Es ist eine alarmierende Zahl: Der Anteil der Patienten mit einem Suchtproblem liegt in den Praxen der niedergelassenen Ärzte in Südbaden bei 10 bis 15 Prozent. Diese Zahl, vorgestellt von Paula Hezler-Ruch, Präsidentin der Bezirksärztekammer Südbaden, zeigt, wie wichtig Unterstützung in diesem Bereich benötigt wird. Wege in die Sucht sind vielfältig und individuell ebenso vielfältig sind die Wege aus der Sucht heraus. Mit dem gemeinsamen Präventionsprojekt „Wege in die Sucht – Wege aus der Sucht“ (WISWAS) möchten die drei benachbarten Landkreise Lörrach, Waldshut und Konstanz in Zusammenarbeit mit der AOK Hochrhein-Bodensee gegensteuern und rund um das Thema Sucht sensibilisieren. Es geht dabei auch darum, Betroffenen sowie deren Angehörigen wichtige Unterstützung zu bieten, wie bei der Vorstellung des Projekts via Online-Stream deutlich wurde.

Was umfasst das WISWAS-Programm?

Interessierte Menschen sind eingeladen, sich über die meist die meist digitalen Informations- und Vortragsveranstaltungen, Workshops, sowie in Form von Lesungen, Filmen, Theaterstücken und Talkrunden über die Themen Abhängigkeit und Sucht zu informieren. Denn das Thema Sucht geht alle an: Betroffene wie Angehörige aber auch Freunde und Nachbarn, Kollegen, Lehrer sowie Mitarbeiter in Kliniken und Praxen. Rund 40 Veranstaltungen sind für den Zeitraum November bis April 22 bereits geplant, das WISWAS-Programm kann noch weiter ausgebaut werden.

Wann starten die Veranstaltungen?

Die Auftaktveranstaltung „Wege in die Sucht-Wege aus der Sucht“ findet am 8. November ab 18 Uhr als Hybridveranstaltung statt. Auf der Homepage www.wiswas.de ist das gesamte Programm zu finden und eine Anmeldung zu den Veranstaltungen möglich.

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Was bietet WISWAS außerdem?

Neben der Veranstaltungsreihe gibt es auf der Homepage weitere Angebote: beispielsweise den digitalen Elternabend mit 14 kompakten Videos, Kurzfilmen und einem Schulworkshop. Auch ein Kreativwettbewerb lädt dazu ein, sich mit dem Thema Sucht zu beschäftigen. Darüber hinaus gibt es eine Übersicht zu speziellen Angeboten, Hilfen und Kontakten zu Beratungsstellen.

Wie bewerten die Landräte das Projekt?

Warum unterstützt die AOK das Projekt?

Die AOK Hochrhein-Bodensee finanziert das Projekt mit 30.000 Euro. „Es ist wichtig, in Prävention zu investieren, aber auch Betroffenen Hilfen aufzuzeigen, Angehörige zu unterstützen und das Umfeld zu sensibilisieren“, erklärte Uwe Schreiber, Geschäftsführer der AOK Hochrhein-Bodensee. Er führte aus: „In Baden-Württemberg haben wir jedes Jahr rund 110.000 Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit Alkohol, dies entspricht einem Marktanteil von 45 bis 47 Prozent. Im Bereich der AOK Hochrhein Bodensee sind es 600 bis 700 Krankenhauseinweisungen.“ Zahlen die aufzeigen, wie wichtig es sei, mit Projekten wie WISWAS die Öffentlichkeit aufzurütteln, aufzuklären, Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten, so Schreiber.

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Wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?

„Während Corona sind die Zahlen um 20 Prozent eingebrochen, was zeigt, dass Sucht während der Pandemie noch viel mehr als sonst im Stillen stattgefunden hat“, betonte der AOK-Geschäftsführer. Die Pandemie habe die Suchtproblematik verstärkt und gerade im Bereich der Mediensucht seien die Zahlen deutlich gestiegen.

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Wie wird Sucht in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

„Mit der landkreisübergreifenden Zusammenarbeit bei WISWAS bekommt das Thema das Gewicht, welches es dringend benötigt“, sagte die Präsidentin der Bezirksärztekammer Südbaden. „Die Veranstaltungsreihe ist wichtig, denn in der Haltung gegenüber dem Thema Sucht liegen wir weit zurück. Nach außen und vor dem Gesetz wird Sucht seit 1968 als Krankheit definiert, aber in den Köpfen gilt sie fälschlicherweise oftmals noch als Charakterschwäche.“

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