Es ist kalt, windig und nass, als die ersten kleinen Bäumchen für den SÜDKURIER-Zeitungswald in der Region eintreffen. Forstbezirksleiter Thomas Emmerich spricht von perfekten Bedingungen. Denn bis zum Pflanztermin am 11. April ist vor allem eines gefährlich für die Jungbäume: Trockenheit. „Wenn die Wurzeln erst mal ausgetrocknet sind, war‘s das“, macht er deutlich.
Lagerung auf Einschlagplatz
Bis zur Pflanzung warten die über 4000 Stiel- und Traubeneichen jetzt auf dem sogenannten Einschlagsplatz in der Nähe von Buggenried, Gemeinde Grafenhausen. Es ist eine Lichtung mit kleiner grüner Rasenfläche mitten im Wald. „Früher gab es in unseren Wäldern viele solcher Pflanzschulwiesen“, erklärt Emmerich.
Auf ihnen haben Forstarbeiter damals selbst und direkt vor Ort Bäume herangezogen. „Heute beziehen wir Forstpflanzen mit allen Vor- und Nachteilen von weither.“ Für die Zeitungswald-Bäume hat die Baumschule Sellner aus Hohenstein-Oberstetten den Zuschlag bekommen.
Frischekette wie bei Lebensmitteln

Trotz der langen Fahrt im Lastwagen müssen die kleinen Bäume wohlbehalten und in bester Gesundheit am Bestimmungsort ankommen. Thomas Emmerich spricht von einer Frischekette wie bei Lebensmitteln: „Vom Ausheben an der Baumschule über die Verladung und den Transport zum Einschlagsplatz und schließlich der Pflanzfläche sollte so wenig Zeit wie möglich vergehen.“
Die Forstpflanzen für den Zeitungswald sind wurzelnackt am Hochrhein angekommen und müssen während der gesamten Lieferkette feucht gehalten werden.
In der Zielregion angekommen
Bevor Mitarbeiter von ForstBW die Jungbäume aus dem Lastwagen laden, kontrolliert Benedikt Trefzer, Revierleiter im Staatswald Revier Seewangen, die gelieferte Ware. Worauf er neben dem Wurzel-Spross-Verhältnis dabei besonders achtet, erklärt er im Video:
Die Bäume der heutigen Lieferung haben eine gute Qualität. Forstbezirksleiter Thomas Emmerich merkt an: „Wir haben nur wenige aussortiert.“ Trotzdem werden nicht alle am 11. April gepflanzten Bäume überleben. Voraussichtlich im Herbst soll es eine Kontrolle geben, „dann entscheiden wir, ob wir nachpflanzen“.
Ein Ausfall von zehn bis 20 Prozent schätzt der Experte als gut ein. „Wir hatten auch schon 50 oder sogar 100 Prozent Ausfall. Das sind aber eher die Ausnahmen“, so der Bezirksleiter.
Wie bereits erwähnt, spielen vor allem die Wurzeln neben dem Wetter eine entscheidende Rolle. „Zu Hause gieße ich meine Pflanzen. Diese hier müssen so klarkommen. Eine lieblose Pflanzung nehmen die Bäume einem Jahrzehnte, wenn nicht sogar lebenslang, übel“, sagt Emmerich.
Saatgut aus anerkannten Beständen
Zusätzlich zur Qualitätskontrolle von Benedikt Trefzer kommt die Probeentnahme für den Zertifizierungsring für überprüfbare Forstliche Herkunft Süddeutschland. Felix Keller schneidet dafür Seitentriebe der gelieferten Jungbäume ab und steckt sie in einen Plastikbeutel. Diesen verschließt er später, sodass er bei minus 70 Grad Celsius für die Zukunft konserviert werden kann.
„Wir verwenden nicht einfach irgendwelche Pflanzen aus Deutschland“, erklärt Thomas Emmerich den Prozess. Sollten nach der Pflanzaktion oder in ein paar Jahren Probleme auftauchen, „könnten wir nachvollziehen, aus welchem Bestand die Mutterbäume der hier verwendeten Forstpflanzen kommen“. Mit dieser genetischen Analyse soll unter anderem Betrug vorgebeugt werden.
Nach der Qualitätskontrolle und der ZüF-Probe warten die noch kleinen Bäumchen nun auf dem Einschlagsplatz darauf, am 11. April endlich ihre Wurzeln schlagen zu können. Der Forstbezirksleiter ist zufrieden: „Das ist der Wald der Zukunft, der hier liegt.“