Die Betreiber von Tankstellen auf deutscher Seite des Hochrheinufers sind schon lange auf mindestens ein zweites Standbein angewiesen. Ein kleiner Einkaufsmarkt gehört in der Regel ebenso dazu, wie eine Waschanlage. Der Verkauf von Diesel, Benzin oder Super alleine reicht nur in den seltensten Fällen zum Überleben. Auch bei den aktuell hohen Preisen an den Zapfsäulen. Aber warum ist das so?

Die Nachfrage sinkt

Das Homeoffice, also das vermehrte Arbeiten vom heimischen Arbeits- oder Wohnzimmer aus, spart so manche Fahrt zur Tankstelle und wenn doch, dann überlegt so manch einer auch noch, ob sich nicht doch eine Fahrt in die Schweiz lohnen könnte.

Das und die hohen Abgaben je Liter Sprit via Steuern an den Staat, lassen so manchem Tankstellenbetreiber graue Haare sprießen. So auch Markus Holzmann und Stefan Isele von der freien Tankstelle BFT in Wutöschingen.

Homeoffice macht sich bemerkbar

Eigentlich prädestiniert gelegen, direkt an der B 314, merkt das Duo die weniger gefahrenen Kilometer. Markus Holzmann: „Wir spüren das Homeoffice. Im Januar 2021 war es ganz ruhig an der Tankstelle.“ Im April/Mai sei es wieder besser geworden. Tendenziell sei die Nachfrage nach Sprit im Sommer höher, weil in der wärmeren Jahreszeit mehr gefahren werde, erklärt Markus Holzmann.

Mehrere Standbeine

Ein Reifendienst in Kombination mit einer Werkstatt für alle Modelle mache die Situation einfacher, erklären Isele und Holzmann im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Ungeachtet der hohen Sprit-Preise.

Denn der Großteil der Einnahmen aus Diesel und Benzin gehe via Steuern an den Staat. Deshalb sagt Markus Holzmann ohne Umschweife: „Wir selbst haben nichts davon, wenn die Preise hochgehen.“ Denn bei einen Preis von 1,454 Euro pro Liter Super E10 geht knapp ein Euro an staatlichen Abgaben ab. Außerdem, so rechnet Holzmann vor, gingen noch die Herstellkosten der Raffinerie, die Transportkosten sowie der Aufschlag des Lieferanten ab. Am Ende blieben soll je Liter lediglich Einnahmen im einstelligen Cent-Bereich tatsächlich übrig.

Die Abzüge, angefangen bei der Mehrwertsteuer bis hin zur Erdölbevorratungsabgabe, summieren sich in diesem Fall auf exakt 0,9667 Euro je Liter Super E10 (laut Berechnung des ADAC). Deshalb sei es grundsätzlich schwierig, eine Tankstelle ohne weitere Einnahmequellen zu führen. Gemeinsam betreiben Holzmann und Isele als Geschäftsführer die M&M KFZ-Service GmbH, die der Tankstelle angegliedert ist.

So setzt sich der Benzinpreis zusammen

Sie selbst, obwohl Betreiber einer freien Tankstelle, könnten den Preis nur ganz leicht beeinflussen. Es gebe zu viele Vorgaben zu beachten wie Steuern, Transportkosten und letztlich natürlich den Einkaufspreis.

Deshalb kommen die beiden Geschäftsführer zum Schluss: „Wenn überhaupt, dann liegt unser Ermessensspielraum im unteren einstelligen Cent-Bereich.“ Aber immerhin. Denn als Betreiber einer freien Tankstelle können Holzmann und Isele über den Preis – in eben diesem Rahmen – selbst entscheiden. Denn ein Großteil der Kosten pro Liter legen im Prinzip andere fest.

Preis kann sich pro Tag verändern

Konzerne würden die Preise in der Regel von der Zentrale aus steuern – bis zu zehn Mal am Tag. Holzmann und Isele räumen ein, dass sich der Preis bei ihnen im gleichen Zeitraum auch verändern kann. Aber: „Die Konzerne geben den Takt vor, wir ziehen nach“, erklärt Geschäftsführer Markus Holzmann.

Morgens seien die Preise oft am höchsten, ein klares Muster der Preisgestaltung bei seinen Mitbewerbern will Holzmann indes nicht erkennen. „Das Muster ist nicht immer das Selbe.“ Dennoch gehört das Beobachten der Konkurrenz zum täglichen Geschäft.

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Die beiden Partner sind Eigentümer der gesamten Anlage an der Bundesstraße zwischen Stühlingen und Lauchringen. Den Kraftstoff würden sie in der Regel beim selben Lieferanten kaufen.

Doch der Preis dafür variiere täglich, gibt Markus Holzmann zu Protokoll. Vom Spritverkauf alleine könnte sein Unternehmen mit in Summe 21 Mitarbeitern, nur schwer überleben.

„Die Tankstelle alleine reicht nicht.“ Sein Betrieb verbrauche je Monat soviel Strom, wie ein Einfamilienhaus in einem ganze Jahr, rechnet Holzmann vor. „Auch die Zapfsäulen brauchen Strom.“

Geöffnet hat die Tankstelle 16,5 Stunden am Tag, von 6.30 bis 22 Uhr mit Personal, außerhalb dieser Öffnungszeiten können Benzin und Diesel via Tankautomat an den vier Zapfsäulen getankt werden.

Diesel geht am Besten

Noch immer werde am meisten Diesel verkauft, erzählt Holzmann. Noch bis vor Kurzem sei es „der“ Kraftstoff schlechthin gewesen. Und nicht nur das. Der Geschäftsführer schiebt ein, dass seine Kunden mit dem Diesel aus Wutöschingen sehr zufrieden seien.

„Wir bekommen immer wieder mal die Rückmeldung, dass man mit unserem Diesel am weitesten fahren kann.“ Und das, obwohl das Material oft aus der selben Raffinerie wie der Markenkraftstoff komme.

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