Susann Duygu-D'Souza

Viele Krankenhäuser leiden unter Personalmangel. Vor allem in der Pflege sind Arbeitskräfte rar. So auch am Klinikum Hochrhein. Als Gründe werden unter anderem starre Dienstpläne und wenig Flexibilität genannt.

Daher hat das Klinikum Hochrhein in Waldshut jetzt einen sogenannten Flexpool eingerichtet, probeweise aber erst einmal nur für die Pflegekräfte einer Station, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Ziel des Flexpools ist es, maximale Flexibilität in der Arbeit zu ermöglichen und dadurch auch Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.

So funktioniert der Flexpool

„Du sagst wann, wir sagen wo“ – lautet der Slogan für das neue Arbeitsmodell, der das Wesentliche eigentlich schon erklärt. Kernstück des Projekts ist eine App, in der zum einen das Klinikum offene Dienste anbietet, zum anderen jedoch auch der Flexpool-Mitarbeiter Dienste anbieten kann.

Der Mitarbeiter kann so in Ruhe schauen, welcher Dienst zu ihm passt oder auch selbst entscheiden, dass er am Wochenende lediglich vier Stunden arbeiten möchte und diesen Dienst anbieten, erklärt Luisa Denz, Pressesprecherin am Klinikum Hochrhein. „Maßgebend für den Einsatz ist dann natürlich das verhandelte Stundenkontingent, dass ebenfalls in der App hinterlegt ist.“

Erste Erfolge

„Wir sind zwar noch am Anfang des Flexpools, hatten jedoch einen Tag nach der Veröffentlichung der Stelle bereits zwei vielversprechende Bewerbungen“, erklärt Karin Denz, Bereichsleitung Personalmanagement, und führt aus, dass das besondere für beide Seiten die unkomplizierte Abwicklung sei. „Niemand muss telefonieren, oder Mails schreiben, alles wird bequem über die App geregelt.“

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Im Vorfeld der Etablierung des Flexpools galt es jedoch zu klären, wie die Flexpool-Mitarbeiter überhaupt angestellt werden. „Das war herausfordernd, denn es galt zahlreiche Faktoren zu bedenken. Unser Ziel ist es ja, jedem, egal in welcher Lebenssituation er sich befindet, eine Möglichkeit zu bieten, bei uns tätig zu werden. Da sind zum einen Menschen in Elternzeit, Rentner, Menschen, die bereits einen 520 Euro Job und einen Vollzeitjob haben, aber dennoch ein paar Stunden on Top arbeiten wollen – oder eben Menschen, die in der Schweiz wohnen oder arbeiten“, erklärt Personaldirektor Michael Schanz.

Auch der Betriebsrat steht hinter dem Modell

Involviert in den Prozess war auch der Betriebsrat des Klinikums. „Für uns war von Anfang an klar, wir gehen da mit. Denn die Entlastung unserer Mitarbeiter ist für uns ein erklärtes Ziel“, betont Klaus Spinner, Betriebsratsvorsitzender.

Seine Stellvertreterin Elisabeth Sirch ergänzt: „Der Arbeitnehmerschutz steht hierbei für uns an erster Stelle, wir sind Mitglied im TVöD und so wollen wir natürlich auch den Mitarbeitern im Flexpool einen passenden Rahmen und Sicherheit bieten können. Das ist gut gelungen, und nun sind wir gespannt, wie erfolgreich wir mit diesem Projekt werden.“

Neues Modell soll Entlastung bringen

„Die Gewährleistung der Patientenversorgung steht für uns natürlich an erster Stelle. Aber wir wollen diese im Bedarfsfall nicht mehr dadurch kompensieren müssen, dass unser Stammpersonal gehäuft einspringt. Die Hoffnung liegt nun darin, dass wir die Rahmenbedingungen im Flexpool so attraktiv ausgearbeitet haben, dass sich unser Flexpool mit Leben füllt“, so Klinikum Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt.

Pflegedirektor Frank Müller ergänzt: „Auch wenn die Rahmenbedingungen in der Pflege derzeit schwierig sind, schätze ich mich glücklich, dass wir im Rahmen der Projektgruppe die Möglichkeit haben, neue Wege zu erproben, um Pflege neu zu denken. Ich erhoffe mir hiervon auch, neben dem Flexpool, noch weitere Ideen, die den Arbeitsalltag unserer Pflegekräfte vereinfach werden.“

So gleicht das Klinikum den Mangel derzeit aus

Um dem Mangel an Pflegekräften auszugleichen, gibt es derzeit am Klinikum Hochrhein sogenannte Arbeitnehmerüberlassungskräfte.

„Doch das Arbeitsmodell auf Zeit ist kein adäquater Ersatz für eigenes Stammpersonal, denn abgesehen von den Kosten, die lediglich zu einem Drittel von den Krankenkassen refinanziert werden, ist die Logistik rund um die Arbeitnehmerüberlassungskräfte extrem hoch“, heißt es in der Pressemitteilung des Klinikums. „Wir verhandeln mit Agenturen, feilschen um Preise und sind gezwungen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen – in Waldshut eine große Herausforderung“, erklärt Karin Denz, Bereichsleitung Personalmanagement.