
Es war als hätte man im Februar 2020 die Uhr angehalten und sie jetzt wieder weiterlaufen lassen. Über tausend Menschen feierten am Freitagabend in und um die Stadthalle im Schweizerischen Laufenburg die Fasnacht so, wie es eigentlich immer war: Kreativ verkleidet und tanzend, die vollen Becher durch die dichten Mengen bugsierend und mit diesem Leuchten in den Augen, weil man eine gute Zeit mit seinen Freunden hat.
Das erste Event seit Beginn der Pandemie
Als „Freedom Day“ für die Sehnsüchtigen oder „Super Spreader Event“ für die Vorsichtigen war im Vorfeld über die erste richtige Fasnachtsveranstaltung seit Ausbruch der Pandemie diskutiert worden. Tatsächlich war es aber so, als bräuchte es diese Begriffe gar nicht. Das feiernde Volk tat das, was es am besten kann: Die gute Stimmung aufsaugen und für einen Moment seine Sorgen im Kopf weit wegrücken, während im Hintergrund der Bass wummert und die Guggen-Rhythmen beben.
Die Guggen-Party mit zwei Bühnen war der Ersatz für das mittlerweile legendäre Guggen Open-Air in den Altstadtgassen der Schwesternstädte.

Grenzüberschreitend und binational bleibt die Laufenburger Fasnacht trotz der bizarren Situation, dass nur auf der einen Seite des Rheins die närrischen Tage mit Veranstaltungen gefeiert werden dürfen: Unter den Guggenmusiken und Partygästen waren ebenso viele Deutsche wie Schweizer.
So war es beispielsweise für das Fröschenlochecho aus Niederhof beinahe ein Heimspiel: Die Guggenmusik spielten in Zelt-Bühne, das neben der Halle aufgebaut war.
Einlass ohne Zertifikat und Bescheinigung
Etwas seltsam war es für einen kurzen Moment für die meisten Gästen, als beim Einlass niemand mehr das sonst immer griffbereite Test- oder Impfzertifikat sehen wollte.
„Es ist ungewohnt aber auch schön, dass was ist. Menschen brauchen auch diese Freiheit“, sagten die Freundinnen Afef Shainovska und Dajana Posavec. Genauso ungewohnt sei es, dass sie für das alles über die Grenzbrücke müssen: „Es ist, als würden wir in zwei verschiedenen Welten leben.“

Die beiden wohnen in Bad Säckingen und dem badischen Laufenburg und waren zwei von vielen, die aus dem Nachbarland gekommen waren. Dass ein Ansteckungsrisiko bleibt, wussten sie. Dass sie dieser Abend glücklich macht, wussten sie ebenso.

700 erwerben Tickets im Vorverkauf
Bei so viel Heiterkeit, die das Stimmungsbild prägte, konnten die Veranstalter ein positives Fazit ziehen. „Es verläuft alles wirklich friedlich und das ist schon erstaunlich bei so vielen Leuten“, sagte Thomas Ackermann, Bauchef und Mitglied des Organisationskomitees der Schweizer Städtlefasnacht.
Der große Andrang war für die Macher keine Überraschung: „Damit haben wir definitiv gerechnet. Es warten ja alle darauf, dass Fasnacht wieder stattfinden darf.“ Allein im Vorkauf seien 700 Tickets verkauft worden.
Die Nachfrage sei von fast überall her groß gewesen, wie Ackermann berichtet: „Zum Teil hatten die Gäste zwei Stunden Anfahrtsweg.“

Ruhig blieb es hingegen dort, wo an einem solchen Fasnachtsfreitag normalerweise alles Kopf steht: In der Laufenburger Altstadt.

Über die Grenze hinaus: Zwar finden im badischen Laufenburg keine Veranstaltungen statt, zu hören war die Guggen-Party in der Schwesterstadt dort trotzdem wie das Video von der Laufenbrücke zeigt.
Nur aus der Ferne hörte man hier die die Trommeln, Trompeten und Posaunen. Es klang wie einen Gruß aus einer anderen Zeit.