Wie nun bekannt wurde, hat nach dem Bundeskartellamt nun auch das Bundeswirtschaftsministerium den Weg für die Übernahme der insolventen Aluminium-Rheinfelden-Gruppe durch den Aluminiumkonzern Rusal freigemacht. Bis zum 8. April hatte das Ministerium demnach Zeit gehabt, um die Investitionsentscheidung nach dem Außenwirtschaftsgesetz genauer zu untersuchen und ein tiefergehendes Prüfverfahren einzuleiten. Das Ministerium hätte von einem solchen Verfahren jedoch ab, sodass die Übernahme acht Wochen nach Vertragsunterzeichung zwischen Rusal, der Sanierungsgeschäftsführung der Gesellschaften und Sachwalter Holger Leichtle von der Kanzlei Görg auch formal Rechtskraft erlange.

Was passiert nun mit der Alu-Gruppe?

Die Alu-Rheinfelden-Gruppe bleibt mit diesem Deal vollständig erhalten, inklusive von rund 50 Arbeitsplätzen, die noch während des laufenden Eigenverwaltungsverfahrens von der Vorgänger-Geschäftsführung abgebaut worden waren.

Wie geht es für die Mitarbeiter weiter?

Insgesamt seien durch die Übernahme rund 250 Arbeitsplätze sowie der Standort Rheinfelden gerettet. Rheinfeldens Oberbürgermeister Klaus Eberhardt äußert sich dazu: „Bereits frühzeitig hat Rusal erkennen lassen, dass sie in der Aluminium Rheinfelden einen besonderen Wert durch die Leistungsfähigkeit und Kreativität der hiesigen Mitarbeiter sieht. Aus diesem Grunde hat man sich im Insolvenzverfahren auch dazu entschieden, bereits entlassene Mitarbeiter wieder einzustellen.“

Wie wird die Übernahme bewertet?

Sanierungsgeschäftsführer Detlef Specovius von Schultze & Braun sagt dazu: „Wir erzielen unter schwierigen Rahmenbedingungen ein gutes Ergebnis für die Gläubiger und können gleichzeitig das gesamte Unternehmen vollständig erhalten. Das Engagement hat sich also gelohnt. Der Bieterwettstreit der vergangenen Tage hat zudem noch einmal eindrucksvoll bewiesen, dass die Alu Rheinfelden ihren Platz im Markt, insbesondere als Zulieferer der Automobilindustrie, verdient hat und ich wünsche dem neuen Eigentümer sowie den Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern viel geschäftlichen Erfolg in der Zukunft.“

Sachwalter Holger Leichtle kommentiert: „Mit der Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums, kein vertieftes Prüfverfahren einzuleiten, können wir die Wochen der Unsicherheit für Gläubiger und Mitarbeiter nun endgültig abschließen. Das freut uns sehr. Ich bedanke mich bei allen, die diese erfolgreiche Übernahme möglich gemacht haben. Die Alu Rheinfelden kann nun mit Mut und Zuversicht in die Zukunft blicken und die Turbulenzen der vergangenen Monate hinter sich lassen.“

OB Eberhardt schreibt in einer Mitteilung: „Rusal gewährleistet einen marktfähigen Fortbestand der Aluminiumproduktion und überzeugt aufgrund eines Einsatzes mit Wasserkraft von sehr guten Nachhaltigkeitsindikatoren bezüglich des CO² Verbrauches.“

Gibt es auch kritische Stimmen?

Ja. Der unterlegene Bieter Euroatlantic Group bedauert den Verzicht des Bundeswirtschaftsministeriums auf ein Prüfverfahren. „Wir wissen, dass unsere Initiative sehr spät kam. Aber wir sind davon überzeugt, dass die Euroatlantic für die Belegschaft und die Gläubiger der Alu Rheinfelden, für Stadt und Region die bessere Alternative gewesen wäre. Wir hatten den Gläubigern eine 100-Prozent-Insolvenzquote geboten. Damit hätten wir alle Forderungen erfüllt. Nun müssen wir die Entscheidungen des Ministeriums und des Gläubigerausschusses akzeptieren“, erklärte Dirk Metz, Sprecher der Euroatlantic Group.

Was würde passieren, wenn die Übernahme doch noch scheitern sollte?

Zugleich kündigte die Euroatlantic Group an, jederzeit zu weiteren Gesprächen bereit zu sein, falls sich die geplante Übernahme der Alu durch das russische Unternehmen United Company Rusal aus welchen Gründen auch immer zerschlage. Teil des weiterhin bestehenden Angebotes der Euroatlantic Group sei die Einbindung des weltweit größten Metall- und Aluminiumhändlers Trafigura Lte. in der Schweiz. „Auch damit wäre die Zukunft der Aluminium Rheinfelden und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Jahre gesichert“, heißt es in einer Pressemitteilung.

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