Susann Duygu-D'Souza

Das Klinikum Hochrhein hat sich an der Großkundgebung der Krankenhäuser in Stuttgart beteiligt. 32 Beschäftigte – vornehmlich Schüler aus der Pflege und Verwaltungsmitarbeiter – sind gemeinsam am Mittwochmorgen mit einem Bus nach Stuttgart gefahren, um der Forderung nach dem sofortigen Ausgleich von Personal- und Inflationskosten Nachdruck zu geben.

Etwa 5.000 Menschen waren nach Angaben der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) insgesamt bei der zentralen Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz dabei. Bei dieser wiesen die Demonstranten mit Plakaten auf die Missstände hin. Auch die Mitarbeiter des Klinikums hielten Plakate mit den Aufschriften: „Diagnose Kapitalismus – Prognose tödlich“ oder „Sparen, bis kein Arzt mehr kommt“.

„Faire Löhne brauchen faire Finanzierung“, „Inflationsausgleich“ oder „Gesundheitssystem fährt an die ...
„Faire Löhne brauchen faire Finanzierung“, „Inflationsausgleich“ oder „Gesundheitssystem fährt an die Wand“ steht auf den Plakaten der Mitarbeiter des Klinikums Hochrhein. | Bild: Klinikum Hochhrein

Grund der Demonstration

Drei Viertel der Kliniken in Baden-Württemberg rechnen damit, in diesem Jahr in
die roten Zahlen zu rutschen. Aus diesem Grund hat die Baden-Württembergische
Krankenhausgesellschaft am Mittwoch in Stuttgart zu einer Demonstration aufgerufen.

Auch das Klinikum Hochrhein beteiligte sich an der Aktion und rechnet zum Jahresende mit einem Defizit. „Gestiegene Energiekosten, der allgegenwärtige Fachkräftemangel, die enorme Inflation sowie die außergewöhnlich hohen Tarifvereinbarungen belasten das Waldshuter Krankenhaus und dessen Mitarbeiter“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das sagen die Teilnehmer

Burim Kjerimi aus der Verwaltung des Klinikums Hochrhein bei der Großkundgebung in Stuttgart dabei.
Burim Kjerimi aus der Verwaltung des Klinikums Hochrhein bei der Großkundgebung in Stuttgart dabei. | Bild: Klinikum Hochrhein

Burim Kjerimi, Verwaltungsmitarbeiter im Klinikum Hochrhein: „Ich war in Stuttgart dabei, weil mir die Zukunft der Krankenhäuser in Deutschland wichtig ist.“ Und auch Luisa Denz, Pressesprecherin am Klinikum, sagt: „Ein Eckpfeiler der Unternehmenskommunikation ist es auch, darauf aufmerksam zu machen, dass sich die Rahmenbedingungen im Klinikalltag verbessern müssen.“

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Das sagt der Klinikum-Geschäftsführer

Die medizinische Versorgung kann einzig und allein aufgrund des hohen Einsatzes der Mitarbeiter gewährleistet werden – dies jedoch auf Kosten der Pflegekräfte, Ärzte und Therapeuten. Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer am Klinikum Hochrhein: „Das unser Gesundheitssystem sehenden Auges an die Wand gefahren wird, ist für uns unlängst zum Alltag geworden. Doch auch die Bürger müssen endlich erkennen, dass die sich stetig verschlechternde Gesundheitsversorgung nicht nur hier vor Ort ein Problem ist – sondern flächendeckend in Deutschland.“ Er betont: „Was wir Krankenhäuser benötigen, sind Verlässlichkeit und eine stabile Finanzierung! Und damit meine ich Sicherheit für alle Krankenhausträger und deren Beschäftigte, aber auch und vor allem für unsere Patienten!“

Insolvenzwelle breitet sich aus

In der Pressemitteilung heißt es weiter: „Trotz der großen Not lehnt Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Forderungen der Kliniken nach einer finanziellen Stabilisierung weiterhin ab, derweil die Insolvenzwelle im Krankenhausbereich anrollt, wie jüngste Meldungen unter anderem aus Nordrhein-Westfalen, dem Saarland oder Rheinland-Pfalz zeigen. Betroffen sind unlängst nicht mehr nur kleine Kliniken, sondern auch
Maximalversorger.“

32 Mitarbeiter des Klinikums Hochrein in Stuttgart Video: Burim Kjerimi, Klinikum Hochrhein

„Statt einer regionalen ambulanten und stationären Sicherstellungsplanung sowie einer Entrümpelung der überzogenen Bürokratie, wird heckenschnittartig und alleinig die Zentralisierung und der Abbau von Krankenhauskapazitäten umgesetzt. Wer glaubt, die Regierung hätte eine konkrete und funktionierende Versorgungsidee für die Zukunft, der irrt“, betont Hans-Peter Schlaudt.

Die Resignation in den Kliniken sei groß. Das sei auch der Grund, weshalb sich das Klinikum an der Demonstration beteiligt habe. „Wir können und werden nicht länger akzeptieren, dass ein staatliches Gesundheitssystem die Bürger derart im Stich lässt“, so Schlaudt.

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Für eine gesicherte Zukunft der Kliniklandschaft in Deutschland wünscht sich Schlaudt einen ganzheitlichen Umbau der Versorgungsstrukturen, der auch die nicht stationären Realitäten in den Regionen berücksichtigt.

„Aktuell laufen wir mit Vollgas in eine Rationierungsphase mit Wartezeiten und einer Patientenselektion (Triage) nach Dringlichkeit der medizinischen Behandlung“, so Schlaudt abschließend. Doch auch wenn vielerorts die Lage prekär sei, betont der Geschäftsführer, dass in Waldshut keine Schließung droht.