Maximale Auslastung erreicht, Verzögerung bei der Patientenaufnahme: Welche Konsequenzen der eklatante Personalmangel im Gesundheitswesen in der Region haben kann, zeigte sich am vergangenen Wochenende offenbar am Klinikum Hochrhein in drastischer Weise.

Und nachdem jahrelang stets der Eindruck erweckt worden war, dass das Klinikum Hochrhein trotz aller Herausforderungen stets Herr der Lage sei, gibt es nun überaus drastische Vorstöße und Appelle des Geschäftsführer Hans-Peter Schlaudt, wie die Lage in den Griff bekommen werden soll.

„Eine verheerende Situation für uns“

Demnach sei das Haus am Samstag wie auch am Sonntag „maximal belastet“ gewesen, räumt das Krankenhaus jetzt in einer Mitteilung ein: „Am Samstag lagen wir 15 Prozent über dem durchschnittlichen Patientenaufkommen, am Sonntag waren es 45 Prozent. Eine verheerende Situation nicht nur für uns, sondern auch für die Rettungsdienste“, betont Stefan Kortüm, Chefarzt der zentralen Notaufnahme.

„Es sind schwierige Zeiten und es ist keine Entlastung in Sicht. Wir sind daher auf
die Mithilfe aller angewiesen“, fügt Hans-Peter Schlaudt, Geschäftsführer der
Klinikum Hochrhein GmbH hinzu.

OP-Termine werden verschoben, Patienten sollen schneller entlassen werden

Konkret bedeute das, dass Ressourcen konzentriert und teilweise geplante Termine verschoben werden müssten: „Wir werden in den kommenden Wochen die OP-Kapazitäten reduzieren müssen.“ Außerdem sei wichtig, dass die Pflegeheime ihre Patienten so schnell wie möglich wieder aufnähmen – ungeachtet von deren Corona-Status, so Schlaudt weiter. Denn dass dies nicht gemacht werde sei ein Faktor, der die Klinik-Ressourcen stark belaste.

Gleiches gelte auch für die Entlassung von älteren Menschen in die familiäre Umgebung. „Als Klinikum sind wir keine Pflegeeinrichtung und derzeit leider verstärkt darauf angewiesen, dass wir die Bettenkapazitäten für behandlungsbedürftige Patienten freibekommen“, so Schlaudts unerwartet drastische Darstellung.

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Notaufnahme nicht als Ersatz für Hausarzt-Termin missbrauchen

Regelrecht überlaufen würden die Kliniken auch gerade an Feiertagen, Wochenenden oder anderen Zeiten, zu denen Hausarzt- oder Facharztpraxen geschlossen seien. Auch hier appelliert das Klinikum zu mehr Zurückhaltung.

Außerhalb der Öffnungszeiten von Arztpraxen seien die Notfallpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung aufzusuchen oder eben der ärztliche Bereitschaftsdienst. Über die Telefonnummer 116117 oder auf www.kvbawue.de/buerger könnten diensthabende Praxen abgefragt werden.

„Die Notaufnahmen sind kein Ersatz für hausärztliche und ambulant behandelbare
Fragestellungen, das muss man in aller Klarheit sagen“, betont Schlaudt. Weder könnten sich die Ärzte und Pflegekräfte um Lappalien kümmern, noch hätten sie Kapazitäten, um den Unmut von Patienten zu ertragen, die sich über Wartezeiten ärgerten: „Leider sind es oft genau jene, die eben kein Notfall sind.“

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Es müsse dringend ein Umdenken her – auch mit Blick auf die Wertschätzung von Pflegekräften, unabhängig, ob diese in einer Klinik oder einer anderen sozialen Einrichtung arbeite, fordert Schlaudt: „Wir alle können froh und dankbar sein, um jede Pflegekraft, die ihrem Beruf noch die Treue hält.“

Impfpflicht verschärft Probleme

Vor diesem Hintergrund sei gerade auch die einrichtungsbezogene Impfpflicht aus Sicht der Klinik-Geschäftsführung ein Unding, verschärfe sich doch das generelle Personalproblem noch zusätzlich.

„Am Klinikum Hochrhein dürfen die Ungeimpften derzeit noch tätig sein, jedoch
wurden bereits Fristen zum Erbringen eines entsprechenden Impfnachweises
gesetzt. Neue Mitarbeiter ohne Impfnachweis können gemäß politischen Vorgaben
nicht eingestellt werden.“ All das seien laut Schlaudt „absurde“ Vorgaben.

„Gesundheitsversorgung in der Fläche steht auf der Kippe“

Denn de facte werde das vorhandene Personal weiter überlastet und gehe irgendwann in die Knie. Lücken müssten dann „mit den knappen und überteuerten
Leiharbeitskräften“ aufgefüllt werden – die entstehenden Kosten würden aber nur zu einem Drittel von den Krankenkassen bezahlt.

„Das kann so einfach nicht mehr weiter gehen,“ so Schlaudt und fordert: „Wenn die Politik jetzt nicht umdenkt, weiß ich nicht, wo diese Zustände noch hinführen sollen.“

Weder Bundespolitik noch Kostenträger hätten bisher verstanden „dass die verlässliche Gesundheitsversorgung der Menschen in der Fläche auf der Kippe steht“, so Schlaudt.

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