Bei der revierübergreifenden Treibjagd am Samstag haben mehrere Jäger im Wutacher Wald einen Wolf gesichtet. Forstrevierleiter Christian Dellers hat die Beobachtungen an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt gemeldet. Ob es sich bei dem Tier um einen der drei territorialen Wölfe im Schwarzwald oder einen Neuzugang handelt, ist unklar.
Gleich mehrere Jäger haben den Wolf am Samstagmorgen in der Nähe der Vorholzhütte auf Wutacher Gemarkung gesehen. „Es gab fünf, sechs unabhängige Sichtungen“, schildert Forstrevierleiter Tristan Dellers am Montag. Er sei an diesem Tag als Treiber eingesetzt gewesen und habe den Wolf nicht selbst gesehen. Insgesamt waren 28 Schützen und 15 Treiber in dem Revierbereich unterwegs gewesen.
Wolf war nur 15 Meter entfernt
Einer, der dem Wolf sehr nahe kam, ist Tobias Armbruster. Er hatte gegen 10 Uhr seinen Stand bezogen. Als er sich auf seinem Hochsitz umdrehte, sah er in rund 15 Metern Entfernung den Wolf stehen.
„Der hat sich ganz leise angeschlichen, ich habe ihn nicht gehört.“ Ein paar Sekunden habe das Tier ruhig dagestanden, ehe es links am Hochsitz vorbeigezogen ist und verschwand. Armbruster hat noch versucht, ein paar Bilder zu machen. Aber mehr als einen grauen Fleck im herbstlichen Laub sieht man darauf nicht.
„Das war ein unbeschreibliches Gefühl, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.“Tobias Armbruster, Jäger
Der erfahrene Jäger aus dem schwäbischen Raum ist seit einigen Jahren mit Christian Dellers bekannt und geht auch regelmäßig im Schwarzwald auf die Jagd.
Die Begegnung mit dem Wolf sei ein einmaliger Gänsehautmoment gewesen – und durchaus auch mit etwas Angst behaftet. „Man weiß ja nicht, wie das Tier reagiert“, sagt Armbruster.
Die Sorge der Jäger habe vor allen Dingen den 15 Hunden gegolten. Die werden bei einer Treibjagd vom Stand gelassen, um das Wild aufzuspüren, und befinden sich teils weit weg von ihren Besitzern. „Gegen den Wolf hätten sie ja keine Chance“, sagt Armbruster. Glücklicherweise seien alle 15 Hunde wohlauf.
Christian Dellers hat die Foto- und Filmaufnahmen, welche die Jäger gemacht haben, an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) geschickt. Diese ist dem Landesumweltministerium zugeordnet und übernimmt auch das Wolfsmonitoring.
Zuordnung mit Bildern schwierig
„Grundsätzlich ist es sehr schwierig bis unmöglich, einzelne Wölfe anhand von Bildmaterial individuell zu bestimmen“, teilt Felix Böcker auf Nachfrage mit. Dafür sei genetisches Material notwendig, wie Kot (Losung) oder Speichelspuren an gerissenen Tieren.
„Fotos von Wölfen können meist nur räumlich bekannten Tieren zugeordnet werden. Es ist aber nie ausgeschlossen, dass es sich auch um einen anderen Wolf handelt“, so Böcker.
Derzeit wisse man von drei territorialen Wölfen im Schwarzwald. „Weitere Individuen wurden nachgewiesen. Bei diesen Tieren ist unbekannt, ob sie weitergezogen sind, oder ob sie nach wie vor in der Region sind“, sagt Böcker abschließend.
Wie viele Wölfe leben in unserer Region?
Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir hier für Sie zusammengestellt:
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