Seit mehreren Tagen steigen die Zahlen der Covid-19-Neu-Infektionen in den Landkreisen Waldshut und Lörrach nur sehr gering an, oder stagnieren sogar. Viele Menschen fragen sich, woran das liegt und ob die niedrigen Zahlen sogar ganz bewusst angestrebt werden. Denn die Obergrenze für die Landkreise zur Verhinderung erneuter Lock-Down-Maßnahmen von 50 neuen Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner in einer Woche lässt viele aufhorchen: Werden nun vielleicht weniger Menschen auf den neuartigen Coronavirus SARS-Cov-2 getestet als bislang? Doch ein Blick auf die aktuelle Test-Situation zeigt: Das Gegenteil ist im Moment der Fall.

1. Wie viele Abstriche werden täglich gemacht?

In beiden Landkreisen variiere nach Auskunft der Landratsämter die tägliche Zahl der Tests auf das neuartige Coronavirus. Doch die Zahl der Abstriche hat in den vergangenen Wochen zugenommen. Thorsten Wrobel, Sprecher des Landratsamts Lörrach gibt eine Einordnung: „Am 30. April hatten wir 4.087 Abstrichergebnisse (positive und negative zusammengerechnet) vorliegen.“ Am 7. Mai waren es 5.409. In dieser Woche wurden 1322 Testergebnisse gemeldet.

Das könnte Sie auch interessieren

Waldshuts Sprecherin Susanna Heim erklärt dazu: „Im Landkreis Waldshut wurden in den letzten acht Wochen durchschnittlich 250 Tests pro Woche an das Gesundheitsamt gemeldet.“ Laut Heim lagen am 7. Mai insgesamt 2272 positive und negative Testergebnisse vor. In der Zeit sei 15. April kamen 951 Ergebnisse hinzu. Diese Zahl wird weiter steigen, denn: „Momentan werden pro Tag etwa 200 Tests in verschiedenen Seniorenheimen von Ärzten und Personal der Fieberambulanz im Auftrag des Gesundheitsamtes durchgeführt“, so Heim.

2. Inwiefern hat sich die Teststrategie des Landes verändert?

Seit 29. April gibt es die SARS-CoV-2-Teststrategie für Alten- und Pflegeheime vom Sozialministerium Baden-Württemberg. „Damit ist der Fokus auf einer einmaligen flächendeckenden Testung von Bewohnern und Personal gerichtet“, erklärt Susanna Heim. Später sei dann wieder eine Vorgehensweise nach dem Drei-Stufenmodell vorgesehen: Stufe 1 sofortige Testung bei Krankheitsverdacht, Stufe 2 Testung von Kontaktpersonen der Kategorie I, Stufe 3 Testung bei Krankheitshäufungen. Langfristig will das Land die Testkapazitäten ausbauen, die Entwicklung neuer Testverfahren wie Antikörper-Tests, die Testung von asymptomatischen Personen und die Durchführung von Schwerpunktuntersuchungen forcieren, wie auf der Internetseite des Sozialministeriums zu erfahren ist.

3. Wie weit sind die Landkreise bei den flächendeckenden Tests in Alten- und Pflegeheimen?

Im Landkreis Waldshut wurden in den vergangenen Tagen bereits Bewohner und Mitarbeiter von sieben Heimen getestet, wie die Landratsamtssprecherin informiert. Hier läge bereits die Auswertung von 95 Prozent der Tests vor, die negativ gewesen seien. „Nur in einem Heim wurden bisher drei weitere Covid-19-Fälle registriert“, so die Sprecherin. Sie ergänzt: „Dies zeigt aus unserer Sicht, dass die Strategie der konsequenten Schutzmaßnahmen erfolgreich ist.“ In den nächsten Tagen steht die Testung der 20 weiteren Heime im Kreis Waldshut an. Hinsichtlich der Teststrategie sagt Susanna Heim: „Wir gehen aber so vor: Falls es später zu Verdachtsfällen kommt, wird wieder getestet.“

Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung

Im Nachbarkreis Lörrach haben diese Testreihen in den Alten- und Pflegeheimen am vergangenen Freitag, 8. Mai, begonnen, wie Sprecher Thorsten Wrobel bestätigt. Der Zeitplan hänge auch hier von vielen Faktoren ab, darum sei nicht verlässlich abzuschätzen, wann die Tests abgeschlossen sein werden. Wrobel betont: „Aber es werden täglich so viele Tests wie möglich gemacht.“

4. Was hat sich an den Testkapazitäten der Kreise geändert?

Immer wieder war in den vergangenen Wochen die geringe Testkapazität im Kreis Waldshut und die Möglichkeit für täglich rund 40 Abstriche hingewiesen worden. Nun erklärt Landratsamtsprecherin Heim: „In den Laboren wurden Testkapazitäten aufgebaut und wir konnten zusätzlich Labore mit Tests beliefern, das heißt, wir können nun an Werktagen rund 120 Tests vornehmen.“ Betrachte man nur die Laborkapazitäten, dann wären noch mehr Testungen möglich, allerdings stehe dahinter auch ein zeitlicher und organisatorischer Aufwand, so Heim, die in diesem Zusammenhang beispielhaft die Verfügbarkeit der Ärzte nennt. Sie hebt hervor: „Im Moment werden die Kapazitäten, die wir haben, weitgehend ausgeschöpft.“

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Lörrachs Sprecher Wrobel betont: „Unser Anliegen ist es, möglichst viel zu testen.“ Über die Maximalkapazitäten ließe sich allerdings keine Aussage treffen, so Wrobel, der in diesem Zusammenhang ebenso auf Laborkapazitäten und andere Rahmenbedingungen verweist.

5. Hat sich an den Voraussetzungen für einen Test auf Covid-19 etwas geändert?

„Ja, aufgrund des Aufbaus von Testkapazitäten können wir verstärkt testen und werden nun insbesondere auch Kontaktpersonen testen“, bestätigt Susanna Heim. Martina Tröscher von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KV) erklärt: „Die baden-württembergische Landesregierung hat beschlossen, dass Corona-Tests auch bei Personen vorgenommen werden, die nicht unter das Flussschema des Robert-Koch-Institutes zur Verdachtsabklärung fallen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Dabei handele es sich vor allem um asymptomatische Patienten. Da bislang bei diesen Personengruppen die Tests nicht über die Gesetzliche Krankenversicherung hätten abgerechnet werden können, sei dies nun mit der Kostenübernahme zunächst durch das Land, später durch den Bund, möglich geworden. Tröscher bestätigt: „In Waldshut wurde vergangene Woche schon vermehrt getestet, in Lörrach und in vielen anderen Landkreisen sind die niedergelassenen Ärzte eng mit den Heimen und Gesundheitsämtern in Kontakt, um die Umsetzung zu organisieren.“

6. Warum ist die Zahl aller Corona-Abstriche nicht bekannt?

Corona-Abstriche im Auftrag der Gesundheitsämter der Landkreise habe es laut Heim und Wrobel zu Beginn der Epidemie gegeben. In der folgenden Wochen wurden dann Strukturen geschaffen, die direkt von der kassenärztlichen Vereinigung betrieben werden, so beispielsweise die Fieberambulanzen, Fieberpraxen und Corona-Mobile. Darüber hinaus testeten seit Beginn die Kliniken sowie niedergelassene Ärzte in beiden Kreisen. Die Gesamtzahlen der hier durchgeführten Covid-19-Abstriche sind unbekannt, da lediglich positive Ergebnisse, also Infektionen, an die Gesundheitsämter übermittelt werden.

Das könnte Sie auch interessieren