Der größte Schwarzwaldsee soll Deutschland helfen, Energie zu sparen. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und daraus resultierender möglicher Unterbrechungen von Gaslieferungen bereitet sich die Schluchseewerk AG auf Notfallsituationen bei der Energieversorgung vor. Das Unternehmen mit Sitz in Laufenburg betreibt am Hochrhein und im Südschwarzwald mehrere Pumpspeicherkraftwerke.
Dazu gehört auch der seit 1932 aufgestaute Schluchsee. Er ist mit bis zu 108 Millionen Kubikmetern aufgestautem Wasser Deutschlands größter Energiespeicher.
Spätestens die Debatte, ob Deutschland auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine mit einem Boykott von russischem Erdöl und Erdgas antworten könne, machte jedem schlagartig klar, wie abhängig Europas größte Wirtschaftsmacht von Energie aus Putins Staat ist.
Laut Daten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe bezog die Bundesrepublik 2021 über die Hälfte ihres Bedarfs an Erdgas aus Russland. Bei einem sofortigen deutschen Importstopp wäre die Gas- und auch Stromversorgung ebenso in einem bislang ungeahnten Ausmaß gefährdet wie bei einem russischen Exportstopp.
Bei ausbleibenden russischen Gaslieferungen könnte insbesondere im kommenden Winter die Einsatzfähigkeit der Gaskraftwerke in Deutschland gefährdet sein, so warnen Experten.
Wie sehr ist die EnBW auf russisches Gas angewiesen?
Entlastung könnten die Anlagen der Schluchseewerk AG bringen. In seinen fünf Pumpspeicherkraftwerken Häusern, Witznau und Waldshut sowie Säckingen und Wehr verfügt sie über eine maximale Leistung von 1836 Megawatt im Turbinen- und 1604 Megawatt im Pumpbetrieb bereit.
Mit dem Schluchsee verfügt das Unternehmen auch über den größten Akku Deutschlands. Im Winter sind im Stausee fast 91.000 Megawattstunden Energie gespeichert, im Sommer fast 39.000.
Gasressourcen schonen
Bei Engpässen und großen Schwankungen des Energiebedarfs könnte die im Südschwarzwald in gigantischen Becken gespeicherte Wasserenergie genutzt werden.
So würden Gasressourcen geschont und könnten Gasvorräte für den kommenden Winter aufgebaut werden. Die Schluchseewerk AG erklärte bereits im März, ihre strategische Speicherbewirtschaftung drauf angepasst zu haben.
Während des Sommers könnten sich am Schluchsee häufigere Pegelschwankungen ergeben. Diese seien aufgrund der Größe des Sees mit seinen durchschnittlich 5,17 Quadratkilometer Wasseroberfläche allerdings kaum bemerkbar, so ein Unternehmenssprecher.
Möglichst vollständige Füllung im Winter
Im Winter soll eine möglichst vollständige Füllung erfolgen, um spätestens mit dem Rückgang der Solareinspeisung auch für längerfristige Dunkelflauten vorbereitet zu sein.
Am 18. Mai zeigte der Schluchseepegel 927,81 Meter über Normalnull an – fast vier Meter über dem regulären Sommerabsenkziel von 924 Metern. Laut Homepage der Schluchseewerk AG war der Speicher damit zu 86,3 Prozent gefüllt.
Wenn der Wasserspiegel des Sees das maximale Stauziel von 930 Metern über Meereshöhe erreicht hat, könnten durch Absenken auf ein Absenkziel von 914 Metern fast 91.000 Megawattstunden Energie freigesetzt werden, die von Turbinen in Strom umgewandelt würde.