Zootiere verbringen nicht zwangsläufig ihr ganzes Leben im gleichen Zoo. Viele Tierarten werden im Rahmen von internationalen Zuchtprogrammen gemanagt und sollen für Nachwuchs ihrer Art sorgen. Beispielsweise der Elefantenbulle Tusker, der im April dieses Jahres aus den Niederlanden nach Basel gebracht wurde. Sein Vorgänger Jack, der 2017 zu den Basler Elefantenkühen gebracht wurde, lebt nun wieder in Ungarn.
Am Anfang jedes Zootiertransports steht die Frage: „Wer passt zu wem“? Die Experten des Basler Zoos erklären, dass bei Zootieren immer das Genmaterial im Vordergrund steht und nicht Charaktereigenschaften oder Äußerlichkeiten. „Die Zuchtpaare werden in der Regel so zusammengestellt, dass die Partner möglichst wenig oder gar nicht verwandt sind. So bleibt die größtmögliche genetische Vielfalt erhalten.“ Der Zoo Basel selbst führt die Zuchtbücher für Kleine Kudus, Somali-Wildesel, Zwergflußpferde, Panzernashörner, Totenkopfäffchen und Türkisnaschvögel.
Viele Formalitäten
Sobald geklärt ist, welches Tier wohin reisen soll, beginnen die Transportvorbereitungen. Für Tierarten, die unter das internationale Artenschutzabkommen CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) fallen, wie beispielsweise Elefanten oder Somali-Wildesel, werden zuerst die Export- und Importbestätigungen der jeweiligen Länder beantragt. Denn ohne diese Papiere würden die Zootiere zu Schmuggelware.
„Dazu kommt eine Proforma-Rechnung – pro forma, weil Zootiere zwischen wissenschaftlich geführten Zoos nicht verkauft, sondern getauscht oder geliehen werden. Lediglich die Transportkosten übernimmt meist der Empfängerzoo“, erläutern die Verantwortlichen.
Und die Kosten können rasch in die Höhe schnellen, wenn etwa ein Elefant wie Tusker mit 6.160 Kilogramm transportiert wird.

Als der Elefantenbulle Tusker im April 2021 nach zehnstündiger Reise im Zoo Basel eintraf, habe es allein zwei Kräne gebraucht, um die Kiste vor dem Zoo auf einen kleineren Lastwagen zu verladen und um sie bei der Tembea-Anlage abzusetzen.

Vorher wurde Tusker auf einem Tieflader von einem spezialisierten Zootiertransportunternehmen von Rhenen in den Niederlanden nach Basel gefahren.
Gesundheit der Tiere im Blick
Lange Transporte sind für die Tiere oft stressig. Darum gehört zu den Transportpapieren auch ein Gesundheitszeugnis der Zootierärzte sowie die Bescheinigung des Kantonstierarztes, dass das Zootier „fit for travel“ ist. „Die Tierärzte der jeweiligen Zoos stehen bereits vor dem Transport in Kontakt und beraten über Untersuchungen, die im jeweiligen Land oder Zoo nötig oder erwünscht sind, damit sichergestellt ist, dass das Tier gesund reist“, informiert der Basler Zoo. Übrigens: Wenn immer möglich wird darauf verzichtet, das Tier nur für die Transportuntersuchung unter Narkose zu setzen.
Die Gesundheit des Tieres stehe bei einem Transport an erster Stelle.
Obwohl die meisten Transportfahrzeuge der Zootiertransportunternehmen klimatisiert seien, müssten im Hochsommer oder in einem kalten Winter immer wieder Transporte wegen ungeeigneter Temperaturen verschoben werden. Sommerzeit gleich Reisezeit trifft also auf die Zootiere nicht zu, sie reisen eher in der Nebensaison.
Für jedes Tier eine passende Transportkiste
Im Keller des Zolli-Betriebsgebäudes gibt es ein großes Lager für Transportkisten aller Art, von einer kleinen Holzbox für einen Brillenvogel bis zu Kisten für einen Somali-Wildesel oder ein Zebra.
Noch grössere Kisten werden meist von den Transportunternehmen gebracht oder extra für den Transport angefertigt. Es ist wichtig, dass die Kiste weder zu klein noch zu gross ist, ausserdem sollte sie dunkel sein, denn das wirkt beruhigend auf die Tiere. Falls nötig, wird sie direkt vor Ort durch die Zolli-Schreinerei angepasst. Durch Klappen in der Kiste wird der Passagier während des Transportes und am Zoll kontrolliert und kann gefüttert und getränkt werden.
Beim Einladen in die jeweilige Kiste ist die Erfahrung der Tierpfleger entscheidend. Um dabei Stress zu vermeiden, werden Somali-Wildesel bereits einige Wochen vor dem Transport in der Transportkiste gefüttert und gewöhnen sich so daran, selbtsständig hineinzulaufen.
Vögel werden vor dem Transporttag in einem Fangkäfig mit Futterschale aus den großen Volieren herausgefangen und bis zum Transport in kleineren Volieren untergebracht.
So ist das Einladen für alle Beteiligten mit weniger Aufregung verbunden.
Nach dem finalen Kontrollblick in die Kiste gibt die Tierärztin oder der Tierarzt das „Go“ und die Reise beginnt.