Noch steht die Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums aus, trotzdem war bislang klar, welchen Weg die Gläubiger der Rheinfelder Aluminium-Gruppe gehen wollen: Die russische Firma Rusal sollte sie übernehmen. Nun meldet sich Alloys-Geschäftsführerin Erika Zender mit einem eigenen Insolvenzplan, den sie beim Amtsgericht Lörrach eingereicht hat. Dieser helfe jedoch bei der Rettung des Konzerns nicht weiter, sagt der Sachwalter.
Im Herbst 2020 hatte die Alu mit ihren drei Geschäftsbereichen Alloys, Semis und Carbon ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingereicht und 55 von 256 Mitarbeitenden gekündigt. Im Februar war bekannt geworden, dass das russische Unternehmen Rusal einsteigen will. Nun schlägt Erika Zender eine Alternative vor. Gemeinsam mit Ulrich Schumacher von der EuroAtlantic Group und „einer mittelständischen deutschen Investorengruppe“ habe sie einen Insolvenzplan beim Amtsgericht Lörrach eingereicht, heißt es in einer Mitteilung. Damit sollen die Arbeitsplätze in Rheinfelden erhalten bleiben und die Interessen der Gläubiger „zu 100 Prozent bedient werden“.
Die EuroAtlantic Group konzentriert sich nach eigenen Angaben auf Investments in Immobilien, Technologien und erneuerbare Energien. Die Gründer seien als Investoren auch bereits im internationalen Rohstoffgeschäft aktiv gewesen. Bei der Alu wolle man „die Produktentwicklung vorantreiben, Eigenprodukte stärken und vor allem das Angebot im Bereich der Automotive komplettieren“. Pläne gebe es etwa für die Rückgewinnung von Rohstoffen aus Produktionsabfällen und die Reduzierung des Energieverbrauchs.
Mit diesem Plan solle das Unternehmen auf den „Weg zur nachhaltigen Sanierung“ zurückgeführt werden. „Ich habe ganz bewusst nach einem fachlich erfahrenen deutschen Partner gesucht, dessen Ziel es nicht ist, die Qualitäten des Unternehmens nur für sich und Zwecke jenseits von Rheinfelden zu nutzen“, wird Zender, Geschäftsführerin des Teilbereichs Alloys, in der Mitteilung zitiert. Dieser Partner habe gezeigt, „dass es gemeinsam mit uns vor Ort möglich ist, den Betrieb durch Optimierung der Produktionsabläufe und des Vertriebes neu und zukunftsfähig aufzustellen.“ Ihr sei daran gelegen, „das Werk meines Vaters Alois Franke fortzusetzen, der die Alu vor 27 Jahren schon einmal erfolgreich aus der Krise geführt hat.“ Mit dem Insolvenzplan sei man nach den Entwicklungen der vergangenen Monate „zwar spät, aber nicht zu spät, um das Unternehmen auf eine neue und erfolgversprechende Basis zu stellen“, so Zender.
Sachwalter Holger Leichtle widerspricht dem auf Nachfrage dieser Zeitung: „Der Plan kommt leider nicht über wenig konkrete Absichtserklärungen hinaus.“ Den Gläubigern werde eine Quote von 100 Prozent angekündigt – wie diese Quote finanziert werden soll, werde aber nicht ersichtlich. „Nach unseren Berechnungen reichen die im Plan dargestellten Mittel bei Weitem nicht aus.“ Auch enthalte der Plan keine Angaben zur Finanzierung in der Zeit zwischen Einreichen und Inkrafttreten des Plans – und er beziehe sich nur auf eine einzelne Gesellschaft, nicht auf das Unternehmen im Ganzen. „Daher bringt uns das der Rettung des Konzerns nicht näher.“
„Angesichts des weiterhin defizitären Geschäftsbetriebs sehe ich die erhebliche Gefahr, dass bei einem Scheitern des Verkaufs an Rusal das Unternehmen unmittelbar geschlossen werden muss, weil der weitere Geschäftsbetrieb nicht finanziert wäre“, sagt der Sachwalter.
Nach einer Prüfung des Insolvenzplans durch das Amtsgericht entscheidet letztlich der Gläubigerausschuss darüber. Nicht nur dieser, auch die derzeitige Geschäftsführung sowie die Belegschaft stünden ausdrücklich hinter dem Verkauf an Rusal, so Leichtle. „Insbesondere die Belegschaft hat sich offen gegen eine Rückkehr von Frau Zender ausgesprochen.“ Der Gläubigerausschuss habe sich am 23. März noch einmal einstimmig für den Verkauf ausgesprochen. „Eine Abkehr vom Kaufvertrag mit Rusal wird es für den Gläubigerausschuss nicht geben, zumal man sich vertraglich gebunden sieht.“ Für konstruktive Gespräche stehe man aber zur Verfügung.