Eine besondere Stimmung lag beim Richtfest des neuen Hospizes in Tiengen in der Luft. Zum einen Vorfreude auf die für die Region wichtige Einrichtung, aber auch Dankbarkeit, dass viele Menschen in der Region zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. Zwei Monate früher als ursprünglich geplant konnten die Arbeiten am Rohbau abgeschlossen werden.

Knapp elf Monate nach dem Spatenstich wurde im Hospiz in Tiengen Richtfest gefeiert.
Knapp elf Monate nach dem Spatenstich wurde im Hospiz in Tiengen Richtfest gefeiert. | Bild: Völk, Melanie

„Mit dem heutigen Tag beginnen wir ein neues Kapitel“, sagte Anna Offermann-de Boor, Geschäftsführerin des benachbarten Pflegeheims Haus am Vitibuck, die auch das Hospiz leiten wird.

Beide Einrichtungen werden von den Diakonischen Diensten Hochrhein betrieben, einer Tochter des evangelischen Sozialwerks Müllheim, das 17 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Sie stoßen mMit dem Richtspruch auf den gelungenen Rohbau an.
Sie stoßen mMit dem Richtspruch auf den gelungenen Rohbau an. | Bild: Völk, Melanie

Offermann-de Boor bezeichnete das Gebäude als Zeichen der gemeinsamen Verpflichtung zu Fürsorge und Respekt. „Dieses Hospiz, die Kurzzeitpflege und das Tageshospiz werden sichere Orte sein, die Menschen in ihrer letzten Lebensphase Halt, Unterstützung und Respekt geben.“ Mit ihren Worten wird das Hospiz ein Ort voller Liebe, Pflege und Unterstützung werden.

Oberbürgermeister Martin Gruner griff den Standort des Hospizes in der Nähe des Bahnhofs und damit im Herzen der Stadt auf. „Ein Hospiz in der Mitte unserer Stadtgesellschaft ist von besonderer Bedeutung, denn es stärkt das Bewusstsein für Mitmenschlichkeit und Solidarität. Und es zeigt, wie wichtig Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung in unserer Stadt sind.“ Mit den elf stationären Einzelzimmern und acht Plätzen im Tageshospiz werde ein wertvoller Beitrag für die Lebensqualität schwerkranker Menschen und ihrer Angehörigen geleistet.

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Landrat Martin Kistler dankte wie seine Vorredner allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Dem Spatenstich im April 2024 war eine siebenjährige Vorbereitungszeit mit einigen Hürden vorausgegangen. Aber alle Beteiligten hätten einen langen Atem bewiesen und ihr Ziel nie aus den Augen verloren. Der Landrat bezeichnete das Hospiz als Ort, an dem Menschen in einer der sensibelsten Phasen des Lebens begleitet werden und als urchristliche Aufgabe, die Menschen genau in dieser Phase nicht alleine zu lassen.

Kistler griff ein Zitat des Freiburger Medizinethikers Giovanni Maio auf, dass Kranke und Sterbende nicht nur medizinische Hilfe benötigen, sondern vielmehr Anteilnahme und die Frage nach ihren Bedürfnissen. „Ich bin mir sicher, dass unser Hospiz darauf Antworten gibt.“

So geht es weiter

Laut Architekt Wolfgang Riege beginnen jetzt die Arbeiten am Trockenbau und die Installationen. Ab Mitte April sollen die Fenster eingebaut werden. Nach der Verlegung des Estrichs geht es mit dem Innenausbau weiter. „Ab Oktober wollen wir mit der Außenanlage beginnen“, erläutert Riege. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2026 geplant. In der Einrichtung werden nach einer Schätzung von Anna Offermann-de Boor rund 80 Personen arbeiten – von Pflegefachkräften über Küchenpersonal, Sozialarbeiter, hauswirtschaftliche Fachkräfte und Leitungspersonal.

Das bietet das Hospiz des Landkreises Waldshut

Im Erdgeschoss sind eine Arztpraxis und Büroräume untergebracht. Außerdem entsteht dort das Tageshospiz mit acht Plätzen. Die Kurzzeitpflege mit 24 Plätzen (zwei Gruppen mit je zwölf Plätzen) ist im ersten Stockwerk zu finden. Hier werden laut Anna Offermann-de Boor Menschen im palliativen Zustand versorgt.

Im zweiten Obergeschoss entstehen elf stationäre Einzelzimmer für Hospizgäste.
Im zweiten Obergeschoss entstehen elf stationäre Einzelzimmer für Hospizgäste. | Bild: Völk, Melanie

„Im zweiten Stockwerk entstehen elf Zimmer für Hospizgäste mit hohen Fenstern und viel Lichteinstrahlung. Zudem ist dort eine großzügige Küche mit Aufenthaltsmöglichkeiten auf dem Balkon“, erklärt Offermann de-Boor.

Anna Offermann-de Boor im zweiten Obergeschoss, wo die Küche und ein Aufenthaltsraum des stationären Hospizes entstehen.
Anna Offermann-de Boor im zweiten Obergeschoss, wo die Küche und ein Aufenthaltsraum des stationären Hospizes entstehen. | Bild: Völk, Melanie

Das Untergeschoss bietet Platz für 19 Tiefgaragenplätze sowie Heizung- und Technikräume.

So sieht es mit der medizinischen Versorgung aus

Laut Anna Offermann-de Boor haben zwei Ärztinnen ihr Interesse bekundet, die Arztpraxis im Erdgeschoss zu betreiben. Eine von ihnen ist Anästhesistin, die sich in Ausbildung zur Palliativmedizinerin befindet. Zudem ist eine Kooperation mit dem SAPV Hochrhein (Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung) geplant. „Wir können uns vorstellen, unsere Patienten auch im neuen Hospiz zu versorgen“, erklärt Teamärztin Karin Mahr. Wie diese Versorgung aussehen könnte, soll noch in Gesprächen geklärt werden.

Förderverein springt in Finanzierungslücke

Der Förderverein Hospiz Landkreis Waldshut finanziert fünf Prozent der jährlichen Betriebskosten des Hospizes, die nicht von den Krankenkassen abgedeckt werden. Laut dem Vorsitzenden Dietmar Wieland gehören dem Förderverein derzeit 378 Mitglieder an (311 Privatpersonen, 34 Vereine, Initiativen oder Unternehmen sowie die 32 Kommunen und der Landkreis Waldshut). Zur Abdeckung des jährlichen Defizits von geschätzt 95.000 bis 100.000 Euro werden aber noch weitere Mitglieder benötigt. 2024 erhielt der Förderverein Spenden über 34.000 Euro.

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