Nach dem Rätselraten seit letzter Woche steht nun fest: Es hat sich keiner verrechnet, die von den Planern überschlagenen Kosten sind wohl richtig. Demnach würde der Campus nach den vorliegenden Angeboten tatsächlich knapp 44 Millionen kosten. Planer, Projektsteuerer und die Stadt mit Bürgermeister Alexander Guhl hatten am Dienstag ein Gespräch, das Klärung bringen sollte. Die Planer hätten aufgezeigt, in welchen Gewerken es zu den Steigerungen kam, so Guhl. Es müsse jetzt davon ausgegangen werden, dass die Kosten wirklich bei 43,8 Millionen Euro liegen, resümiert er. Dennoch sei ihm eine solche Steigerungen nach wie vor unerklärlich.
Ist das jetzt das Aus für den Campus?
Soweit will der Bürgermeister nicht gehen und auch nicht von Insolvenz sprechen. Im Gegenteil sieht er Chancen. Die sehen so aus: Projektsteuerer, Planer und Bauleiter hätten jetzt noch bis Ende Woche Hausaufgaben zu machen. Sie sollen über die Unterlagen gehen und Einsparungsmöglichkeiten finden. Ohne Einsparungen werde es bei dem Projekt nicht weitergehen, ist sich Guhl sicher.
Kosten runter, Einnahmen hoch
Je nachdem, wie hoch diese Einsparungen ausfallen, müsse auch über die künftige Einkommensseite der Campus GmbH gesprochen werden. Dabei wird es laut Guhl um die Höhe der Mieteinnahmen gehen. Das bedeutet: Guhl und Geschäftsführer Jörg Blattmann werden auch mit den künftigen Mietern, also den Ärzten, den Betreibern von Apotheke, Sanitätshaus und dem Marienhaus sprechen müssen. Dekan Peter Berg, aktuell Geschäftsführer des Marienhausträgers St. Vincentiusverein, hatte gegenüber dem SÜDKURIER bei der Mietfrage bereits ein kleines Entgegenkommen signalisiert. Zu weiteren Rettungsmöglichkeiten will sich Guhl derzeit nicht äußern.
Gibt es noch weitere Rädchen, an denen man drehen kann?
Guhl und Blattmann hatten bereits beim Pressegespräch vergangene Woche gesagt, dass lediglich eine kleine Chance bestehe, wenn alle mithelfen. Da gibt es nach Lage der Dinge vielleicht noch weitere Rädchen, an denen gedreht werden kann. Falls sich die Einnahmen tatsächlich erhöhen lassen, könnte auch ein höherer Bankkredit noch wirtschaftlich bedient werden. Das ist ein reines Rechenbeispiel. Nach den derzeitigen Verträgen mit den Mietern kalkuliert die Campus GmbH mit rund 1,2 Millionen Euro Mieteinnahmen im Jahr. Dem zugrundgelegt sei laut Guhl ein Mietpreis von zwölf Euro pro Quadratmetern. Eine Bereitschaft der Mieter vorausgesetzt, wären dann weitere Abstimmungen mit der finanzierenden Bank nötig.
Muss das Erbbaupacht-Arrangement so bleiben wie es ist?
Zunächst einmal als Gedankenspiel könnte auch die Immobilie des ehemaligen Spitals in der weiteren Finanzierung eine Rolle spielen. Dort steht ein Gebäude auf einem großen Grundstück. Vielleicht ließen sich Teile verkaufen. Das wiederum könnte nur in Abstimmung mit dem Landkreis Waldshut geschehen, der die Liegenschaft an die Stadt erbbauverpachtet hat. Ein Teilverkauf – egal ob Gebäude oder Grundstück – ginge nur mit ihm.