Dora Schöls

Jetzt ist es offiziell: Der weltweit führende Aluminiumproduzent Rusal übernimmt die Aluminium-Gruppe Rheinfelden. Das teilt die Kanzlei Schultze & Braun am Donnerstag mit. Damit sei die Zukunft des führenden deutschen Herstellers von Aluminiumprodukten gesichert. Die Alu hatte im Herbst 2020 ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt und insgesamt 55 von 256 Mitarbeitenden gekündigt.

Kaufvertrag unterzeichnet

Nachdem es bereits vergangene Woche erste Anzeichen gab, dass ein Investor für die Unternehmensgruppe gefunden ist – und dass es das russische Unternehmen Rusal ist – kam nun die offizielle Bestätigung von der Kanzlei, die für die Sanierungsgeschäftsführung zuständig ist.

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Vertreter von Aluminium Rheinfelden und Rusal hätten am Donnerstag einen Kaufvertrag unterzeichnet, mit dem Rusal den Geschäftsbetrieb und die Assets der Aluminium Rheinfelden GmbH übernehmen möchte. Die Übernahme stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt einer Genehmigung durch das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundeskartellamt.

„Idealer Partner und Investor“

„Als ein weltweit führender Aluminiumhersteller ist Rusal ein idealer Partner und Investor für Aluminium Rheinfelden“, wird Sanierungsgeschäftsführer Detlef Specovius in der Mitteilung zitiert. „Der Deal sichert die künftige Entwicklung von Aluminium Rheinfelden und seiner qualifizierten Belegschaft.“

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Das Ziel sei es gewesen, die beste Lösung für die Gläubiger zu finden und möglichst viele Arbeitsplätze am Traditionsstandort in Rheinfelden zu erhalten, wird Holger Leichtle zitiert, der vom Amtsgericht Lörrach zum Sachwalter bestellt worden war. Die gefundene Lösung sei „gut für Aluminium Rheinfelden, gut für den Erwerber, gut für die Region und gut für die Mitarbeiter“.

Arbeitsplätze sollen möglichst erhalten bleiben

Ähnlich äußerte sich vergangene Woche Wolfgang Zink von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Der Käufer, also die Rusal, werde den Standort Rheinfelden erhalten – und Arbeitsplätze erhalten, möglicherweise sogar mehr schaffen, so Zink. Die Belegschaft sei am Donnerstag über den Kauf informiert worden, sagt Betriebsratsvorsitzender Wilhelm Tholen. Demnächst soll es eine Betriebsversammlung geben, bis dahin möchte Tholen sich nicht zur Frage äußern, wie viele Arbeitsplätze erhalten bleiben.

Technische Expertise attraktiv für Käufer

Attraktiv ist die Alu für Rusal vor allem dank der Forschungserfolge und der technischen Expertise – Aluminium besitzt der Mitteilung der Kanzlei zufolge mehr als 70 Patente. Auch die Beziehungen der Alu zur Automobilbranche werden hervorgehoben.

Roman Andryushin, Vertriebs- und Marketingdirektor bei Rusal, wird wie folgt zitiert: „Die Aluminium-Rheinfelden-Gruppe ist ein angesehener Hersteller hochqualitativer Legierungen, Halbzeuge und kohlenstoffbasierter Produkte mit starken Geschäftsbeziehungen zu einigen der weltweit größten Automobilhersteller und führenden Industrieunternehmen.“ Die Übernahme biete daher „spannende strategische Entwicklungsmöglichkeiten für Rusal“.

Investition in Forschung und Entwicklung

Indem die Produktion in Deutschland beibehalten wird, sollen Arbeitsplätze gesichert werden. Rusal wolle auch verstärkt in Forschung und Entwicklung investieren. „Unser langfristiges strategisches Ziel ist es, die Herstellung von Produkten mit hoher Wertschöpfung weiter auszubauen und unseren Kunden Lösungen mit wiederverwertbaren Produkten anzubieten.“

Das Schutzschirmverfahren, das die Aluminium im Herbst eingeleitet hatte, hing der Kanzlei zufolge mit einem sich verschärfenden Wettbewerb und den Auswirkungen der Corona-Pandemie zusammen. Das Unternehmen befand sich allerdings schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten.

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Gegründet wurde die Alu 1898 in Rheinfelden – als erste Aluminiumhütte in Deutschland.

Rusal ist ein weltweit führendes Unternehmen in der Aluminiumindustrie. Laut der Mitteilung produziert es Metall mit einem geringen Kohlenstoff-Fußabdruck. Das Aluminium des Unternehmens werde mit erneuerbarer Energie hergestellt. Aluminium-Leichtmetallräder etwa seien ein wichtiger Bestandteil für Fahrzeughersteller, das Gewicht ihrer Autos aus Gründen der Nachhaltigkeit und zur Optimierung der Leistung zu reduzieren.