Der bange Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz: Der maßgebliche Wert für Lockerungen oder Verschärfungen der Corona-Maßnahmen übertraf in der vergangenen Woche im Kreis Waldshut erstmals wieder an drei aufeinanderfolgenden Tagen den Grenzwert von 100. Die Folge: Die so genannte „Notbremse“ wurde gezogen und einige Lockerungen, wie beispielsweise das 'Meet & Collect' im Handel, zurückgenommen. Andere Maßnahmen, wie die befürchtete Einschränkung bei privaten Kontakten, werden dagegen nicht ergriffen.

Als Grenzwert für die so genannte Notbremse mit strikteren Maßnahmen gilt die Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Im Kreis Waldshut wurde ...
Als Grenzwert für die so genannte Notbremse mit strikteren Maßnahmen gilt die Sieben-Tage-Inzidenz von 100. Im Kreis Waldshut wurde dieser Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen überschritten. Seit 29. März traten damit weitere Einschränkungen in Kraft. | Bild: Obermeyer, Justus

Im Nachbarkreis Lörrach blieb der Inzidenz-Wert bislang knapp unter der 100. Doch die Sorge ist groß, zumal die Patientenzahlen in den Kliniken steigen, wie Bernhard Hoch, medizinischer Geschäftsführer der Kliniken des Landkreises jüngst ausführte. Mit einem dringenden Appell wandte sich Landrätin Marion Dammann an die Bevölkerung, den Infektionsschutz bestmöglich zu beachten.

Auch auf Schweizer Seite des Hochrheins haben die Kantone den Inzidenz-Wert von 100 – im Nachbarland freilich kein Grenzwert – überschritten. Besonders steil verläuft die Kurve im Kanton Schaffhausen: In der vergangenen Woche lag der Wert noch bei 68, mittlerweile bei 100.

Die Sieben-Tage-Inzidenz seit 1. Februar am Hochrhein in den Landkreisen Waldshut und Lörrach und den Kantonen Basel-Stadt, ...
Die Sieben-Tage-Inzidenz seit 1. Februar am Hochrhein in den Landkreisen Waldshut und Lörrach und den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau und Schaffhausen im Vergleich. | Bild: Obermeyer, Justus

Höchst unterschiedlich stellt sich die Situation bei den Todesfällen dar: 12 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion wurden in der vergangenen Woche im Kreis Lörrach gezählt. Dagegen wurden im Kreis Waldshut sowie im Kanton Schaffhausen keine Todesfälle gemeldet.

Todesfälle im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion in den Kreisen Waldshut und Lörrach in absoluten Zahlen.
Todesfälle im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion in den Kreisen Waldshut und Lörrach in absoluten Zahlen. | Bild: Obermeyer, Justus

Die Lage im Gesundheitswesen im Kanton Aargau ist zunehmend angespannt – dies insbesondere wegen der hohen Belegung der Intensivstationen (40 Prozent Covid-19-Patienten), wie es im Wochenbulletin von Kantonsärztin Yvonne Hummel heißt. Die steigenden Infektionszahlen bereiten auch hier Sorge, denn nehmen die Infektionen weiter in diesem Maße zu, sei eine Überlastung des Gesundheitssystems zu befürchten: „Im Rahmen der Impfkampagne konnten bisher aufgrund der tiefen Impfstoffmengen noch nicht genügend Personen geimpft werden, um die Spitäler vor einer Überlastung zu schützen.“

Welche Rolle spielen die Virusmutationen?

Mittlerweile sind die Varianten des Coronavirus, vor allem die britische Variante, zu Dominanten geworden. In der Woche von 15. bis 21. März wurde im Kreis Waldshut bei mehr als 65 Prozent aller Neuinfektionen eine Virusvariante nachgewiesen, in der vergangenen Woche bisher bei 39,3 Prozent. Allerdings: „Da die Sequenzierung häufig bis zu einer Woche dauert, wird dieser Prozentsatz in den nächsten Tagen mit Sicherheit noch ansteigen“, so die Information aus dem Landratsamt.

Besorgniserregend: Die Virusvarianten sind deutlich ansteckender als das bisherige Coronavirus. Katharina von der Hardt, Leiterin des Gesundheitsamts Lörrach, berichtete von Ansteckungen, die trotz der gängigen Hygienemaßnahmen erfolgt seien.

Die Zahl der Neuinfektionen pro Woche steigt in den Landkreisen Lörrach und Waldshut kontinuierlich, allerdings verläuft die Kurve ...
Die Zahl der Neuinfektionen pro Woche steigt in den Landkreisen Lörrach und Waldshut kontinuierlich, allerdings verläuft die Kurve flacher, als zu Beginn der zweiten Welle im Herbst. | Bild: Obermeyer, Justus

Im Kanton Schaffhausen liegt der Anteil der mutierten Virusvarianten bei den Neuansteckungen in der vergangenen Woche 49 Prozent (Vorwoche: 67 Prozent). Im Kanton Aargau waren laut Wochenbulletin zwischenzeitlich im Schnitt rund 80 Prozent der neuen Fälle auf eine Coronavirus-Mutation im Kanton Aargau zurückzuführen.

Wie steht es um die Impfungen?

Noch immer ist der Impfstoff gegen das Coronavirus knapp. Zusätzlich wirkt sich die zeitweise Aussetzung des Astrazeneca-Impfstoffs im Kreis Waldshut aus: Bei der Neuterminierung zeigte sich, dass etwa ein Drittel der Impfberechtigten so große Vorbehalte gegen den Impfstoff haben, dass sie diesen nicht mehr bekommen wollen. Ein herber Rückschlag für die Impfbemühungen in der Region.

Was die Terminvergabe angeht, so ist es in den Schweizer Kantonen für alle Einwohner möglich, sich für einen Impftermin registrieren. Wann sie diesen allerdings bekommen, ist aber offen. Allerdings: Seit 9. März sind Impfungen im Kanton Aargau für alle Personen im Alter von 65 und mehr Jahren möglich. Bisher mussten 65- bis 74-Jährige ein Attest vorlegen. Ebenso wie in Baden-Württemberg startet hier nun ein Pilotprojekt: Zunächst acht Allgemeinmediziner sollen gegen Corona impfen. Der Versuch dient als Vorbereitung für die Impfung in 190 Arztpraxen im ganzen Kanton. Doch der Beginn ist laut Kantonsangaben frühestens im Mai 2021 vorgesehen.

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