Harald Schwarz

Ulf Pasternack ist mit seinem Kajak oft auf dem Rhein unterwegs. So auch dieses Jahr an Pfingsten. Er wohnt in Schwörstadt, einen Katzensprung vom Rhein entfernt. Er sammelt Müll, welcher auf dem Wasser dümpelt.

Der Finder der Flaschenpost: Ulf Pasternack aus Schwörstadt.
Der Finder der Flaschenpost: Ulf Pasternack aus Schwörstadt. | Bild: Harald Schwarz

Pasternack ist überzeugt, seinen Beitrag dafür zu leisten, dass Plastik und Kunststoffe reduziert werden, die ohnehin schon in kaum vorstellbaren Mengen auf den Meeren „entsorgt“ werden. Er befindet sich auf der Höhe Wehramündung bei der Sandbank.

Die Fundstelle der Flaschenpost in der Nähe der Wehramündung in den Rhein.
Die Fundstelle der Flaschenpost in der Nähe der Wehramündung in den Rhein. | Bild: Ulf Pasternack

Im Schilf sah er immer wieder Müll in Einbuchtungen. „Da hatte ich mir gedacht dass ich da mal bei Gelegenheit reinfahre und Plastikmüll sammle. Da war diese Flasche und ich wollte sie zuerst im Wasser belassen“, erinnert sich Pasternack.

Die Flaschenpost: Etwas vergilbt aber unversehrt nach 44 Jahren im Rhein
Die Flaschenpost: Etwas vergilbt aber unversehrt nach 44 Jahren im Rhein | Bild: Harald Schwarz

Die Glasflasche gehe irgendwann kaputt und schleife sich rund, so dachte er sich das. Aber er fischte sie aus dem Wasser.

Im Kreise von Verwandten und Bekannten wurde die mit einem soliden Korken und Schraubverschluss verschlossene Flasche geöffnet.

Der Absender der Flaschenpost: Vor 44 Jahren war das der Kindergarten Schillerstraße.
Der Absender der Flaschenpost: Vor 44 Jahren war das der Kindergarten Schillerstraße. | Bild: Harald Schwarz

Ein Papierblatt kam zum Vorschein. Eine Flaschenpost vom damaligen Kindergarten „Schillerstraße“. Das war vor 44 Jahren.

Rückblick: Was 1977 geschah

Die junge, damals erst seit kurzem beim Kindergarten „Schillerstraße“ tätige Erzieherin Heidemarie Ak macht sich mit Ihrer Gruppe von 25 Kindern und weiteren Kolleginnen auf den Weg zum Rhein in der Nähe des Bootshauses. Sie haben sich vorbereitet. Das Thema: „Kinder aus aller Welt, wir suchen Freunde“. Zur Vertiefung wurde den Kindern ein Bilderbuch gezeigt. Darin eine Szene, wie ein Kind eine Flaschenpost in das aufgewühlte Meer wirft. Immer wieder wird diese Flaschenpost gefunden und wieder ins Meer geworfen.

Erzieherin Heidemarie Ak mit dem Buch zum Thema „Kinder aus aller Welt, wir suchen Freunde“.
Erzieherin Heidemarie Ak mit dem Buch zum Thema „Kinder aus aller Welt, wir suchen Freunde“. | Bild: Harald Schwarz

In diesem Sinne wollte Erzieherin Heidemarie Ak diese Aktion handhaben. In der Hoffnung es kommt jemand vorbei und bringt die Flasche zurück. Eine Nachricht wurde geschrieben und in die Flasche gefaltet. Jedes Kind durfte sich mit einer Zeichnung verewigen.

Nach 44 Jahren kommt die Flaschenpost zurück

Auf Umwegen kam die grasgrüne, inzwischen etwas vergilbte, aber unversehrte Flasche an den richtigen Empfänger. Im Lauf der Jahre wurde Säckingen in „Bad Säckingen“ umgetauft. Der Kindergarten „Schillerstraße“ wurde umfirmiert in „Städtisches Kindertageheim St. Vinzenziusverein“. Aber mit einem Funken Fantasie war der Empfänger eindeutig zuzuordnen.

So schließt sich der Kreislauf des ursprünglichen Themas der Aktion: „Kinder aus aller Welt, wir suchen Freunde“. Heidemarie Ak sagt dazu: „Wenn ich Respekt und Achtung vor anderen Kulturen und Menschen habe, sollte das auch die Natur mit einschließen. Das ist nicht trennbar. Alles gehört schließlich zusammen. Trotz Unterschiedlichkeit sind wir Menschen gleich. In dieser Verschiedenheit sollten wir uns respektieren. Mit unserem Handeln nehmen wir direkten Einfluss.“ Eine Flaschenpost könne ein Beitrag zu diesem Ziel sein, so Heidemarie Ak.

Inzwischen haben die Flasche und deren Inhalt einen Ehrenplatz in der Büroregalwand von Kindergartenleiterin Stefanie Rufle gefunden. Ein endgültiger Platz wird voraussichtlich in einem Aquarium sein – gespendet von Ulf Pasternack.

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