Der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine hält die Welt weiter in Atem – auch die Menschen bei uns in der Region. Mittlerweile sollen zwei Millionen Menschen aus dem osteuropäischen Land geflohen sein. Während die meisten in Nachbarländern wie Polen, Rumänien oder Ungarn Zuflucht finden, gibt es auch viele, die den Weg nach Deutschland finden – und das bis an den Hochrhein. Der SÜDKURIER hat sich bei lokalen Helfervereinen umgehört, wie sie sich vorbereiten und wie Bürger vor Ort helfen können.

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Helferkreise werden reaktiviert

Noch scheint die Lage in den Gemeinden am Hochrhein relativ ruhig zu sein. Zumindest vordergründig. Denn im Hintergrund laufen bereits Vorbereitungen und Vereine bereiten sich darauf vor, ihr Engagement wieder zu erhöhen. So auch der Bad Säckinger Verein Refugees Integrated. In einer Rundmail wandte sich Vorsitzender Frank van Veen schon vor zwei Wochen an Freunde und Unterstützer des Vereins: „Für uns als Verein fordert die Situation, bereit zu sein, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen und zu betreuen“, heißt es in dem Schreiben. Die Mitglieder sollen sich demnach für ein erneutes Engagement bereit halten.

Frank van Veen, Vorsitzender bei Refugees Integrated in Bad Säckingen, bereitet sich auf Geflüchtete aus der Ukraine vor.
Frank van Veen, Vorsitzender bei Refugees Integrated in Bad Säckingen, bereitet sich auf Geflüchtete aus der Ukraine vor. | Bild: Esteban Waid

Im Moment gebe es aber nicht viel, was Bürger und Vereine tun können. Sie könnten lediglich mitteilen, wenn sie Wohnraum zur Verfügung stellen möchten. Das Meiste laufe noch über private Kontakte, so van Veen. Vor allem Geldspenden seien aktuell hilfreich. Denn bei den den meisten Organisationen seien die Lager mit Sachspenden bereits voll. Mit Geld könnten die Ressourcen je nach Bedarf eingesetzt werden. Bei den Organisationen oder Vereinen könnten Bürger im Zweifel direkt anfragen, was gebraucht wird.

Auch Rheinfelden hält sich bereit

Ähnlich sieht die Situation in Rheinfelden aus. „Hier ist die Frage nicht, ob, sondern wann die ersten Gruppen von Geflüchteten die Stadt erreichen“, erklärt Rüdiger Lorenz, seit Kurzem Gemeinderat (Sozial ökologisches Rheinfelden) in Rheinfelden und ehrenamtlich tätig im Verein Freundeskreis Asyl. Dieser stehe für diese Aufgaben parat, sagt Lorenz: „Es ist wichtig, dass wir vorbereitet sind.“

Auch Rüdiger Lorenz und der Freundeskreis Asyl in Rheinfelden halten sich bereit für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten.
Auch Rüdiger Lorenz und der Freundeskreis Asyl in Rheinfelden halten sich bereit für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten. | Bild: SK

Doch auch hier laufe noch fast alles auf privater Ebene. Ukrainer, die in der Stadt ankommen, hätten über Verwandte oder Freunde den Weg hier her gefunden. Das könnte sich aber ändern, so Lorenz: „Wenn die Verteilung nach dem Königsteiner Schlüssel erfolgt, dann würde das für Rheinfelden bis zu 300 Menschen bedeuten. Und im Moment bedeutet das, dass 50 Prozent Kinder kommen.“ Dann würden vor allem auch auf Kindergärten und Schulen große Aufgaben zukommen.

Die Aufgabe des Freundeskreis beginne dann, wenn diejenigen Hilfe brauchen, die keine Kontakte vor Ort haben. Dazu steht der Verein im Kontakt mit der Stadt und auch mit dem Landkreis. „Zunächst werden die Hilfsangebote erst mal bei der Stadt gesammelt“, so Lorenz. Im Moment sei es vor allem wichtig, dass die Unterstützung effizient ablaufe, sodass die Menschen, die ankommen, auch psychisch zur Ruhe kommen können.

Mehr als 100 Teilnehmer waren jüngst zur Mahnwache für den Frieden in den Kastanienpark in Rheinfelden gekommen. Organisiert wird die ...
Mehr als 100 Teilnehmer waren jüngst zur Mahnwache für den Frieden in den Kastanienpark in Rheinfelden gekommen. Organisiert wird die Mahnwache vom Freundeskreis Asyl. | Bild: Horatio Gollin

Rickenbach nimmt Unterkunft wieder in Betrieb

Unabhängig von den aktuellen Geschehnissen in der Ukraine beschloss der Caritasverband Hochrhein in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt bereits Anfang des Jahres, dass die Unterkunft in Rickenbach wieder in Betrieb genommen werden soll, wie Martin Riegraf, Vorstand des Verbands, gegenüber dem SÜDKURIER erklärt.

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Bereits zum 01. März wurde die Unterkunft vom Landkreis angemietet. Derzeit werde sie aber noch umgebaut, so Riegraf. Aktuelle rechne der Landkreis damit, die Einrichtung Mitte April beziehen zu können. Wie in allen Gemeinden sei aber auch in Rickenbach noch unklar, wie viele Ukrainer kommen werden, und ob sie in klassische Unterkünften untergebracht werden.

Normalerweise wurden Geflüchtete über die Erstaufnahmestellen des Landes auf die Landkreise verteilt. „Im Fall der Menschen aus der Ukraine gilt dies zwar grundsätzlich auch, nur scheint es so zu sein, dass viele der Geflüchteten direkt auf Netzwerke von Bekannten und Verwandten zurückgreifen können, welche bei uns leben und zunächst gar nicht über den Weg der Erstaufnahmestellen gehen müssen“, schreibt Riegraf.

Möglichst wenig Bürokratie in Lauchringen

In Lauchringen kamen Verantwortliche der Gemeinde, der Bürgermeister und Ehrenamtliche des örtlichen Helferkreises am vergangenen Freitag, den 11. März, für ein Austauschgespräch zusammen. Auch Ukrainer und Menschen mit ukrainischen Wurzeln wurden für den Austausch eingeladen.

Einige dieser Familien haben schon Geflüchtete aufgenommen, wie Horst und Monika Studte vom Helferkreis erklären. Zwei Ukrainerinnen haben sich neben ihrem Hauptberuf auch als Dolmetscherinnen zur Verfügung gestellt.

Geklärt wurden unter anderem auch, welche Bedürfnisse die Menschen haben, die hier ankommen. Besonders die Bürokratie soll klein gehalten werden: „Ein wichtiger Schritt war, dass die jetzt nicht zu zwanzig verschiedenen Behörden rennen müssen. Mit einer Anmeldung werden alle Probleme abgedeckt“, erklärt Horst Studte. Zusätzlich sei in Lauchringen auch sichergestellt worden, dass Kinder in Kindergärten und Schulen unterkommen können.

Auch der Wohnraum sei ein wichtiges Thema gewesen. Die Familien sind zwar privat untergekommen – die Verhältnisse seien zum Teil beengt und eignen sich nur als Lösung für wenige Tage. In Lauchringen ruft die Stadt deshalb ihre Bürger auf, verfügbaren Wohnraum der Gemeinde zu melden. Darüber hinaus verfüge Lauchringen über eigene Unterkünfte, die bis Ende der Woche hergerichtet werden sollen. Falls dies nicht reichen sollte, gebe es auch eine letzte Option: „Die Gemeinde, greift zur Not auch auf Leerstehende Wohnungen zurück“, sagt Horst Studte.

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