Mein Weg auf den Feldberg ist nicht weit. Es ist ein Donnerstagmoren. Seit ein paar Tagen sind die Lifte hier wieder geöffnet. Mit dem Bus fahre ich direkt vor die Piste, es lohnt sich das Auto stehen zu lassen. Wie ist es unter Corona-Bedingungen Ski zu fahren? Ist unter diesen Umständen eigentlich viel los auf dem höchsten Berg im Schwarzwald? All dies will ich in Erfahrung bringen.

Welche Regeln gelten hier?
Für Besucher des Liftverbunds Feldberg gilt 2G-Plus – man muss geimpft oder genesen und getestet sein. Die Ausnahmen wie das Boostern oder die zweite Impfung, die noch nicht länger als sechs Monate zurückliegt, gelten auch hier. Wer zum Wintersport kommen will, muss zuvor online auf der Homepage des Liftverbunds ein Ticket buchen. Dann bekommt der Wintersportler einen QR-Code und scannt diesen dann im Ticket-Automaten am Feldberg ein. Hier steht der Sicherheitsbeauftragte Siegfried Zettler. Gut gelaunt hilft er beim Ticketlösen, kontrolliert die Impfzertifikate – und beantwortet jede Menge Fragen. Er wirkt wie ein laufendes Touristenzentrum. Und so kommt es, dass er auch immer wieder alles Wichtige rund ums Skigebiet erläutert.
Oftmals erinnert er seine Gesprächspartner freundlich an die Maskenpflicht. Diese gilt vor allem in den Liften und in den Anstehbereichen. Zettler erfahre keine Widerstände zu den Regeln, erzählt er. „Die Gäste sind alle sehr gut vorbereitet.“ Weniger gut spielt heute aber erneut die Technik mit. Schon zum Start in die Skisaison am Wochenende hatten die Automaten versagt. Denn wegen der kurzfristigen 2G-Plus-Ausnahmen musste das ganze System nochmals umprogrammiert werden. Und an diesem Vormittag können dort keine 2G-Plus-Nachweise auf die Tickets übertragen werden – dies muss nun an der Kasse erfolgen. Und dennoch läuft‘s gut.
Der Liftverbund Feldberg
Dann bin auch ich endlich auf den Brettern und auf dem Sessellift. Oben auf dem Gipfel angekommen, sehe ich: Weiß. Weiß soweit das Auge reicht. Und das ist nicht nur Schnee. Es ist eine Nebelwand, durch die man fährt und nicht weiß wohin. Unheimlich.
So wie viele andere, entscheide ich mich dann für den Wechsel auf den Grafenmatt, über die Brücke gelange ich schnell dort hin, wo die Sicht wesentlich besser ist.
Wie viel ist hier los?
Trotz des schlechten Wetters ist hier eigentlich gut was los. Nicht überlaufen, keine Massen wie sonst, aber für all diese Bedingungen schon ein richtig guter Betrieb. Der Vorteil: Kein Anstehen an den Liften und viel Platz auf der Piste.

Schon am 5. Dezember, dem ersten Sonntag zum Saisonstart, hätten 1500 Gäste die Lifte am Feldberg genutzt, wie Geschäftsführer Adrian Probst erzählt. „Das ist für den Saisonstart gut.“ In Normalwintern habe man an Spitzentagen bis zu 8000 Gäste. „Das werden wir dieses Jahr nicht haben“, bedauert Probst. Die Regeln ließen zwar einen Vollbetrieb zu, allerdings sei das Ziel des Liftverbunds zwar eine gute Auslastung, aber keine Überlastung, so Probst. Die Besucher würden sich gut verteilen, auch unter der Woche. „Flexiblere Arbeitszeiten spielen uns da gut in die Karten“, sagt der Liftverbund-Geschäftsführer.
Der Moment des Genießens
Und da ist es wieder, dieses Gefühl der Freude, endlich wieder Skifahren zu können. Das letzte Mal als ich im vergangenen Winter auf den Brettern stand, hatte ich mir mit meinem Sohn doch tatsächlich für eine Stunde einen kleinen Skiflift gemietet. Jetzt bin auch ich froh, dass die Lifte öffnen dürfen. Das Gefühl von Freiheit mit Bewegung an der frischen Luft – ich genieße es. Und: Ich spüre ein Stück Normalität. Alles – bis auf die Masken – wirkt doch tatsächlich normal.
Wintersport-Fans reisen aus Karlsruhe an
Ich treffe auf eine sechsköpfige Gruppe junger Wintersportler aus Karlsruhe. Eigentlich wollten sie übers Wochenende nach Österreich zum Skifahren. Doch das wurde abgesagt. Nun kamen sie nach zwei Stunden Anfahrt für einen Tag an den Feldberg. Sie loben das Skigebiet, es ist das für sie Nächstgrößere. Auch die Corona-Maßnahmen seien nicht hinderlich, erzählen sie.
Der einzige Kritikpunkt: Man könne beim Online-Ticketkauf nicht mit Paypal bezahlen. „Der Schnee ist super“, freuen sie sich, bevor sie weiter fahren. Doch die Karlsruher sind nicht die einzigen, die weit angereist sind. Viele kämen von weiter her, wie Siegfried Zettler mir erzählt, etwa aus dem Raum Stuttgart oder vom Bodensee.
Wie sind die Bedingungen?
Die Pistenverhältnisse sind grandios. Der Schneefall der vergangenen Tage war beachtlich. So macht Skifahren Spaß. Sechs Lifte laufen im Skigebiet und das ist für Anfang Dezember schon eine ziemlich gute Zahl – wenn man die späten Winter der vergangenen Jahre betrachtet. Der 6er-Sessellift auf dem Seebuck soll am Samstag noch dazu kommen.
Wie reagieren die Gäste auf die Regeln?
Auch Liftverbund-Geschäftsführer Adrian Probst sagt: „Wir erleben nur ganz wenig Widerstand, die übergroße Mehrheit war sehr verständnisvoll, sowohl für die Regeln als auch für die Kontrollen und auch für die technischen Probleme.“ Er ergänzt: „Sie sind alle froh, dass sie überhaupt Ski fahren können.“

Allerdings erzählt er auch von einzelnen Personen, die aggressiv die Regeln und Kontrollen boykottieren und schlimmstenfalls sogar Mitarbeiter angreifen würden. „Wir müssen da wirklich gemeinschaftlich dagegen vorgehen, kollektiv dagegenhalten – sonst kommen wir aus diesem Theater der Pandemie nie raus“, so der Appell von Probst. „Die ganz große Mehrheit, die sich an die Regeln halten, muss einen schönen Winter haben.“
Auf den Pisten finden tatsächlich einige Ski-Kurse statt. Wedeln will gelernt sein.
„Komplettausfall hätte uns Genick gebrochen“
Doch was würde eine Schließung für den ohnehin schon gebeutelten Liftverbund bedeuten? Stand heute ist Adrian Probst nach eigenen Aussagen noch recht optimistisch, dass es ein wirtschaftlich zufriedenstellender Winter werden kann.
Klar sei aber, dass dieser mit Einschnitten verbunden ist. Probst betont die Bedeutung dieser Saison: „Es ist wichtig für dieses Skigebiet, dass überhaupt ein Betrieb stattfindet.
Denn:
„Mit einem Komplettausfall hätten wir das letzte Jahr nicht ausgleichen können und das hätte uns wahrscheinlich das Genick gebrochen.“Adrian Probst, Geschäftsführer des Liftverbunds Feldberg
Nach wie vor ist Adrian Probst davon überzeugt, dass auch die letzte Saison funktioniert hätte, wie er sagt. Schließlich bewege man sich an der frischen Luft, wo es quasi kein Infektionsrisiko gebe. Und Aprés-Ski sei auf dem Feldberg ohnehin kein Thema.
Der Liftverbund wird von den Kommunen St. Blasien, Feldberg und Todtnau betrieben. Probst bemängelt, dass es für kommunal betriebene Skilifte keine Corona-Hilfen gab. Die drei Kommunen gehörten ohnehin schon zu den am stärksten Verschuldeten im Land. „Man würde uns so stark unterstützen mit im Verhältnis nur geringen Beiträgen.“