Mythen und Geschichten, was sich auf dem Grund des Schluchsees befindet, gibt es viele. Und seitdem der einstige Gletschersee ab 1929 zum Stausee wurde, sind noch einige mehr dazu gekommen. Immerhin fielen damals auch einige Gebäude des Orts Aha dem Stausee-Projekt zum Opfer.
Ab Ende August 1983 bot sich die Gelegenheit, den Erzählungen selbst auf den Grund zu gehen. Denn die Schluchseewerke ließen das Wasser des Sees ab – und hunderttausende Menschen strömten herbei, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.
Warum wurde der See abgelassen?

Am 29. August 1983 wurde mit der Absenkung des Sees begonnen. Wie Schluchseewerk-Sprecher Peter Steinbeck erklärt, war die Revision und Sanierung der gesamten Anlage inklusive der Technik und der Staumauer Grund für diese bislang einmalige Maßnahme.
„Zudem nutzte man die Gelegenheit, um auch im Kraftwerk Häusern Revisionsarbeiten durchzuführen“, so Steinbeck weiter. Alles in allem hätten die Arbeiten sechs Monate in Anspruch genommen.
Wie gravierend war die Maßnahme für das Unternehmen?

Es sei ein „sehr einschneidendes“ Ereignis für die Schluchseewerke gewesen, sagt Steinbeck: „In dieser Zeit waren das Kraftwerk Häusern komplett außer Betrieb und die Kraftwerke Witznau und Waldshut nur sehr eingeschränkt nutzbar.“ Diese Kraftwerke hängen ebenfalls an der Leitung des Schluchsees. Insofern sei ein erheblicher Erzeugungs-, aber auch Speicherungsverlust entstanden.
Entsprechend aufwendig die Vorbereitungen: Zwei Jahre umfangreiche Planung und Abklärung seien der eigentlichen Maßnahme vorausgegangen, so Steinbeck.
Wie häufig müssen solche Maßnahmen durchgeführt werden?

Hier kommt die schlechte Nachricht für alle, die gehofft haben, dass ein solches Ereignis sich in absehbarer Zeit wiederholen könnte: „Eine Absenkung wie 1983 ist weder geplant noch vorgesehen und wird aller Voraussicht nach auch nicht noch einmal notwendig sein“, macht Steinbeck derartige Hoffnungen zunichte.
Zwar könne immer wieder Reparaturbedarf entstehen. „Zwischenzeitlich ist jedoch die Bautechnik weitaus fortgeschrittener, ebenso die Überwachung, Früherkennung und damit Verhinderung größerer Schäden.“
Daher brauche es schlicht und ergreifend keine derart schwerwiegenden und globalen Maßnahmen mehr wie vor 40 Jahren, als der See sogar noch einmal 30 Meter tiefer abgesenkt wurde als im Jahr 2014.
Vor neun Jahren, so Steinbeck, habe sich alles noch im Rahmen eines „normalen Absenkziels“ abgespielt. Der Aufwand, das dahinter steckte, sein bei weitem nicht mit dem von 1983 vergleichbar.
Wie viele Menschen waren damals am und im See unterwegs?

Eine offizielle Zählung habe es nicht gegeben, lediglich Schätzungen verschiedener Medien, bedauert Steinbeck: „Fest steht, dass es ein Jahrhundertereignis war, das offenbar Hunderttausende anlockte.“
Warum die Menschen in so großer Zahl zum Schluchsee strömten? Das lasse sich wohl vor allem mit der Faszination erklären, „auf dem Grund eines großen Sees laufen und längst versunkene Gebäudeteile wiedersehen zu können“, sagt der Unternehmenssprecher.
Waren auch Sie dort? Senden Sie uns Ihre Fotos
Waren auch Sie dabei beim Jahrhundertereignis Schluchsee-Leerung? Haben Sie Fotos von der Familie oder einmalige Aufnahmen des leeren Staubeckens gemacht? Dann schicken Sie uns Ihre persönlichen Schnappschüsse von damals! Fotos mit einer Mindestgröße von 500 KB können Sie einfach unter Angabe des Fotografen über unsere Plattform www.redaktion.suedkurier.de einsenden.
Wir werden diese dann gerne in einem separaten Beitrag veröffentlichen. Einsendeschluss ist Freitag, 6. Oktober, 12 Uhr.
Gibt es wirklich noch Gebäude im Schluchsee?

Landläufig hält sich das Gerücht hartnäckig, es befänden sich komplette Häuser im See. Das sei allerdings nicht der Fall, wie Peter Steinbeck erläuftert: „Es finden sich nur Grundmauerreste. Einige Gebäude wurden vor dem Aufstau abgerissen und anderswo wieder aufgebaut.“ Dazu zähle auch die Jugendherberge in Seebrugg. Aber auch von der alten Dorfschule gibt es lediglich Mauerreste.
Die Schluchseeleerung habe aber auch durchaus problematische Funde zu Tage gefördert, vor allem Waffen und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.