
Was passiert, wenn ein Autofahrer nicht zahlt?
Wenn jemand die Parkgebühr prellen will, registriert dies der Videoscanner bei der Ausfahrt. Es ist vorgesehen, dass er dann einen lauten Warnton abgibt. Laut Stadtkämmerin Huber kostet die Strafzahlung 40 Euro. Das Inkassoverfahren übernimmt der private Dienstleister. Das Ordnungsamt der Stadt Bad Säckingen hat damit nichts zu tun. Ordnungsamtsleiter Uwe Böhler rät aber dringend davor ab, die Gebühr zu prellen. Denn dies stelle den Tatbestand des Betruges dar.

Skepsis gegenüber privatem Bußgeld-Inkasso
CDU-Fraktionssprecher Michael Maier hatte mit dem privaten Bußgeld-Inkasso so seine Probleme. „Ich bin da skeptisch, äußerst skeptisch“, sagte er. Von solchen Dienstleistern höre man abenteuerliche Sachen. Die Stadt müsse auf der Hut sein, dass man nicht die Kundschaft verärgere, so Maier. Maier enthielt sich denn auch der Stimme.
Maiers CDU-Fraktionskollege Michael Krane allerdings hatte kein Verständnis für Gebühren-Preller. Als Polizist kenne er alle möglichen Erklärungsversuche bei Nicht-Bezahlen: „Alles faulen Ausreden“, bilanzierte er seine Erfahrungen.
Auf Nachfrage von Krane, informierte Bettina Huber zudem, dass auch im künftigen System Dauerparker problemlos hinterlegt werden könnten, wenn nötig auch mit unterschiedlichen Fahrzeugen.
Zudem, so Huber, sei geklärt worden, dass der Videoscanner auch Umlaute wie Ä oder Ö erkennen könne. Damit sei das SÄK-Kennzeichen für die Software kein Problem.